TAGEBUCH EINER FILMPRODUKTION
TEIL 1
2012 /2013
Film auf Papier…
Film im Kopf und wieder auf Papier und wieder.….
22.11.2013 Seit 30 Tagen auf gepackten Koffern. Reisepässe in Genf beim Generalkonsulat. Warten auf Drehgenehmigung und Visa. Heute neue Meldung aus dem srilankischen Aussenministerium: «Einreise genehmigt, aber noch nicht erteilt…»
25.11.2013 Wieder ein Wochenende vorbei – wir müssen weitere Drehs mit div. ProtagonistInnen absagen/verschieben. Drehbücher und Drehpläne sind nice to have, aber wir halten es mit dem deutschen Generalfeldmarschall v. M.: «Kein Plan überlebt die erste Feindberührung.»
26.11.2013 Wunder dauern immer etwas länger: 10.05 Uhr CET /14.35 LANKA TIME — Schweizer Botschaft Colombo meldet — Aussenministerium Sri Lanka erteilt provisorische Drehbewilligung — Visas können ausgestellt werden und sollten morgen per Velokurier bei uns sein — Originalton Generalkonsulat Sri Lanka Genf: «This must be an incredible moment for you…» Yes, indeed!
27.11.2013 Velokurier ist eben mit Pässen die Treppe bei uns hochgerannt..
29.11.2013Take off expected ZRH Airport 21.45
Airbus 320–200 Emirates-Flug von Dubai nach Colombo. Wir sind fast die einzigen Fluggäste.
30.11.2013 Landung in Sri Lanka
Von wegen Sonnenparadies – Colombo Luftfeuchtigkeit 100%, Temperatur 31 Grad Celsius, tropischer Regenguss
01.12.2013 Am Vormittag als erstes Sri Lankische SIM-Karten besorgt: Ohne Smartphone geht hier gar nichts. Schon gar nicht, wenn man vier Wochen Dreharbeiten zu organisieren hat. Feinplanung ist in vollem Gang: Zuerst wägen, dann wagen. Hauptproblem: Durchschnittsgeschwindigkeit 30km/h – und wir haben im Sinn, die ganze Insel zu umrunden!
Bollywood-Träume
Colombo, 02.12.2013
Von einem Amt zum nächsten. Vorläufiger Höhe- und Schlusspunkt: Die National Film Corporation.
Geschafft: Unsere Presseausweise!
04.12.2013 Bei der National Film Corporation endlich das entscheidende Drehgenehmigungs-Dokument abgeholt – danach freie Fahrt Richtung Osten mit Etappenziel Batticaloa. Mit im Gepäck der Rat von einem Press Officer, der weiss wovon er spricht – entsprechend werden wir uns in den kommenden Wochen daran halten (oder es zumindest versuchen): «Haben sie Geduld mit der srilankischen Bevölkerung, sie ist meistens nicht so schnell, wie wir das von ihr erwarten.»
05.12.2013 Batticaloa – erster Drehtag:
Wasser ums Haus – wir sitzen filmisch auf dem Trockenen – wird je wieder die Sonne scheinen ?
Wir liegen nicht an der Lagune – wir sind eine.
Aber: Wir haben einen unserer Hauptdarsteller, den wir vor einem Jahr getroffen haben, wieder gefunden, und er ist bereit mitzumachen: Morgen fährt das Velo auf dem Filmplakat zum ersten Mal durchs Bild.
06.12.2013
Wann kommt sie endlich, die ultimativ fotogene Welle?!?!?
Nach Drehschluss gehts weiter – im weihnächtlichen Setting…
12.12.2013 Petrus meinte es gut bis jetzt: Unerwartet viel Sonnenschein, die ganze Woche. Lange, intensive Tage – viele schöne Bilder, ab und an auch unüberwindbare Hindernisse…
Road block
Am Strand von Passikudah
Im «Iglu»-Dorf»: Happy ride…
…mit happy Girl!
Häuser mit verbarrikadierten Fenstern, Dörfer ohne Trinkwasser
Gefragt allerdings wären wahrlich andere Visionen…
Indischer Ozean – rough
Zwischenhalt am Nilaveli Beach – kurzer Augenschein…
17.12.2013 Intensive Tage: Von Drehort zu Drehort – nach Batticaloa zuerst südwärts: Arugambay, gestern Abend dann schlafen in Trincomalee und heute erstmals eine halbe Stunde Sightseeing – in Jaffna…
…Jaffna! Nach zwei Wochen eine halbe Stunde ohne Personal und Protagonisten – what a feeling!!!
18.12.2013 Ein verlorener Tag am Ende der Welt: Wunderbare Bilder, doch die Kamera muss im Auto bleiben. Da hilft auch stundenlanges Verhandeln nicht weiter.
Erfolglose Telefonversuche: Wenn das Verteidigungsministerium nicht will, ist nichts zu wollen.
Zeit für undercover Reko. Neue Häuser, neue Hoffnung…
19.12.2013 Nervenkrieg ohne Ende – im Norden hat die Armee das Sagen – und Uniformierte sind nicht à priori Freunde des bewegten Bildes. Unser Drehort ist seit Monaten bekannt und etwa 75 Auto-Minuten von unserer Pension entfernt. Also sitzen wir auch heute drehbereit in der Nähe der Wiederaufbauprojekte und trinken Tee – als Abwechslung und fürs Gemüt besichtigen wir DEZA-Schulhaus-Baustellen.
Wir setzen uns und unserer Aufseherin ein neues Ultimatum. 15.30 Uhr. Um 15.31 Uhr kommt die Clearance: Wir dürfen gestern, heute und morgen im äussersten Nordosten drehen!
Eindrücklicher Tsunami-Friedhof am einsamen Strand
Beneficiaries
21.12.2013 Jaffna – Weligama: 580 Kilometer, 12 Stunden Fahrt – 100 Jahre älter. Aber schliesslich heil angekommen und tief geschlafen.
22.12.2013 Weligama – wir zünden das Schlussfeuerwerk – in 4 Stunden grösserer Filmertrag als in 40 Stunden zuvor. Wir haben einen Bösen, viele Gute und einen Armen im Fischernetz. Aber schon droht Gefahr: das gibt wieder mal keinen Schwarzweiss-Offroad-Film, sondern etwas ziemlich Vielschichtiges. Aber genau so ist es halt – bald 10 Jahre nach dem Tsunami.
Spätschicht: Übersetzen! Viel Arbeit. Denn sie reden gern, viel und schnell – jene die reden…
24.12.2013 Weihnachten einmal anders: Start auf dem Fischmarkt – anschliessend Lehrstück über mutlose Beamte, die sich hinter Papierkram und Reglementen verschanzen. Zum Glück gibt es auch die anderen. Jene die hin stehen und sagen, was Sache ist.
25.12.2013 Tsunami-Dorf im Hinterland. Und wieder sind uns die Wettergötter hold: Am Morgen giesst’s in Strömen – anfänglich finden die Sequenzen deshalb notgedrungen im Community Center statt. Doch bald klart es auf – ab sofort wird auch wieder draussen gedreht. Heute mit Nishara, dem Tsunami-Soziologen von der Colombo University.
Wow! Weihnächtlicher Sonnenuntergang
26.12.2013 Der 9. Tsunami-Jahrestag.
Der Traumstrand ganz in der Nähe… Zuschlagen! Sofort! Denn die Bodenpreise steigen rasant.
27.12.2013 Noch einmal ein randvoller Drehtag – noch einmal das verdiente Feierabendbier…
Ein letzter Morgengruss vom Palmenstrand
Der Strand lockt vergebens: Drehen bis zur letzten Minute – und zwischendurch schnell mal packen.
28.12.2013 Hochsaison in Weligama. Ab heute ziehen auch in unsere Zimmer Touristen ein. Der erste Teil ist abgedreht. Am Morgen vorpacken im Hotel.
Unterwegs noch ultimative Bilder. Kurz vor dem Einchecken am Flughafen folgt die fachgerechte, sprich flugsichere Bestückung von Koffern und Kisten.
29.12.2013 Kurz vor Mittag landen wir in Zürich – 20 Minuten zu früh. Bis wir daheim sind dauert es trotzdem länger: zwei Materialkisten fehlen. Eine komplizierte Geschichte: Wir dürfen nur einführen, was wir tatsächlich dabei haben – also müssen wir den Zöllner in seiner Sonntagsruhe stören. Posten für Posten gehen wir die Materialliste durch – als wir endlich durch sind, Entwarnung: Die Kisten sind aufgetaucht. Damit hat sich – wie schon so viele zuvor – auch das letzte Problem dieser Reise in Luft aufgelöst…
ENDE TEIL 1
TEIL 2
17.04.2014 In einem Monat geht es wieder los: Dreharbeiten in Sri Lanka, Teil 2. Flüge gebucht, Übergepäck allowed, Reisepässe mit JournalistInnen-Visa auf dem Nachttisch bereit.
22.05.2014 Wieder in Sri Lanka unterwegs – diesmal sogar mit Dauer-Spezialbegleiter der Staatssicherheit. Wir können also nicht verloren gehen. Filmarbeiten haben gut angefangen, die Wetterbedingungen sind die üblichen: Sonne und Gewitterstürme richten sich nicht nach der Wettervorhersage. Demnächst in Galle, dann in Mirissa.
Sri Lanka am Morgen…
…Sri Lanka am Abend
Producer und Assistant versorgen die Filmcrew mit Essen
24.05.2014 Sri Lanka-Müsterli 1: Wir trinken hier in einem Tag soviel wie während einer halben Woche in der Schweiz. Um aufzutanken, besuchen wir den No.1‑Shop in «German Harithagama», einem Tsunami-Wiederaufbau-Dorf fern vom Meeresstrand in einer Kautschukplantage gelegen. Leider hat der Shop-Keeper nur einen leeren Getränkeschrank vorzuzeigen – also heisst es warten, bis unser Fahrer, der die grossen Mittags- Reisportionen für die einheimischen Männer unserer Filmcrew aus der Stadt holt, zurück ist. Nach fünf Minuten fährt der Shop-Keeper mit dem Motorrad vor und bringt uns aus seinem privaten Kühlschrank von zuhause eine Flasche mit einer rosaroten Flüssigkeit. Geschmacksnote – irgendwas zwischen Tiki und Bazooka. Bezahlung käme einer Beleidigung gleich.
Müsterli 2: Wir sollten eine unbedenkliche Aussenaufnahme von der grossen Holcim-Fabrik in Sri Lanka machen. Wird plötzlich zum grossen Problem, weil die Holcim-Angestellten zum unbefristeten Streik aufgerufen haben und das Fabriktor belagern: sie verlangen anständige Arbeitsverträge vom Schweizer Multi. Jetzt wird unser Aufpasser zum ersten Mal aktiv. Diese politische Aktion sei auch gegen die Regierung gerichtet, deshalb dürften wir nicht filmen. Wir geben nicht so schnell auf und schreiten mit unserem Regierungsmann mehrere Standorte ab. Vom Dach des Hotels gegenüber geht nichts, weil der Receptionist Schiss hat. Wir einigen uns auf eine Vorbeifahrt mit dem Auto, über eine Brücke, 200 m vom Eingangstor entfernt, wo man die Fabrik mit dem Holcim-Logo einigermassen sehen und filmen kann. Morgen Nachmittag werden wir das versuchen. «Unser» Aufpasser-Polizist ist in grossen Loyalitätsnöten: er möchte es weder mit seinem Chef noch mit uns verderben: « You aren’t angry with me, isn’t it ?»
Regieanweisung an die Forschung
25.05.2014 Zurück in Weligama. Wir sind die einzigen Gäste – welch wohltuender Kontrast zum Riesendurcheinander an Weihnachten 2013 als wir bereits dort zu Gast waren! Nach drei Tagen Feld-Forschung geht’s morgen in die Schule. Frühstart um 6.30 Uhr – damit wir nicht zu spät kommen!
Impressionen von unserem zweitägigen Schulbesuch:
Morgen-Appell : Vorwärts marsch!!
Unser Aufpasser-Officer – für einmal als Musiker
Kamera auf Augenhöhe
Hitzige Wetterprognose
Fototermin
Kamera-Assistentin
Übersetzerin, Schulhausarchitektin und Filmautorin
Mobilephone Tankstelle
27.05.2014 Schichtwechsel: Heute bei den Aufpassern. Morgen bei den Übersetzerinnen. Von Singhalesisch wechseln wir zu Tamil. Wohlgemerkt: Nur bei den Übersetzerinnen. Ob unser neuer Beobachter Tamil versteht, wird sich bald zeigen. Schon heisst es wieder Abschied nehmen von Weligama. Jetzt geht es an die Ostküste. Affenheiss sei es, teilt uns unsere Schweizer Protagonistin aus Batticaloa mit. Sie ist schon mal am Akklimatisieren…
29.05.2014 Fahrzeugwechsel in Arugambay. Wir waren mit dem Ersatz-Van nicht zufrieden. Vom Keilriemen über die Zentralverriegelung bis zur klemmenden Schiebetür. Die Ablösung des Fahrers geht nicht ohne laute Worte und Tränen des Fahrers über die Bühne: Wir müssen kräftig nachhelfen, damit er zu seinem verdienten Lohn kommt. Er hat einen Superjob gemacht, aber sein Boss ist ein Arbeitgeber Marke Holcim. -
Für Holcim- und Schmidheiny-Fans:
Holcim Sri Lanka beschäftigt 500 Mitarbeiter seit 15 Jahren ohne Festanstellung und ohne Überstundenzuschlag. Dazu kommen noch zahlreiche kurzfristige Temporärarbeiter. Verständlich, dass die Gewerkschafter vors Fabriktor sitzen – Resultat: kein Holcim-Cement mehr in den Baumärkten. Und als Schweizer schämen wir uns ziemlich fremd, wie sich Holcim in Sri Lanka aufführt. Affaire à suivre.
Memoryspiel über die Sprach und Kulturgrenzen hinweg
30.05.2014
Gibt es das verlassene Tsunami-Dorf? Oder sind es bloss Geschichten und Gerüchte? Jeder erzählt etwas anderes, die ausgestreckten Arme zeigen in alle Himmelsrichtungen. Wir geben nicht auf – suchen. Und finden…
Abends Ankunft in Batticaloa. Wieder im Riviera-Resort – ist fast ein wenig wie Heimkommen. Jetzt heisst es, die letzten Sequenzen in den Kasten kriegen. Morgen noch einmal eine neue Protagonistin, extra aus der Schweiz eingeflogen. Eine Woche bleibt uns noch, dann ist abgedreht.
Gibt es dieses Dorf oder gibt’s es nicht?
01.06.2014
Frühstück
Morgen Abend kommt Aufpasser Nr. 3 und löst Nr. 2 ab, der gerade dabei ist, das Finale der indischen Cricket-Meisterschaft am Hotel-TV zu verfolgen. Punjab gegen Kalkutta – das Spiel kann bis zu 20 Stunden dauern, very british. Falls es soweit kommt, würden wir ihm natürlich gerne frei geben, damit er die Match-Entscheidung mitbekommt… Gestern haben wir drei umgesiedelte Familien im Retortendorf Thiraimadu besucht, zusammen mit der Schweizer Ethnologin, die hier nach dem Tsunami ihre Doktorarbeit gemacht hat. Wir kriegen Einblick in erfreuliche und tragische Schicksale, und immer sind Kinder mit betroffen. Abends dann eine Überraschung. Sujata, unsere Tamil-Übersetzerin, hat Geburtstag. Sie und ihr Mann Navan laden uns Foreigners zu einem Barbecue am Strand ein – so wie sie es mit anderen (Hilfswerks-) Westlern zwei Mal erlebt, aber noch nie selber organisiert haben. Wir fahren zum zappendusteren Strand, wo wir im Schein der Autoscheinwerfer das Barbecue-Feuer zum Brennen bringen. Fisch ist angesagt – direkt vom Fischer – aber noch nicht da, weil der Fischer seinen Tagesfang bereits an den Zwischenhändler geliefert hat. Also muss Navan mit dem Motorrad dort vorbei. Inzwischen wird aus dem Feuer Glut, wohingegen die Petrollampen, die die Autoscheinwerfer-Beleuchtung ersetzen sollen, nicht so recht wollen. Schliesslich fällt uns ein, dass wir im Kofferraum unser legendäres Batterie-Film-LED-Licht dabei haben (Brenndauer über 8 h!) – kaum ist das diskrete Licht aufgebaut, fahren die Barbecuefische auf dem Motorrad vor. Die Beachparty kann beginnen.
Navan und Sujata
Beachparty is over
03.06.2014 Jeden Morgen legen wir einen Extra-Halt vor einem Hindutempel ein, wo unsere tamilischen MitarbeiterInnen ein kurzes Gebet an die zuständigen Gottheiten richten, damit unser Tagewerk ein glückliches werde. Fern von unserem Offroad Reports Betriebsheiligen San Giuseppe di Cupertino nehmen wir das dankend an und müssen gestehen: wir haben auf unserer zweiten Filmreise schon fast unverschämtes Glück gehabt. Während auf der Westseite der Insel – wo wir vor 10 Tagen bestes Wetter vorgefunden haben – heftigste Regenschauer niederprasseln verbunden mit Überflutungen zahlreiche Erdrutschen und Toten, ist an der Ostküste von alledem nichts zu spüren. Ganesh dem Elefantengott sei Dank.
Aufpasser Nr. 3 ist konditionell und in Englisch und Tamilisch nicht ganz so stark wie Nr. 2, muss aber durchhalten, weil wir nun mit einigem Aufwand die fehlenden restlichen Puzzlestücke zum fertigen Film finden müssen. Weil wir aber ein anständig bezahltes Team haben, legt sich sogar der Fahrer ins Zeug, um das zu finden, was wir suchen. Mit Erfolg. Heute kriegen wir als Geschenk des Himmels ein beeindruckendes Longnet-Fishing: 20 Männer und Frauen ziehen zwei Stunden lang ein mehrere hundert Meter langes Grossnetz an Land. Der Fang ist bescheiden. Das ist unsere Lesson learnt in Sri Lanka: Fisch ist nicht einfach im Überfluss da, um gefangen zu werden. Die Mehrzahl der Fischer, mit denen wir gedreht haben, kehren oftmals mit kargem Ertrag an Land zurück.
Filmautorin und Gleiskontrolleur
Sieht aus wie Radarkontrolle – ist aber bloss unsere Kamera (im Hintergrund rechts) Kameramann im Kreis der milchtrinkenden Kindergärtler
Transkribieren – Wort für..
…Wort
Catch of the day
Am Samstag Rückfahrt nach Colombo (7 Stunden für 330 Kilometer), wo wir die notwendigen Papiere für die Ausfuhr bekommen sollten (gemäss Rapport unserer drei Aufseher), dann gibt’s noch etwas Übersetzungsarbeit von singhalesischen Interviews und schließlich einen Abschiedsbesuch beim Schweizer Botschafter.
Rückflug Colombo-Dubai-Zürich am 11. Juni.
03.06.2014 Gestern Abend am Ufer stundenlang auf die Rückkehr des Motorboots unseres Hauptdarsteller-Fischers gewartet (er hatte sein Mobiltelefon zuhause vergessen..). In stockdunkler Nacht mit Taschenlampen-Beleuchtung und unserem Barbecue-erprobten Filmlicht gelingen uns schöne Aufnahmen vom Tagesfang der Fischer und dessen unverzüglicher Vermarktung an die Fischhändler. 34 Kilo Fisch ergeben 80 Franken Tagesverdienst brutto für drei Mann.
Heute folgen die Filmaufnahmen, die im fertigen Film vor dem Fischverkauf stehen werden – ist bei uns an der Tagesordnung, dass vorher und nachher nicht chronologisch, sondern kreuz und quer gefilmt werden. Hauptproblem: die Darsteller müssen an beiden Drehtagen, die im Film zu einem einzigen Tag verschmelzen, die gleichen Kleider tragen und dürfen unterdessen nicht zum Coiffeur. Grosses Aufatmen auf Seiten der Filmcrew als die Fischerbootsbesatzung im gleichen Tenu wie am Vortag erscheint und zum Fischfang losfährt.
Unser Film ist damit abgedreht: 25 Stunden Filmmaterial (inkl. sehr langer Übersetzungen) kommen zu den 30 Stunden hinzu, die wir im vergangenen Dezember heim gebracht haben. Die Filet-Stücke ergeben dann den 55-minütigen SRF-Dok-Film. Dieser Schlachtvorgang heisst auf filmdeutsch: Kill your darlings.
Nun folgt die restliche Feinübersetzung vor Ort mit Sujata unserer Tamilisch-Schnellsprecherin. Für uns ist nach wie vor rätselhaft, wo die Tamilen Punkt und Komma machen (Sprechgeschwindigkeit Tamilisch = Biel-Berndeutsch x 12).
Unsere tamilische Taskforce
Spass beim Visionieren
06.06.2014 Der Film nimmt langsam Gestalt an…
Ist die Lösung das Problem oder das Problem die Lösung ?
Spätabends – Flasche leer
08.06.2014 Zurück in Colombo, 320 km quer durch die Insel gefahren, mit unzähligen Überholmanövern, die in der Schweiz unweigerlich zu einem Crash führen würden. In Sri Lanka reicht’s aber meistens um ein paar Millimeter. Trotzdem fahren wir an einigen Unfällen vorbei, die sich kurz vor unserer Durchfahrt ereignet haben. Der spektakulärste betrifft allerdings den Schienenverkehr parallel zu unserer Strasse – ein dickhäutiger Spaziergänger hat die Warnsignale des herannahenden Express-Zuges missachtet.
Die Reporterin immer nahe am Geschehen
Der Expresszug ist gemäss Zeugenaussagen unverletzt geblieben und weiter gefahren.
Erwähnenswert, wie wir mit unserem Produktionsfahrzeug durch das Verkehrsgewühl in Colombo ans Ziel gelangt sind. Auf dem Beifahrersitz der nur singhalesisch sprechende Investigations-Officer, am Steuer der nur tamilisch sprechende, hauptberufliche Fischer. Kommunikation klappte bestens: unzählige Spurwechsel im letzten Moment per Handzeichen und sri-lankischem horizontalem Kopfnicken, der Fischer beschleunigt wie mit dem Motorboot. Wir landen punktgenau bei der Zentrale der National Film Corporation und erhalten zwei Tage zu früh (!) unsere Ausreisepapiere, die bestätigen, dass wir nichts Unerfreuliches zu Sri Lanka aufgezeichnet haben und der Ausreise unserer Filmaufnahmen nichts im Wege steht.
Das Singhala-Übersetzungteam
10.06.2014 Zum Schluss noch einmal ein Übersetzungsmarathon – nach zehn Tagen Tamil nun wieder Singhalesisch-Englisch. Buddhini von <href”http://www.watermelonfilms.com/services.htm”>Watermelon Productions Colombo und ihr Mann legen grossen Wert darauf, uns nicht nur dürre Worte, sondern darüber hinaus kulturelle Deutungen zu vermitteln. Unser spontaner Kino-Besuch vom Vorabend – ein <href”http://www.youtube.com/watch?v=qZlUUYL96Qk”>Sri Lankischer Action Film ohne Untertitel (!) – nach Bollywood-Muster inklusive Mord- und Totschlag à discretion, Liebesgeschichten mit schwindelerregenden Tanzszenen und einem lautstark mitgehenden Publikum – entlockt den beiden die Bemerkung, sie hätten uns schon kulturell wertvolle Tipps geben können… Wir glauben aber trotz aller Filmklischees, dass wir wieder ein Stück mehr über den singhalesischen Teil der Sri Lankischen Gesellschaft begriffen haben.
Beim gestrigen Besuch auf dem Gemüse-Früchte-Fleisch-Schuh-Kleider-Coiffeur-Haushaltgeräte-Unterhaltungselektronik-Markt, geraten wir plötzlich an eine «echte» Schlägerei, wie im erwähnten Actionfilm gesehen. Plötzlich hören die Männer auf mit dem Gezänk – ein fetter Film-Regisseur greift ins Geschehen ein. Vier Kameraleute kontrollieren, ob die Action-Szene für den nächsten Kinohit im Kasten ist. Diesen Film werden wir in Europa wohl kaum zu sehen bekommen.
Dann letzter Spaziergang zum «Bundeshaus»-Brunnen Colombo. Wer hat’s erfunden?
11.06.2014 Flughafen Colombo
6 Kilogramm Übergepäck – kein Durchkommen beim Drachen am Check in-Schalter
ENDE
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