Wo bleibt die Aufklärung? Wo die Solidarität?

«Wie steht’s bei euch mit der Impfung?» frag­te heu­te mei­ne Freundin aus London anläss­lich unse­res Zoom-Treffens. Sie durf­te sich über die Festtage weder mit Mitgliedern eines ande­ren Haushalts tref­fen noch die Stadt ver­las­sen. Dies die stren­gen Restriktionen im UK, seit der Entdeckung einer Virus-Mutation, die mög­li­cher­wei­se wesent­lich anste­cken­der sei als das bis­her bekann­te Virus.

Verständlich, dass unter sol­chen Umständen die Sehnsucht nach einer erlö­sen­den Impfung wächst – und man unge­dul­dig dar­auf war­tet, bald­mög­lichst die ver­spro­che­ne Dosis intus zu bekom­men. Obschon man noch nicht sicher weiss, ob die­se Impfung auch vor dem mutier­ten Virus schützt.

Trotzdem – auch hier­zu­lan­de ist die Impf-Frage in aller Munde. PolitikerInnen, VirologInnen und Promis rüh­ren die Werbetrommel. Auf Facebook brüs­tet man sich mit dem Bekenntnis «Impfen? Ja klar!», pos­tet weiss auf schwar­zem Hintergrund die Aufforderung «Just do it» oder gibt sei­nem Ärger mit saf­ti­gen Worten Ausdruck, weil einem die gefor­der­te sofor­ti­ge Verpassung einer Spritze ver­wei­gert wurde. 

Alte und beson­ders vul­nerable Menschen haben ers­te Priorität. So die Impf-Politik in der Schweiz. Bis im Sommer sol­len laut Ansage alle, die es wol­len, gegen Corona geimpft sein. Man rech­net mit min­des­tens zwei Dritteln der Bevölkerung. Je höher der Prozentsatz der Geimpften in einer Gesellschaft, des­to bes­ser die Perspektive für die Überwindung der «Corona-Krise», dies das Versprechen.

Ein Versprechen, das aller­dings nicht über­all ein­ge­löst wer­den kann. Bis Mitte Dezember haben sich die rei­chen Staaten mit einem Anteil von gera­de mal 13 Prozent der Weltbevölkerung über die Hälfte der im nächs­ten Jahr vor­aus­sicht­lich ver­füg­ba­ren Impfdosen reser­viert. Zahlreiche Länder wer­den vor­läu­fig leer aus­ge­hen. Hinzu kommt, dass der ers­te im Westen zuge­las­se­ne Impfstoff, der aktu­ell auch in der Schweiz gespritzt wird, bei einer Temperatur von minus 70 Grad gela­gert wer­den muss. Die dafür not­wen­di­gen Kühlanlagen sind in vie­len Ländern gar nicht verfügbar.

Bestrebungen und Forderungen für eine gerech­te­re Verteilung der Impfstoffe blie­ben bis­her ohne Wirkung, ange­sichts der Hamsterkäufe der rei­chen Länder. Die WTO schmet­ter­te einen Antrag für die Aufhebung des Patentschutzes für die zum gröss­ten Teil öffent­lich finan­zier­ten Produkte ab – weil den Industrieländern der Schutz ihrer Arzneimittelindustrie wich­ti­ger ist als die Gesundheit der Menschen in den ärme­ren Ländern, wie die WOZ berichtet.

Immerhin soll der Impfstoff des schwe­disch-bri­ti­schen Pharmakonzerns AstraZeneca, der an der Universität Oxford ent­wi­ckelt wur­de, für erschwing­li­che 2.50 USD pro Dosis zur Verfügung gestellt wer­den. Dies ent­spricht einem Bruchteil der Preise für die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna, die zwi­schen 16 bis 37 USD pro Dosis liegen.

Über die tat­säch­li­chen Preise kann jedoch oft nur spe­ku­liert wer­den, die Abkommen der Staaten mit den Herstellern sind zum Teil geheim. Schweigen auch, wenn es um die Produktions- und vor allem um die Lagerstandorte geht. So berich­te­te etwa der Tages Anzeiger die­se Woche über die ers­te Impfstofflieferung an die Schweiz, wel­che «an einem gehei­men Übergabeort an der Landesgrenze in Empfang genom­men, kon­trol­liert und an eben­so gehei­men Orten in der Schweiz zwi­schen­zeit­lich gela­gert» werde.

Weil Impfstoff Mangelware sei, müs­se er vor Diebstahl geschützt wer­den, lau­tet die Begründung des geheim­nis­tue­ri­schen Umgangs mit den Hunderttausenden von Impfdosen, die in den kom­men­den Wochen und Monaten von der Schweizer Armee in Empfang genom­men wer­den sollen…

Ob die Impferei auf die­ser Basis tat­säch­lich eine Chance bie­ten kann, die welt­wei­te Corona-Pandemie zu über­win­den und einen Start in eine bes­se­re Zukunft zu ermög­li­chen? Zweifel sind angebracht.

Hinzu kommt die simp­le Tatsache, dass nie­mand weiss, ob und wie nach­hal­tig die­se Impfstoffe tat­säch­lich wir­ken. Der fran­zö­si­sche Pharmakonzern Sanofi muss­te die­se Woche sei­nen ange­kün­dig­ten Impfstoff wie­der zurück­zie­hen, weil er bei alten Menschen offen­bar zu wenig Wirkung zeig­te. AstraZeneca ver­spricht 70-pro­zen­ti­gen Schutz, muss aber bei Fragen der Dosierung noch ein­mal über die Bücher. Trotzdem wur­de der Impfstoff im UK soeben zugelassen.

Was mich aber am meis­ten scho­ckiert, ist die Tatsache, dass nie­mand davon spricht und nie­mand danach fragt, wie lan­ge so ein Impfschutz denn anhal­ten wird…

Da zu die­ser zen­tra­len Frage weder kla­re Aussagen noch ein­deu­ti­ge Angaben zu fin­den sind, muss ange­nom­men wer­den, dass man es schlicht und ein­fach nicht weiss.

Nur: Was nützt ein Impfstoff, von dem ich nicht weiss, wie lan­ge er mich schützt? Was, wenn die ers­ten die heu­te geimpft wer­den, in weni­gen Monaten schon wie­der eine neue Dosis benötigen?

Fragen über Fragen. Leider haben es die Medien bis­her ver­passt, die­se drän­gen­den Fragen zu stel­len. Stattdessen betä­ti­gen sie sich ein­mal mehr als blos­se Handlanger von Behörden und Industrie. Und rüh­ren die Werbetrommel der Impfpropaganda eif­rig mit.

Minestrone oder das Haar in der Suppe

Mitwochmorgen – Märit in Oerlikon! Der Nebel bricht auf, ein paar Sonnenstrahlen. Es gibt nichts schö­ne­res, als an der fri­schen Luft in Gehdistanz fri­sche Waren ein­zu­kau­fen. Um dann mor­gen oder über­mor­gen dar­aus eine fei­ne Minestrone zu kredenzen.

Ich ach­te dar­auf: Nur Gemüse aus loka­ler Produktion: Zwiebeln, Lauch, Wirz, Kartoffeln, Stangensellerie – direkt vom Bauern, aus hei­mi­schem Anbau. Ganz nach unse­rer Devise: Lokal und sai­so­nal – das ist gut und gesund für Mensch und Wirtschaft.

Dann bei Coop: Die Borlotti-Bohnen schei­nen aus­ge­gan­gen, also grei­fe ich nach einer Packung roter Kidney-Bohnen – sogar in Bioqualität! Auch das ent­spricht unse­ren Vorsätzen – sehr gut. Daheim dann aber das böse Erwachen: Ein zwei­ter Blick auf die Verpackung zeigt – in klei­ner fei­ner Schrift, auf der Rückseite, beim Verfalldatum steht: China.

Autsch! Das gibt es doch nicht! Bohnen aus China – nein danke!

Sofort eine Internetrecherche. Bei Google «Kidney-Bohnen Schweiz» ein­ge­ben. An ers­ter Stelle die Anzeige von Coop. Abgebildet genau­so ein Pack Bohnen, wie ich sie nach­hau­se gebracht habe. Und der Hinweis: Produktionsland Schweiz – Rohstoffherkunft (sprich: Red Kidney-Bohnen) China.

Hallo?

Fest steht: Wir wol­len kei­ne aus China impor­tier­ten Bohnen – egal ob Borlotti oder Red Kidney! Also wei­ter recher­chiert: Damit ich beim nächs­ten Mal weiss, ob und woher ich ein­hei­mi­sche oder zumin­dest euro­päi­sche Bohnen bezie­hen kann.

Hier eine Zusammenfassung der Internetrecherche:

Coop führt in sei­nem Sortiment Bio-Borlotti-Bohnen mit dem Vermerk Produktionsland Schweiz. Kann man davon aus­ge­hen, dass damit auch die «Rohstoffherkunft» gemeint ist? Wie auch immer – die Borlotti-Bio-Bohnen waren in der Filiale, wo ich ein­ge­kauft habe, nicht ver­füg­bar. Die Büchsen-Borlotti-Bohnen – nicht Bio – von Coop kom­men aus Italien, jene von Migros aus China.

Aus China kom­men auch die roten Bio-Bohnen von Manor – ver­packt in Basel. Der Ayurveda-Onlineshop ver­kauft Red Kidney Bohnen der Marke Cosmoveda aus Indien – laut Label aus Fair Trade Projekten. Europäische rote Bohnen lies­sen sich auf die Schnelle kei­ne fin­den. Was hin­ge­gen auf­fällt: Sowohl bei her­kömm­li­chen wie auch bei Bio-Bohnen ist oft kei­ne Herkunftsdeklaration zu finden.

So fehlt etwa auch auf der Verpackung der Red Kidney-Bohnen des deut­schen Biounternehmens Rapunzel der Herkunftshinweis. Der «Ursprung der Hauptzutat» für die Dosen-Variante stammt aus «Nicht EU-Landwirtschaft» — was auf China deu­ten lässt. Hergestellt wird das Produkt – laut Internetinformation – in Italien.

Die Neugier ist nun defi­ni­tiv geweckt: Woher stam­men die­se nahr­haf­ten Bohnen über­haupt? Die rote Bohne – ihrer Form und Farbe wegen bekannt unter den Namen Red Kidney-Bohne – stammt laut Wikipedia aus Peru. Von wo sie in der Kolonialzeit den Weg nach Europa gefun­den habe. Für das Wachstum bevor­zu­ge sie ein feuch­tes Klima, «wes­halb die Bohne haupt­säch­lich in Amerika und Afrika ange­baut wird. Doch auch in China gibt es sie mitt­ler­wei­le häufig.»

Die Heimat der rot-weiss gespren­kel­ten Borlotti-Bohne hin­ge­gen ist Mittel- und Südamerika. 1528 wur­de sie von Papst Clemens VII in Italien ein­ge­führt, wo man sie bis heu­te als Zutat für zahl­rei­che ita­lie­ni­sche Spezialitäten ver­wen­det. Deshalb fin­det man auch hier­zu­lan­de Borlotti-Bohnen aus ita­lie­ni­scher Produktion.

Und ein­hei­mi­sche Produkte? – Sowohl Red Kidney- wie Borlotti-Bohnen könn­te man in der Schweiz pro­blem­los anbau­en. So hat der Bio-Saatgutproduzent Sativa in sei­nem Sortiment sowohl Samen für rote Bohnen – lus­ti­ger­wei­se unter dem Markennamen Canadian Wonder – sowie vier (!) unter­schied­li­che Varianten von Borlotti-Bohnen.

Das Fazit des Fehlkaufs von heu­te Vormittag bei Coop: Die Sache mit dem loka­len und sai­so­na­len Einkauf wird schnell kom­pli­ziert. Entweder, wir zie­hen nächs­tes Jahr auf dem Balkon sel­ber Borlotti- und Red Kidney-Bohnen – oder wir müs­sen künf­tig auf Chili-Gerichte und Bohnen in der Minestrone verzichten.

 

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