LANKA TAGEBUCH



TAGEBUCH EINER FILMPRODUKTION


TEIL 1

2012 /​2013

Film auf Papier…

Film im Kopf und wie­der auf Papier und wie­der.…. 

22.11.2013 Seit 30 Tagen auf gepack­ten Kof­fern. Rei­se­pässe in Genf beim Gene­ral­kon­su­lat. War­ten auf Dreh­ge­neh­mi­gung und Visa. Heute neue Mel­dung aus dem sri­lan­ki­schen Aus­sen­mi­ni­ste­rium: «Ein­reise geneh­migt, aber noch nicht erteilt…»

25.11.2013 Wie­der ein Wochen­ende vor­bei – wir müs­sen wei­tere Drehs mit div. Prot­ago­ni­stIn­nen absagen/​verschieben. Dreh­bü­cher und Dreh­pläne sind nice to have, aber wir hal­ten es mit dem deut­schen Gene­ral­feld­mar­schall v. M.: «Kein Plan über­lebt die erste Feindberührung.»

26.11.2013 Wun­der dau­ern immer etwas län­ger: 10.05 Uhr CET /​14.35 LANKA TIME — Schwei­zer Bot­schaft Colombo mel­det — Aus­sen­mi­ni­ste­rium Sri Lanka erteilt pro­vi­so­ri­sche Dreh­be­wil­li­gung — Visas kön­nen aus­ge­stellt wer­den und soll­ten mor­gen per Velo­ku­rier bei uns sein — Ori­gi­nal­ton Gene­ral­kon­su­lat Sri Lanka Genf: «This must be an incre­di­ble moment for you…» Yes, indeed!

27.11.2013 Velo­ku­rier ist eben mit Päs­sen die Treppe bei uns hochgerannt..

29.11.2013Take off expec­ted ZRH Air­port 21.45


Air­bus 320–200 Emi­ra­tes-Flug von Dubai nach Colombo. Wir sind fast die ein­zi­gen Fluggäste.

30.11.2013 Lan­dung in Sri Lanka 

Von wegen Son­nen­pa­ra­dies – Colombo Luft­feuch­tig­keit 100%, Tem­pe­ra­tur 31 Grad Cel­sius, tro­pi­scher Regenguss 

01.12.2013 Am Vor­mit­tag als erstes Sri Lan­ki­sche SIM-Kar­ten besorgt: Ohne Smart­phone geht hier gar nichts. Schon gar nicht, wenn man vier Wochen Dreh­ar­bei­ten zu orga­ni­sie­ren hat. Fein­pla­nung ist in vol­lem Gang: Zuerst wägen, dann wagen. Haupt­pro­blem: Durch­schnitts­ge­schwin­dig­keit 30km/​h – und wir haben im Sinn, die ganze Insel zu umrunden!


Bollywood-Träume

Colombo, 02.12.2013 


Von einem Amt zum näch­sten. Vor­läu­fi­ger Höhe- und Schluss­punkt: Die Natio­nal Film Corporation.


Geschafft: Unsere Presseausweise!

04.12.2013 Bei der Natio­nal Film Cor­po­ra­tion end­lich das ent­schei­dende Dreh­ge­neh­mi­gungs-Doku­ment abge­holt – danach freie Fahrt Rich­tung Osten mit Etap­pen­ziel Bat­ti­caloa. Mit im Gepäck der Rat von einem Press Offi­cer, der weiss wovon er spricht – ent­spre­chend wer­den wir uns in den kom­men­den Wochen daran hal­ten (oder es zumin­dest ver­su­chen): «Haben sie Geduld mit der sri­lan­ki­schen Bevöl­ke­rung, sie ist mei­stens nicht so schnell, wie wir das von ihr erwarten.»

05.12.2013 Bat­ti­caloa – erster Drehtag:


Was­ser ums Haus – wir sit­zen fil­misch auf dem Trocke­nen – wird je wie­der die Sonne scheinen ?


Wir lie­gen nicht an der Lagune – wir sind eine.

Aber: Wir haben einen unse­rer Haupt­dar­stel­ler, den wir vor einem Jahr getrof­fen haben, wie­der gefun­den, und er ist bereit mit­zu­ma­chen: Mor­gen fährt das Velo auf dem Film­pla­kat zum ersten Mal durchs Bild.

06.12.2013


Wann kommt sie end­lich, die ulti­ma­tiv foto­gene Welle?!?!?

Nach Dreh­schluss gehts wei­ter – im weih­nächt­li­chen Setting…

12.12.2013 Petrus meinte es gut bis jetzt: Uner­war­tet viel Son­nen­schein, die ganze Woche. Lange, inten­sive Tage – viele schöne Bil­der, ab und an auch unüber­wind­bare Hindernisse…


Road block


Am Strand von Passikudah 


Im «Iglu»-Dorf»: Happy ride…


…mit happy Girl!


Häu­ser mit ver­bar­ri­ka­dier­ten Fen­stern, Dör­fer ohne Trinkwasser


Gefragt aller­dings wären wahr­lich andere Visionen…


Indi­scher Ozean – rough


Zwi­schen­halt am Nil­a­veli Beach – kur­zer Augenschein…

17.12.2013 Inten­sive Tage: Von Dreh­ort zu Dreh­ort – nach Bat­ti­caloa zuerst süd­wärts: Aru­gam­bay, gestern Abend dann schla­fen in Trin­co­ma­lee und heute erst­mals eine halbe Stunde Sight­see­ing – in Jaffna…


…Jaffna! Nach zwei Wochen eine halbe Stunde ohne Per­so­nal und Prot­ago­ni­sten – what a feeling!!!

18.12.2013 Ein ver­lo­re­ner Tag am Ende der Welt: Wun­der­bare Bil­der, doch die Kamera muss im Auto blei­ben. Da hilft auch stun­den­lan­ges Ver­han­deln nicht weiter.


Erfolg­lose Tele­fon­ver­su­che: Wenn das Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ste­rium nicht will, ist nichts zu wollen.


Zeit für under­co­ver Reko. Neue Häu­ser, neue Hoffnung…

19.12.2013 Ner­ven­krieg ohne Ende – im Nor­den hat die Armee das Sagen – und Uni­for­mierte sind nicht à priori Freunde des beweg­ten Bil­des. Unser Dreh­ort ist seit Mona­ten bekannt und etwa 75 Auto-Minu­ten von unse­rer Pen­sion ent­fernt. Also sit­zen wir auch heute dreh­be­reit in der Nähe der Wie­der­auf­bau­pro­jekte und trin­ken Tee – als Abwechs­lung und fürs Gemüt besich­ti­gen wir DEZA-Schulhaus-Baustellen.

Wir set­zen uns und unse­rer Auf­se­he­rin ein neues Ulti­ma­tum. 15.30 Uhr. Um 15.31 Uhr kommt die Cle­ar­ance: Wir dür­fen gestern, heute und mor­gen im äus­ser­sten Nord­osten drehen!


Ein­drück­li­cher Tsu­nami-Fried­hof am ein­sa­men Strand

Beneficiaries

21.12.2013 Jaffna – Weli­gama: 580 Kilo­me­ter, 12 Stun­den Fahrt – 100 Jahre älter. Aber schliess­lich heil ange­kom­men und tief geschlafen.

22.12.2013 Weli­gama – wir zün­den das Schluss­feu­er­werk – in 4 Stun­den grös­se­rer Fil­mertrag als in 40 Stun­den zuvor. Wir haben einen Bösen, viele Gute und einen Armen im Fischer­netz. Aber schon droht Gefahr: das gibt wie­der mal kei­nen Schwarz­weiss-Off­road-Film, son­dern etwas ziem­lich Viel­schich­ti­ges. Aber genau so ist es halt – bald 10 Jahre nach dem Tsunami.

Spät­schicht: Über­set­zen! Viel Arbeit. Denn sie reden gern, viel und schnell – jene die reden…

24.12.2013 Weih­nach­ten ein­mal anders: Start auf dem Fisch­markt – anschlies­send Lehr­stück über mut­lose Beamte, die sich hin­ter Papier­kram und Regle­men­ten ver­schan­zen. Zum Glück gibt es auch die ande­ren. Jene die hin ste­hen und sagen, was Sache ist.

25.12.2013 Tsu­nami-Dorf im Hin­ter­land. Und wie­der sind uns die Wet­ter­göt­ter hold: Am Mor­gen giesst’s in Strö­men – anfäng­lich fin­den die Sequen­zen des­halb not­ge­drun­gen im Com­mu­nity Cen­ter statt. Doch bald klart es auf – ab sofort wird auch wie­der draus­sen gedreht. Heute mit Nis­hara, dem Tsu­nami-Sozio­lo­gen von der Colombo University.


Wow! Weih­nächt­li­cher Sonnenuntergang

26.12.2013 Der 9. Tsunami-Jahrestag.


Der Traum­strand ganz in der Nähe… Zuschla­gen! Sofort! Denn die Boden­preise stei­gen rasant.

27.12.2013 Noch ein­mal ein rand­vol­ler Dreh­tag – noch ein­mal das ver­diente Feierabendbier…


Ein letz­ter Mor­gen­gruss vom Palmenstrand

Der Strand lockt ver­ge­bens: Dre­hen bis zur letz­ten Minute – und zwi­schen­durch schnell mal packen.

28.12.2013 Hoch­sai­son in Weli­gama. Ab heute zie­hen auch in unsere Zim­mer Tou­ri­sten ein. Der erste Teil ist abge­dreht. Am Mor­gen vor­packen im Hotel.
Unter­wegs noch ulti­ma­tive Bil­der. Kurz vor dem Ein­checken am Flug­ha­fen folgt die fach­ge­rechte, sprich flug­si­chere Bestückung von Kof­fern und Kisten.

29.12.2013 Kurz vor Mit­tag lan­den wir in Zürich – 20 Minu­ten zu früh. Bis wir daheim sind dau­ert es trotz­dem län­ger: zwei Mate­ri­al­ki­sten feh­len. Eine kom­pli­zierte Geschichte: Wir dür­fen nur ein­füh­ren, was wir tat­säch­lich dabei haben – also müs­sen wir den Zöll­ner in sei­ner Sonn­tags­ruhe stö­ren. Posten für Posten gehen wir die Mate­ri­al­li­ste durch – als wir end­lich durch sind, Ent­war­nung: Die Kisten sind auf­ge­taucht. Damit hat sich – wie schon so viele zuvor – auch das letzte Pro­blem die­ser Reise in Luft aufgelöst…


ENDE TEIL 1


TEIL 2

17.04.2014 In einem Monat geht es wie­der los: Dreh­ar­bei­ten in Sri Lanka, Teil 2. Flüge gebucht, Über­ge­päck allo­wed, Rei­se­pässe mit Jour­na­li­stIn­nen-Visa auf dem Nacht­tisch bereit.

22.05.2014 Wie­der in Sri Lanka unter­wegs – dies­mal sogar mit Dauer-Spe­zi­al­be­glei­ter der Staats­si­cher­heit. Wir kön­nen also nicht ver­lo­ren gehen. Film­ar­bei­ten haben gut ange­fan­gen, die Wet­ter­be­din­gun­gen sind die übli­chen: Sonne und Gewit­ter­stürme rich­ten sich nicht nach der Wet­ter­vor­her­sage. Dem­nächst in Galle, dann in Mirissa.

Sri Lanka am Morgen…

…Sri Lanka am Abend

Pro­du­cer und Assi­stant ver­sor­gen die Film­crew mit Essen

24.05.2014 Sri Lanka-Müsterli 1: Wir trin­ken hier in einem Tag soviel wie wäh­rend einer hal­ben Woche in der Schweiz. Um auf­zu­tan­ken, besu­chen wir den No.1‑Shop in «Ger­man Hari­tha­gama», einem Tsu­nami-Wie­der­auf­bau-Dorf fern vom Mee­res­strand in einer Kau­tschuk­plan­tage gele­gen. Lei­der hat der Shop-Kee­per nur einen lee­ren Geträn­ke­schrank vor­zu­zei­gen – also heisst es war­ten, bis unser Fah­rer, der die gros­sen Mit­tags- Rei­spor­tio­nen für die ein­hei­mi­schen Män­ner unse­rer Film­crew aus der Stadt holt, zurück ist. Nach fünf Minu­ten fährt der Shop-Kee­per mit dem Motor­rad vor und bringt uns aus sei­nem pri­va­ten Kühl­schrank von zuhause eine Fla­sche mit einer rosa­ro­ten Flüs­sig­keit. Geschmacks­note – irgend­was zwi­schen Tiki und Bazooka. Bezah­lung käme einer Belei­di­gung gleich.

Müsterli 2: Wir soll­ten eine unbe­denk­li­che Aus­sen­auf­nahme von der gros­sen Hol­cim-Fabrik in Sri Lanka machen. Wird plötz­lich zum gros­sen Pro­blem, weil die Hol­cim-Ange­stell­ten zum unbe­fri­ste­ten Streik auf­ge­ru­fen haben und das Fabrik­tor bela­gern: sie ver­lan­gen anstän­dige Arbeits­ver­träge vom Schwei­zer Multi. Jetzt wird unser Auf­pas­ser zum ersten Mal aktiv. Diese poli­ti­sche Aktion sei auch gegen die Regie­rung gerich­tet, des­halb dürf­ten wir nicht fil­men. Wir geben nicht so schnell auf und schrei­ten mit unse­rem Regie­rungs­mann meh­rere Stand­orte ab. Vom Dach des Hotels gegen­über geht nichts, weil der Recep­tio­nist Schiss hat. Wir eini­gen uns auf eine Vor­bei­fahrt mit dem Auto, über eine Brücke, 200 m vom Ein­gangs­tor ent­fernt, wo man die Fabrik mit dem Hol­cim-Logo eini­ger­mas­sen sehen und fil­men kann. Mor­gen Nach­mit­tag wer­den wir das ver­su­chen. «Unser» Auf­pas­ser-Poli­zist ist in gros­sen Loya­li­täts­nö­ten: er möchte es weder mit sei­nem Chef noch mit uns ver­der­ben: « You are­n’t angry with me, isn’t it ?»

Regie­an­wei­sung an die Forschung

25.05.2014 Zurück in Weli­gama. Wir sind die ein­zi­gen Gäste – welch wohl­tu­en­der Kon­trast zum Rie­sen­durch­ein­an­der an Weih­nach­ten 2013 als wir bereits dort zu Gast waren! Nach drei Tagen Feld-For­schung geht’s mor­gen in die Schule. Früh­start um 6.30 Uhr – damit wir nicht zu spät kommen!

Impres­sio­nen von unse­rem zwei­tä­gi­gen Schulbesuch:

Mor­gen-Appell : Vor­wärts marsch!!

Unser Auf­pas­ser-Offi­cer – für ein­mal als Musiker

Kamera auf Augenhöhe

Hit­zige Wetterprognose

Foto­ter­min


Kamera-Assistentin

Über­set­ze­rin, Schul­haus­ar­chi­tek­tin und Filmautorin

Mobi­le­phone Tankstelle

27.05.2014 Schicht­wech­sel: Heute bei den Auf­pas­sern. Mor­gen bei den Über­set­ze­rin­nen. Von Sin­gha­le­sisch wech­seln wir zu Tamil. Wohl­ge­merkt: Nur bei den Über­set­ze­rin­nen. Ob unser neuer Beob­ach­ter Tamil ver­steht, wird sich bald zei­gen. Schon heisst es wie­der Abschied neh­men von Weli­gama. Jetzt geht es an die Ost­kü­ste. Affen­heiss sei es, teilt uns unsere Schwei­zer Prot­ago­ni­stin aus Bat­ti­caloa mit. Sie ist schon mal am Akklimatisieren…

29.05.2014 Fahr­zeug­wech­sel in Aru­gam­bay. Wir waren mit dem Ersatz-Van nicht zufrie­den. Vom Keil­rie­men über die Zen­tral­ver­rie­ge­lung bis zur klem­men­den Schie­be­tür. Die Ablö­sung des Fah­rers geht nicht ohne laute Worte und Trä­nen des Fah­rers über die Bühne: Wir müs­sen kräf­tig nach­hel­fen, damit er zu sei­nem ver­dien­ten Lohn kommt. Er hat einen Super­job gemacht, aber sein Boss ist ein Arbeit­ge­ber Marke Holcim. -

Für Hol­cim- und Schmidheiny-Fans:

Hol­cim Sri Lanka beschäf­tigt 500 Mit­ar­bei­ter seit 15 Jah­ren ohne Fest­an­stel­lung und ohne Über­stun­den­zu­schlag. Dazu kom­men noch zahl­rei­che kurz­fri­stige Tem­po­rär­ar­bei­ter. Ver­ständ­lich, dass die Gewerk­schaf­ter vors Fabrik­tor sit­zen – Resul­tat: kein Hol­cim-Cement mehr in den Bau­märk­ten. Und als Schwei­zer schä­men wir uns ziem­lich fremd, wie sich Hol­cim in Sri Lanka auf­führt. Affaire à suivre.

Memo­ry­spiel über die Sprach und Kul­tur­gren­zen hinweg

30.05.2014 
Gibt es das ver­las­sene Tsu­nami-Dorf? Oder sind es bloss Geschich­ten und Gerüchte? Jeder erzählt etwas ande­res, die aus­ge­streck­ten Arme zei­gen in alle Him­mels­rich­tun­gen. Wir geben nicht auf – suchen. Und finden…

Abends Ankunft in Bat­ti­caloa. Wie­der im Riviera-Resort – ist fast ein wenig wie Heim­kom­men. Jetzt heisst es, die letz­ten Sequen­zen in den Kasten krie­gen. Mor­gen noch ein­mal eine neue Prot­ago­ni­stin, extra aus der Schweiz ein­ge­flo­gen. Eine Woche bleibt uns noch, dann ist abgedreht.

Gibt es die­ses Dorf oder gibt’s es nicht? 

01.06.2014 

Früh­stück

Mor­gen Abend kommt Auf­pas­ser Nr. 3 und löst Nr. 2 ab, der gerade dabei ist, das Finale der indi­schen Cricket-Mei­ster­schaft am Hotel-TV zu ver­fol­gen. Pun­jab gegen Kal­kutta – das Spiel kann bis zu 20 Stun­den dau­ern, very bri­tish. Falls es soweit kommt, wür­den wir ihm natür­lich gerne frei geben, damit er die Match-Ent­schei­dung mit­be­kommt… Gestern haben wir drei umge­sie­delte Fami­lien im Retor­ten­dorf Thi­rai­madu besucht, zusam­men mit der Schwei­zer Eth­no­lo­gin, die hier nach dem Tsu­nami ihre Dok­tor­ar­beit gemacht hat. Wir krie­gen Ein­blick in erfreu­li­che und tra­gi­sche Schick­sale, und immer sind Kin­der mit betrof­fen. Abends dann eine Über­ra­schung. Sujata, unsere Tamil-Über­set­ze­rin, hat Geburts­tag. Sie und ihr Mann Navan laden uns For­eig­ners zu einem Bar­be­cue am Strand ein – so wie sie es mit ande­ren (Hilfs­werks-) West­lern zwei Mal erlebt, aber noch nie sel­ber orga­ni­siert haben. Wir fah­ren zum zap­pen­du­ste­ren Strand, wo wir im Schein der Auto­schein­wer­fer das Bar­be­cue-Feuer zum Bren­nen brin­gen. Fisch ist ange­sagt – direkt vom Fischer – aber noch nicht da, weil der Fischer sei­nen Tages­fang bereits an den Zwi­schen­händ­ler gelie­fert hat. Also muss Navan mit dem Motor­rad dort vor­bei. Inzwi­schen wird aus dem Feuer Glut, wohin­ge­gen die Petrollam­pen, die die Auto­schein­wer­fer-Beleuch­tung erset­zen sol­len, nicht so recht wol­len. Schliess­lich fällt uns ein, dass wir im Kof­fer­raum unser legen­dä­res Bat­te­rie-Film-LED-Licht dabei haben (Brenn­dauer über 8 h!) – kaum ist das dis­krete Licht auf­ge­baut, fah­ren die Bar­be­cue­fi­sche auf dem Motor­rad vor. Die Beach­party kann beginnen.

Navan und Sujata

Beach­party is over

03.06.2014 Jeden Mor­gen legen wir einen Extra-Halt vor einem Hin­du­tem­pel ein, wo unsere tami­li­schen Mit­ar­bei­te­rIn­nen ein kur­zes Gebet an die zustän­di­gen Gott­hei­ten rich­ten, damit unser Tage­werk ein glück­li­ches werde. Fern von unse­rem Off­road Reports Betriebs­hei­li­gen San Giu­seppe di Cup­er­tino neh­men wir das dan­kend an und müs­sen geste­hen: wir haben auf unse­rer zwei­ten Film­reise schon fast unver­schäm­tes Glück gehabt. Wäh­rend auf der West­seite der Insel – wo wir vor 10 Tagen bestes Wet­ter vor­ge­fun­den haben – hef­tig­ste Regen­schauer nie­der­pras­seln ver­bun­den mit Über­flu­tun­gen zahl­rei­che Erd­rut­schen und Toten, ist an der Ost­kü­ste von alle­dem nichts zu spü­ren. Ganesh dem Ele­fan­ten­gott sei Dank.

Auf­pas­ser Nr. 3 ist kon­di­tio­nell und in Eng­lisch und Tami­lisch nicht ganz so stark wie Nr. 2, muss aber durch­hal­ten, weil wir nun mit eini­gem Auf­wand die feh­len­den rest­li­chen Puz­zle­stücke zum fer­ti­gen Film fin­den müs­sen. Weil wir aber ein anstän­dig bezahl­tes Team haben, legt sich sogar der Fah­rer ins Zeug, um das zu fin­den, was wir suchen. Mit Erfolg. Heute krie­gen wir als Geschenk des Him­mels ein beein­drucken­des Long­net-Fishing: 20 Män­ner und Frauen zie­hen zwei Stun­den lang ein meh­rere hun­dert Meter lan­ges Gross­netz an Land. Der Fang ist beschei­den. Das ist unsere Les­son learnt in Sri Lanka: Fisch ist nicht ein­fach im Über­fluss da, um gefan­gen zu wer­den. Die Mehr­zahl der Fischer, mit denen wir gedreht haben, keh­ren oft­mals mit kar­gem Ertrag an Land zurück.

Film­au­torin und Gleiskontrolleur

Sieht aus wie Radar­kon­trolle – ist aber bloss unsere Kamera (im Hin­ter­grund rechts)  Kame­ra­mann im Kreis der milch­trin­ken­den Kindergärtler

Tran­skri­bie­ren – Wort für..

…Wort

Catch of the day

Am Sams­tag Rück­fahrt nach Colombo (7 Stun­den für 330 Kilo­me­ter), wo wir die not­wen­di­gen Papiere für die Aus­fuhr bekom­men soll­ten (gemäss Rap­port unse­rer drei Auf­se­her), dann gibt’s noch etwas Über­set­zungs­ar­beit von sin­gha­le­si­schen Inter­views und schließ­lich einen Abschieds­be­such beim Schwei­zer Botschafter.

Rück­flug Colombo-Dubai-Zürich am 11. Juni.

03.06.2014 Gestern Abend am Ufer stun­den­lang auf die Rück­kehr des Motor­boots unse­res Haupt­dar­stel­ler-Fischers gewar­tet (er hatte sein Mobil­te­le­fon zuhause ver­ges­sen..). In stock­dunk­ler Nacht mit Taschen­lam­pen-Beleuch­tung und unse­rem Bar­be­cue-erprob­ten Film­licht gelin­gen uns schöne Auf­nah­men vom Tages­fang der Fischer und des­sen unver­züg­li­cher Ver­mark­tung an die Fisch­händ­ler. 34 Kilo Fisch erge­ben 80 Fran­ken Tages­ver­dienst brutto für drei Mann.

Heute fol­gen die Film­auf­nah­men, die im fer­ti­gen Film vor dem Fisch­ver­kauf ste­hen wer­den – ist bei uns an der Tages­ord­nung, dass vor­her und nach­her nicht chro­no­lo­gisch, son­dern kreuz und quer gefilmt wer­den. Haupt­pro­blem: die Dar­stel­ler müs­sen an bei­den Dreh­ta­gen, die im Film zu einem ein­zi­gen Tag ver­schmel­zen, die glei­chen Klei­der tra­gen und dür­fen unter­des­sen nicht zum Coif­feur. Gros­ses Auf­at­men auf Sei­ten der Film­crew als die Fischer­boots­be­sat­zung im glei­chen Tenu wie am Vor­tag erscheint und zum Fisch­fang losfährt.

Unser Film ist damit abge­dreht: 25 Stun­den Film­ma­te­rial (inkl. sehr lan­ger Über­set­zun­gen) kom­men zu den 30 Stun­den hinzu, die wir im ver­gan­ge­nen Dezem­ber heim gebracht haben. Die Filet-Stücke erge­ben dann den 55-minü­ti­gen SRF-Dok-Film. Die­ser Schlacht­vor­gang heisst auf film­deutsch: Kill your darlings.

Nun folgt die rest­li­che Fein­über­set­zung vor Ort mit Sujata unse­rer Tami­lisch-Schnell­spre­che­rin. Für uns ist nach wie vor rät­sel­haft, wo die Tami­len Punkt und Komma machen (Sprech­ge­schwin­dig­keit Tami­lisch = Biel-Bern­deutsch x 12).

Unsere tami­li­sche Taskforce

Spass beim Visionieren

06.06.2014 Der Film nimmt lang­sam Gestalt an…

Ist die Lösung das Pro­blem oder das Pro­blem die Lösung ?

Spät­abends – Fla­sche leer

08.06.2014 Zurück in Colombo, 320 km quer durch die Insel gefah­ren, mit unzäh­li­gen Über­hol­ma­nö­vern, die in der Schweiz unwei­ger­lich zu einem Crash füh­ren wür­den. In Sri Lanka reicht’s aber mei­stens um ein paar Mil­li­me­ter. Trotz­dem fah­ren wir an eini­gen Unfäl­len vor­bei, die sich kurz vor unse­rer Durch­fahrt ereig­net haben. Der spek­ta­ku­lär­ste betrifft aller­dings den Schie­nen­ver­kehr par­al­lel zu unse­rer Strasse – ein dick­häu­ti­ger Spa­zier­gän­ger hat die Warn­si­gnale des her­an­na­hen­den Express-Zuges missachtet.

Die Repor­te­rin immer nahe am Geschehen

Der Express­zug ist gemäss Zeu­gen­aus­sa­gen unver­letzt geblie­ben und wei­ter gefahren.

Erwäh­nens­wert, wie wir mit unse­rem Pro­duk­ti­ons­fahr­zeug durch das Ver­kehrs­ge­wühl in Colombo ans Ziel gelangt sind. Auf dem Bei­fah­rer­sitz der nur sin­gha­le­sisch spre­chende Inve­sti­ga­ti­ons-Offi­cer, am Steuer der nur tami­lisch spre­chende, haupt­be­ruf­li­che Fischer. Kom­mu­ni­ka­tion klappte bestens: unzäh­lige Spur­wech­sel im letz­ten Moment per Hand­zei­chen und sri-lan­ki­schem hori­zon­ta­lem Kopf­nicken, der Fischer beschleu­nigt wie mit dem Motor­boot. Wir lan­den punkt­ge­nau bei der Zen­trale der Natio­nal Film Cor­po­ra­tion und erhal­ten zwei Tage zu früh (!) unsere Aus­rei­se­pa­piere, die bestä­ti­gen, dass wir nichts Uner­freu­li­ches zu Sri Lanka auf­ge­zeich­net haben und der Aus­reise unse­rer Film­auf­nah­men nichts im Wege steht.

Das Singhala-Übersetzungteam

10.06.2014 Zum Schluss noch ein­mal ein Über­set­zungs­ma­ra­thon – nach zehn Tagen Tamil nun wie­der Sin­gha­le­sisch-Eng­lisch. Bud­dhini von <href”http://www.watermelonfilms.com/services.htm”>Watermelon Pro­duc­tions Colombo und ihr Mann legen gros­sen Wert dar­auf, uns nicht nur dürre Worte, son­dern dar­über hin­aus kul­tu­relle Deu­tun­gen zu ver­mit­teln. Unser spon­ta­ner Kino-Besuch vom Vor­abend – ein <href”http://www.youtube.com/watch?v=qZlUUYL96Qk”>Sri Lan­ki­scher Action Film ohne Unter­ti­tel (!) – nach Bol­ly­wood-Muster inklu­sive Mord- und Tot­schlag à dis­cretion, Lie­bes­ge­schich­ten mit schwin­del­erre­gen­den Tanz­sze­nen und einem laut­stark mit­ge­hen­den Publi­kum – ent­lockt den bei­den die Bemer­kung, sie hät­ten uns schon kul­tu­rell wert­volle Tipps geben kön­nen… Wir glau­ben aber trotz aller Film­kli­schees, dass wir wie­der ein Stück mehr über den sin­gha­le­si­schen Teil der Sri Lan­ki­schen Gesell­schaft begrif­fen haben.

Beim gest­ri­gen Besuch auf dem Gemüse-Früchte-Fleisch-Schuh-Klei­der-Coif­feur-Haus­halt­ge­räte-Unter­hal­tungs­elek­tro­nik-Markt, gera­ten wir plötz­lich an eine «echte» Schlä­ge­rei, wie im erwähn­ten Action­film gese­hen. Plötz­lich hören die Män­ner auf mit dem Gezänk – ein fet­ter Film-Regis­seur greift ins Gesche­hen ein. Vier Kame­ra­leute kon­trol­lie­ren, ob die Action-Szene für den näch­sten Kino­hit im Kasten ist. Die­sen Film wer­den wir in Europa wohl kaum zu sehen bekommen.


Dann letz­ter Spa­zier­gang zum «Bundeshaus»-Brunnen Colombo. Wer hat’s erfunden?


11.06.2014 Flug­ha­fen Colombo

6 Kilo­gramm Über­ge­päck – kein Durch­kom­men beim Dra­chen am Check in-Schalter



ENDE
 

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