LANKA TAGEBUCH



TAGEBUCH EINER FILMPRODUKTION


 

TEIL 1

2012 / 2013

Film auf Papier…

 

Film im Kopf und wie­der auf Papier und wie­der.…. 

 

22.11.2013    Seit 30 Tagen auf gepack­ten Koffern. Reisepässe in Genf beim Generalkonsulat. Warten auf Drehgenehmigung und Visa. Heute neue Meldung aus dem sri­lan­ki­schen Aussenministerium: «Einreise geneh­migt, aber noch nicht erteilt…»

25.11.2013  Wieder ein Wochenende vor­bei — wir müs­sen wei­te­re Drehs mit div. ProtagonistInnen absagen/verschieben. Drehbücher und Drehpläne sind nice to have, aber wir hal­ten es mit dem deut­schen Generalfeldmarschall v. M.: «Kein Plan über­lebt die ers­te Feindberührung.»

26.11.2013  Wunder dau­ern immer etwas län­ger: 10.05 Uhr CET / 14.35 LANKA TIME —  Schweizer Botschaft Colombo mel­det — Aussenministerium Sri Lanka  erteilt pro­vi­so­ri­sche Drehbewilligung — Visas kön­nen aus­ge­stellt wer­den und soll­ten mor­gen per Velokurier bei uns sein — Originalton Generalkonsulat Sri Lanka Genf: «This must be an incre­di­ble moment for you…»  Yes, indeed!

27.11.2013  Velokurier ist eben mit Pässen die Treppe bei uns hochgerannt..

29.11.2013Take off expec­ted ZRH Airport 21.45

 
Airbus 320–200 Emirates-Flug von Dubai nach Colombo. Wir sind fast die ein­zi­gen Fluggäste.

 

30.11.2013  Landung in Sri Lanka  

Von wegen Sonnenparadies — Colombo Luftfeuchtigkeit 100%, Temperatur 31 Grad Celsius, tro­pi­scher Regenguss 

01.12.2013  Am Vormittag als ers­tes Sri Lankische SIM-Karten besorgt: Ohne Smartphone geht hier gar nichts. Schon gar nicht, wenn man vier Wochen Dreharbeiten zu orga­ni­sie­ren hat. Feinplanung ist in vol­lem Gang: Zuerst wägen, dann wagen. Hauptproblem: Durchschnittsgeschwindigkeit 30km/h — und wir haben im Sinn, die gan­ze Insel zu umrunden!


Bollywood-Träume

 Colombo, 02.12.2013 


Von einem Amt zum nächs­ten. Vorläufiger Höhe- und Schlusspunkt: Die National Film Corporation.

 


 Geschafft: Unsere Presseausweise!

04.12.2013  Bei der National Film Corporation end­lich das ent­schei­den­de Drehgenehmigungs-Dokument abge­holt — danach freie Fahrt Richtung Osten mit Etappenziel Batticaloa. Mit im Gepäck der Rat von einem Press Officer, der weiss wovon er spricht — ent­spre­chend wer­den wir uns in den kom­men­den Wochen dar­an hal­ten (oder es zumin­dest ver­su­chen): «Haben sie Geduld mit der sri­lan­ki­schen Bevölkerung, sie ist meis­tens nicht so schnell, wie wir das von ihr erwarten.»

 05.12.2013  Batticaloa — ers­ter Drehtag:


Wasser ums Haus — wir sit­zen fil­misch auf dem Trockenen — wird je wie­der die Sonne scheinen ?


Wir lie­gen nicht an der Lagune — wir sind eine.

Aber: Wir haben einen unse­rer Hauptdarsteller, den wir vor einem Jahr getrof­fen haben, wie­der gefun­den, und er ist bereit mit­zu­ma­chen: Morgen fährt das Velo auf dem Filmplakat zum ers­ten Mal durchs Bild.

06.12.2013


Wann kommt sie end­lich, die ulti­ma­tiv foto­ge­ne Welle?!?!?

 

 Nach Drehschluss gehts wei­ter — im weih­nächt­li­chen Setting…

 

12.12.2013  Petrus mein­te es gut bis jetzt: Unerwartet viel Sonnenschein, die gan­ze Woche. Lange, inten­si­ve Tage — vie­le schö­ne Bilder, ab und an auch unüber­wind­ba­re Hindernisse…


Road block

 


 Am Strand von Passikudah 

 


Im «Iglu»-Dorf»: Happy ride…

 


 …mit hap­py Girl!

 


Häuser mit ver­bar­ri­ka­dier­ten Fenstern, Dörfer ohne Trinkwasser

 


Gefragt aller­dings wären wahr­lich ande­re Visionen…

 


Indischer Ozean — rough

 


Zwischenhalt am Nilaveli Beach — kur­zer Augenschein…

17.12.2013  Intensive Tage: Von Drehort zu Drehort — nach Batticaloa zuerst süd­wärts: Arugambay, ges­tern Abend dann schla­fen in Trincomalee und heu­te erst­mals eine hal­be Stunde Sightseeing — in Jaffna…

 


…Jaffna! Nach zwei Wochen eine hal­be Stunde ohne Personal und Protagonisten — what a feeling!!!

18.12.2013  Ein ver­lo­re­ner Tag am Ende der Welt: Wunderbare Bilder, doch die Kamera muss im Auto blei­ben. Da hilft auch stun­den­lan­ges Verhandeln nicht weiter.


Erfolglose Telefonversuche: Wenn das Verteidigungsministerium nicht will, ist nichts zu wollen.

 

 
Zeit für under­co­ver Reko. Neue Häuser, neue Hoffnung…

19.12.2013  Nervenkrieg ohne Ende — im Norden hat die Armee das Sagen — und Uniformierte sind nicht à prio­ri Freunde des beweg­ten Bildes. Unser Drehort ist seit Monaten bekannt und etwa 75 Auto-Minuten von unse­rer Pension ent­fernt. Also sit­zen wir auch heu­te dreh­be­reit in der Nähe der Wiederaufbauprojekte und trin­ken Tee — als Abwechslung und fürs Gemüt besich­ti­gen wir DEZA-Schulhaus-Baustellen.

 

Wir set­zen uns und unse­rer Aufseherin ein neu­es Ultimatum. 15.30 Uhr. Um 15.31 Uhr kommt die Clearance: Wir dür­fen ges­tern, heu­te und mor­gen im äus­sers­ten Nordosten drehen!


Eindrücklicher Tsunami-Friedhof am ein­sa­men Strand

 

 Beneficiaries

 

 

 

 

21.12.2013  Jaffna — Weligama: 580 Kilometer, 12 Stunden Fahrt — 100 Jahre älter. Aber schliess­lich heil ange­kom­men und tief geschlafen.

22.12.2013  Weligama — wir zün­den das Schlussfeuerwerk — in 4 Stunden grös­se­rer Filmertrag als in 40 Stunden zuvor. Wir haben einen Bösen, vie­le Gute und einen Armen im Fischernetz. Aber schon droht Gefahr: das gibt wie­der mal kei­nen Schwarzweiss-Offroad-Film, son­dern etwas ziem­lich Vielschichtiges. Aber genau so ist es halt — bald 10 Jahre nach dem Tsunami.

 

Spätschicht: Übersetzen! Viel Arbeit. Denn sie reden gern, viel und schnell — jene die reden…

24.12.2013  Weihnachten ein­mal anders: Start auf dem Fischmarkt — anschlies­send Lehrstück über mut­lo­se Beamte, die sich hin­ter Papierkram und Reglementen ver­schan­zen. Zum Glück gibt es auch die ande­ren. Jene die hin ste­hen und sagen, was Sache ist.

25.12.2013 Tsunami-Dorf im Hinterland. Und wie­der sind uns die Wettergötter hold: Am Morgen giesst’s in Strömen — anfäng­lich fin­den die Sequenzen des­halb not­ge­drun­gen im Community Center statt. Doch bald klart es auf — ab sofort wird auch wie­der draus­sen gedreht. Heute mit Nishara, dem Tsunami-Soziologen von der Colombo University.


Wow! Weihnächtlicher Sonnenuntergang

 

26.12.2013  Der 9. Tsunami-Jahrestag.


Der Traumstrand ganz in der Nähe… Zuschlagen! Sofort! Denn die Bodenpreise stei­gen rasant.

 

27.12.2013  Noch ein­mal ein rand­vol­ler Drehtag — noch ein­mal das ver­dien­te Feierabendbier…

 

 


Ein letz­ter Morgengruss vom Palmenstrand

 

Der Strand lockt ver­ge­bens: Drehen bis zur letz­ten Minute — und zwi­schen­durch schnell mal packen.

28.12.2013  Hochsaison in Weligama. Ab heu­te zie­hen auch in unse­re Zimmer Touristen ein. Der ers­te Teil ist abge­dreht. Am Morgen vor­pa­cken im Hotel.
Unterwegs noch ulti­ma­ti­ve Bilder. Kurz vor dem Einchecken am Flughafen folgt die fach­ge­rech­te, sprich flug­si­che­re Bestückung von Koffern und Kisten.

29.12.2013  Kurz vor Mittag lan­den wir in Zürich — 20 Minuten zu früh. Bis wir daheim sind dau­ert es trotz­dem län­ger: zwei Materialkisten feh­len. Eine kom­pli­zier­te Geschichte: Wir dür­fen nur ein­füh­ren, was wir tat­säch­lich dabei haben — also müs­sen wir den Zöllner in sei­ner Sonntagsruhe stö­ren. Posten für Posten gehen wir die Materialliste durch — als wir end­lich durch sind, Entwarnung: Die Kisten sind auf­ge­taucht. Damit hat sich — wie schon so vie­le zuvor — auch das letz­te Problem die­ser Reise in Luft aufgelöst…


ENDE TEIL 1


 

TEIL 2

17.04.2014  In einem Monat geht es wie­der los: Dreharbeiten in Sri Lanka, Teil 2. Flüge gebucht, Übergepäck allo­wed, Reisepässe mit JournalistInnen-Visa auf dem Nachttisch bereit.

22.05.2014  Wieder in Sri Lanka unter­wegs — dies­mal sogar mit Dauer-Spezialbegleiter der Staatssicherheit. Wir kön­nen also nicht ver­lo­ren gehen. Filmarbeiten haben gut ange­fan­gen, die Wetterbedingungen sind die übli­chen: Sonne und Gewitterstürme rich­ten sich nicht nach der Wettervorhersage. Demnächst in Galle, dann in Mirissa.

Sri Lanka am Morgen…

 

…Sri Lanka am Abend

 

Producer und Assistant ver­sor­gen die Filmcrew mit Essen

24.05.2014  Sri Lanka-Müsterli 1: Wir trin­ken hier in einem Tag soviel wie wäh­rend einer hal­ben Woche in der Schweiz. Um auf­zu­tan­ken, besu­chen wir den No.1‑Shop in «German Harithagama», einem Tsunami-Wiederaufbau-Dorf fern vom Meeresstrand in einer Kautschukplantage gele­gen. Leider hat der Shop-Keeper nur einen lee­ren Getränkeschrank vor­zu­zei­gen — also heisst es war­ten, bis unser Fahrer, der die gros­sen Mittags- Reisportionen für die ein­hei­mi­schen Männer unse­rer Filmcrew aus der Stadt holt, zurück ist. Nach fünf Minuten fährt der Shop-Keeper mit dem Motorrad vor und bringt uns aus sei­nem pri­va­ten Kühlschrank von zuhau­se eine Flasche mit einer rosa­ro­ten Flüssigkeit. Geschmacksnote — irgend­was zwi­schen Tiki und Bazooka. Bezahlung käme einer Beleidigung gleich.

Müsterli 2: Wir soll­ten eine unbe­denk­li­che Aussenaufnahme von der gros­sen Holcim-Fabrik in Sri Lanka machen. Wird plötz­lich zum gros­sen Problem, weil die Holcim-Angestellten zum unbe­fris­te­ten Streik auf­ge­ru­fen haben und das Fabriktor bela­gern: sie ver­lan­gen anstän­di­ge Arbeitsverträge vom Schweizer Multi. Jetzt wird unser Aufpasser zum ers­ten Mal aktiv. Diese poli­ti­sche Aktion sei auch gegen die Regierung gerich­tet, des­halb dürf­ten wir nicht fil­men. Wir geben nicht so schnell auf und schrei­ten mit unse­rem Regierungsmann meh­re­re Standorte ab. Vom Dach des Hotels gegen­über geht nichts, weil der Receptionist Schiss hat. Wir eini­gen uns auf eine Vorbeifahrt mit dem Auto, über eine Brücke, 200 m vom Eingangstor ent­fernt, wo man die Fabrik mit dem Holcim-Logo eini­ger­mas­sen sehen und fil­men kann. Morgen Nachmittag wer­den wir das ver­su­chen. «Unser» Aufpasser-Polizist ist in gros­sen Loyalitätsnöten: er möch­te es weder mit sei­nem Chef noch mit uns ver­der­ben: « You are­n’t angry with me, isn’t it ?»

Regieanweisung an die Forschung

25.05.2014  Zurück in Weligama. Wir sind die ein­zi­gen Gäste — welch wohl­tu­en­der Kontrast zum Riesendurcheinander an Weihnachten 2013 als wir bereits dort zu Gast waren! Nach drei Tagen Feld-Forschung geht’s mor­gen in die Schule. Frühstart um 6.30 Uhr — damit wir nicht zu spät kommen!

Impressionen von unse­rem zwei­tä­gi­gen Schulbesuch:

Morgen-Appell :  Vorwärts marsch!!

 

Unser Aufpasser-Officer — für ein­mal als Musiker

 

Kamera auf Augenhöhe

 

Hitzige Wetterprognose

Fototermin

 


 

Kamera-Assistentin

 

Übersetzerin, Schulhausarchitektin und Filmautorin

 

 Mobilephone Tankstelle

27.05.2014  Schichtwechsel: Heute bei den Aufpassern. Morgen bei den Übersetzerinnen. Von Singhalesisch wech­seln wir zu Tamil. Wohlgemerkt: Nur bei den Übersetzerinnen. Ob unser neu­er Beobachter Tamil ver­steht, wird sich bald zei­gen. Schon heisst es wie­der Abschied neh­men von Weligama. Jetzt geht es an die Ostküste. Affenheiss sei es, teilt uns unse­re Schweizer Protagonistin aus Batticaloa mit. Sie ist schon mal am Akklimatisieren…

29.05.2014  Fahrzeugwechsel in Arugambay. Wir waren mit dem Ersatz-Van nicht zufrie­den. Vom Keilriemen über die Zentralverriegelung bis zur klem­men­den Schiebetür. Die Ablösung des Fahrers geht nicht ohne lau­te Worte und Tränen des Fahrers über die Bühne: Wir müs­sen kräf­tig nach­hel­fen, damit er zu sei­nem ver­dien­ten Lohn kommt. Er hat einen Superjob gemacht, aber sein Boss ist ein Arbeitgeber Marke Holcim. -

Für Holcim- und Schmidheiny-Fans:

Holcim Sri Lanka beschäf­tigt 500 Mitarbeiter seit 15 Jahren ohne Festanstellung und ohne Überstundenzuschlag. Dazu kom­men noch zahl­rei­che kurz­fris­ti­ge Temporärarbeiter. Verständlich, dass die Gewerkschafter vors Fabriktor sit­zen — Resultat: kein Holcim-Cement mehr in den Baumärkten. Und als Schweizer schä­men wir uns ziem­lich fremd, wie sich Holcim in Sri Lanka auf­führt. Affaire à suivre.

Memoryspiel über die Sprach und Kulturgrenzen hinweg

30.05.2014 
Gibt es das ver­las­se­ne Tsunami-Dorf? Oder sind es bloss Geschichten und Gerüchte? Jeder erzählt etwas ande­res, die aus­ge­streck­ten Arme zei­gen in alle Himmelsrichtungen. Wir geben nicht auf — suchen. Und finden…

Abends Ankunft in Batticaloa. Wieder im Riviera-Resort — ist fast ein wenig wie Heimkommen. Jetzt heisst es, die letz­ten Sequenzen in den Kasten krie­gen. Morgen noch ein­mal eine neue Protagonistin, extra aus der Schweiz ein­ge­flo­gen. Eine Woche bleibt uns noch, dann ist abgedreht.

Gibt es die­ses Dorf oder gibt’s es nicht? 

01.06.2014  

Frühstück

Morgen Abend kommt Aufpasser Nr. 3 und löst Nr. 2 ab, der gera­de dabei ist, das Finale der indi­schen Cricket-Meisterschaft am Hotel-TV zu ver­fol­gen. Punjab gegen Kalkutta — das Spiel kann bis zu 20 Stunden dau­ern, very bri­tish. Falls es soweit kommt, wür­den wir ihm natür­lich ger­ne frei geben, damit er die Match-Entscheidung mit­be­kommt… Gestern haben wir drei umge­sie­del­te Familien im Retortendorf Thiraimadu besucht, zusam­men mit der Schweizer Ethnologin, die hier nach dem Tsunami ihre Doktorarbeit gemacht hat. Wir krie­gen Einblick in erfreu­li­che und tra­gi­sche Schicksale, und immer sind Kinder mit betrof­fen. Abends dann eine Überraschung. Sujata, unse­re Tamil-Übersetzerin, hat Geburtstag. Sie und ihr Mann Navan laden uns Foreigners zu einem Barbecue am Strand ein — so wie sie es mit ande­ren (Hilfswerks-) Westlern zwei Mal erlebt, aber noch nie sel­ber orga­ni­siert haben. Wir fah­ren zum zap­pen­dus­te­ren Strand, wo wir im Schein der Autoscheinwerfer das Barbecue-Feuer zum Brennen brin­gen. Fisch ist ange­sagt — direkt vom Fischer — aber noch nicht da, weil der Fischer sei­nen Tagesfang bereits an den Zwischenhändler gelie­fert hat. Also muss Navan mit dem Motorrad dort vor­bei. Inzwischen wird aus dem Feuer Glut, wohin­ge­gen die Petrollampen, die die Autoscheinwerfer-Beleuchtung erset­zen sol­len, nicht so recht wol­len. Schliesslich fällt uns ein, dass wir im Kofferraum unser legen­dä­res Batterie-Film-LED-Licht dabei haben (Brenndauer über 8 h!) — kaum ist das dis­kre­te Licht auf­ge­baut, fah­ren die Barbecuefische auf dem Motorrad vor. Die Beachparty kann beginnen.

Navan und Sujata

 

Beachparty is over

03.06.2014  Jeden Morgen legen wir einen Extra-Halt vor einem Hindutempel ein, wo unse­re tami­li­schen MitarbeiterInnen ein kur­zes Gebet an die zustän­di­gen Gottheiten rich­ten, damit unser Tagewerk ein glück­li­ches wer­de. Fern von unse­rem Offroad Reports Betriebsheiligen San Giuseppe di Cupertino neh­men wir das dan­kend an und müs­sen geste­hen: wir haben auf unse­rer zwei­ten Filmreise schon fast unver­schäm­tes Glück gehabt. Während auf der Westseite der Insel — wo wir vor 10 Tagen bes­tes Wetter vor­ge­fun­den haben — hef­tigs­te Regenschauer nie­der­pras­seln ver­bun­den mit Überflutungen  zahl­rei­che Erdrutschen und Toten, ist an der Ostküste von alle­dem nichts zu spü­ren. Ganesh dem Elefantengott sei Dank.

Aufpasser Nr. 3 ist kon­di­tio­nell und in Englisch und Tamilisch nicht ganz so stark wie Nr. 2, muss aber durch­hal­ten, weil wir nun mit eini­gem Aufwand die feh­len­den rest­li­chen Puzzlestücke zum fer­ti­gen Film fin­den müs­sen. Weil wir aber ein anstän­dig bezahl­tes Team haben, legt sich sogar der Fahrer ins Zeug, um das zu fin­den, was wir suchen. Mit Erfolg. Heute krie­gen wir als Geschenk des Himmels ein beein­dru­cken­des Longnet-Fishing: 20 Männer und Frauen zie­hen zwei Stunden lang ein meh­re­re hun­dert Meter lan­ges Grossnetz an Land. Der Fang ist beschei­den. Das ist unse­re Lesson lear­nt in Sri Lanka: Fisch ist nicht ein­fach im Überfluss da, um gefan­gen zu wer­den. Die Mehrzahl der Fischer, mit denen wir gedreht haben, keh­ren oft­mals mit kar­gem Ertrag an Land zurück.

Filmautorin und Gleiskontrolleur

 

Sieht aus wie Radarkontrolle — ist aber bloss unse­re Kamera (im Hintergrund rechts)  Kameramann im Kreis der milch­trin­ken­den Kindergärtler

 

Transkribieren — Wort für..

…Wort

 

Catch of the day

Am Samstag Rückfahrt nach Colombo (7 Stunden für 330 Kilometer), wo wir die not­wen­di­gen Papiere für die Ausfuhr bekom­men soll­ten (gemäss Rapport unse­rer drei Aufseher), dann gibt’s noch etwas Übersetzungsarbeit von sin­gha­le­si­schen Interviews und schließ­lich einen Abschiedsbesuch beim Schweizer Botschafter.

Rückflug Colombo-Dubai-Zürich am 11. Juni.

03.06.2014  Gestern Abend am Ufer stun­den­lang auf die Rückkehr des Motorboots unse­res Hauptdarsteller-Fischers gewar­tet  (er hat­te sein Mobiltelefon zuhau­se ver­ges­sen..). In stock­dunk­ler Nacht mit Taschenlampen-Beleuchtung  und unse­rem Barbecue-erprob­ten Filmlicht gelin­gen uns schö­ne Aufnahmen vom Tagesfang der Fischer und des­sen unver­züg­li­cher Vermarktung an die Fischhändler. 34 Kilo Fisch erge­ben 80 Franken Tagesverdienst brut­to für drei Mann.

Heute fol­gen die Filmaufnahmen, die im fer­ti­gen Film vor dem Fischverkauf ste­hen wer­den — ist bei uns an der Tagesordnung, dass vor­her und nach­her nicht chro­no­lo­gisch, son­dern kreuz und quer gefilmt wer­den. Hauptproblem: die Darsteller müs­sen an bei­den Drehtagen, die im Film zu einem ein­zi­gen Tag ver­schmel­zen, die glei­chen Kleider tra­gen und dür­fen unter­des­sen nicht zum Coiffeur. Grosses Aufatmen auf Seiten der Filmcrew als die Fischerbootsbesatzung im glei­chen Tenu wie am Vortag erscheint und zum Fischfang losfährt.

Unser Film ist damit abge­dreht: 25 Stunden Filmmaterial (inkl. sehr lan­ger Übersetzungen) kom­men zu den 30 Stunden hin­zu, die wir im ver­gan­ge­nen Dezember heim gebracht haben. Die Filet-Stücke erge­ben dann den 55-minü­ti­gen SRF-Dok-Film. Dieser Schlachtvorgang heisst auf film­deutsch: Kill your darlings.

Nun folgt die rest­li­che Feinübersetzung vor Ort mit Sujata unse­rer Tamilisch-Schnellsprecherin. Für uns ist nach wie vor rät­sel­haft, wo die Tamilen Punkt und Komma machen (Sprechgeschwindigkeit Tamilisch = Biel-Berndeutsch x 12).

Unsere tami­li­sche Taskforce

 

Spass beim Visionieren

 

06.06.2014  Der Film nimmt lang­sam Gestalt an…

Ist die Lösung das Problem oder das Problem die Lösung ?

Spätabends — Flasche leer

08.06.2014  Zurück in Colombo, 320 km quer durch die Insel gefah­ren, mit unzäh­li­gen Überholmanövern, die in der Schweiz unwei­ger­lich zu einem Crash füh­ren wür­den. In Sri Lanka reicht’s aber meis­tens um ein paar Millimeter. Trotzdem fah­ren wir an eini­gen Unfällen vor­bei, die sich kurz vor unse­rer Durchfahrt ereig­net haben. Der spek­ta­ku­lärs­te betrifft aller­dings den Schienenverkehr par­al­lel zu unse­rer Strasse — ein dick­häu­ti­ger Spaziergänger hat die Warnsignale des her­an­na­hen­den Express-Zuges missachtet.

Die Reporterin immer nahe am Geschehen

Der Expresszug ist gemäss Zeugenaussagen unver­letzt geblie­ben und wei­ter gefahren.

Erwähnenswert, wie wir mit unse­rem Produktionsfahrzeug durch das Verkehrsgewühl in Colombo ans Ziel gelangt sind. Auf dem Beifahrersitz der nur sin­gha­le­sisch spre­chen­de Investigations-Officer, am Steuer der nur tami­lisch spre­chen­de, haupt­be­ruf­li­che Fischer. Kommunikation klapp­te bes­tens: unzäh­li­ge Spurwechsel im letz­ten Moment per Handzeichen und sri-lan­ki­schem hori­zon­ta­lem Kopfnicken, der Fischer beschleu­nigt wie mit dem Motorboot. Wir lan­den punkt­ge­nau bei der Zentrale der National Film Corporation und erhal­ten zwei Tage zu früh (!) unse­re Ausreisepapiere, die bestä­ti­gen, dass wir nichts Unerfreuliches zu Sri Lanka auf­ge­zeich­net haben und der Ausreise unse­rer Filmaufnahmen nichts im Wege steht.

Das Singhala-Übersetzungteam

10.06.2014  Zum Schluss noch ein­mal ein Übersetzungsmarathon — nach zehn  Tagen Tamil nun wie­der Singhalesisch-Englisch. Buddhini von <href”http://www.watermelonfilms.com/services.htm”>Watermelon Productions Colombo und ihr Mann legen gros­sen Wert dar­auf, uns nicht nur dür­re Worte, son­dern dar­über hin­aus kul­tu­rel­le Deutungen zu ver­mit­teln. Unser spon­ta­ner Kino-Besuch vom Vorabend — ein <href”http://www.youtube.com/watch?v=qZlUUYL96Qk”>Sri Lankischer Action Film ohne Untertitel (!) — nach Bollywood-Muster inklu­si­ve Mord- und Totschlag à dis­cre­ti­on, Liebesgeschichten mit schwin­del­erre­gen­den Tanzszenen und einem laut­stark mit­ge­hen­den Publikum — ent­lockt den bei­den die Bemerkung, sie hät­ten uns schon kul­tu­rell wert­vol­le Tipps geben kön­nen… Wir glau­ben aber trotz aller Filmklischees, dass wir wie­der ein Stück mehr über den sin­gha­le­si­schen Teil der Sri Lankischen Gesellschaft begrif­fen haben.

Beim gest­ri­gen Besuch auf dem Gemüse-Früchte-Fleisch-Schuh-Kleider-Coiffeur-Haushaltgeräte-Unterhaltungselektronik-Markt, gera­ten wir plötz­lich an eine «ech­te» Schlägerei, wie im erwähn­ten Actionfilm gese­hen. Plötzlich hören die Männer auf mit dem Gezänk — ein fet­ter Film-Regisseur greift ins Geschehen ein. Vier Kameraleute kon­trol­lie­ren, ob die Action-Szene für den nächs­ten Kinohit im Kasten ist. Diesen Film wer­den wir in Europa wohl kaum zu sehen bekommen.

 
Dann letz­ter Spaziergang zum «Bundeshaus»-Brunnen Colombo. Wer hat’s erfunden?

 
11.06.2014  Flughafen Colombo

6 Kilogramm Übergepäck — kein Durchkommen beim Drachen  am Check in-Schalter



ENDE
       

 

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