Wer Spitzenlöhne begrenzt, muss auf die Besten verzichten. Weil diese nur zu haben sind, wenn sie Top-Saläre und obendrauf exorbitante Boni erhalten. So ein weit verbreitetes Credo, das auf einem fatalen Missverständnis basiert.
Landläufig wird davon ausgegangen, dass es jenen, die mehr verdienen, besser geht. Gerne wird daraus der Umkehrschluss gezogen, dass besser Verdienende auch besser sind. Und ihr Wirken dazu führt, dass es allen besser geht, und unserem Land sowieso.
Deshalb greift Economiesuisse tief in die Tasche und bekämpft alles, was unseren Wohlstand – respektive denjenigen seiner Mitglieder – gefährden könnte. Deshalb investiert der Wirtschaftsdachverband in eine Millionen teure Kampagne gegen die Abzockerinitiative und gibt eine wissenschaftliche Untersuchung gegen die Energiewende in Auftrag. Aus der festen Überzeugung, dass für Geld alles zu haben ist. Egal ob Spitzenmanager, Forschungsergebnisse oder Abstimmungsresultate.
Economiesuisse weiss: Menschen sind käuflich. Und liefert die Beweise. Zum Beispiel mit dem Engagement von Studenten, die gegen Bezahlung und unter falschen Namen die Medien mit Leserbriefen gegen die Abzockerinitiative eindecken. Etwas mehr gekostet haben dürfte der ETH-Professor, der sich für das Zusatzhonorar von Economiesuisse die richtige Fragestellung einfallen lässt, um das gewünschte Resultat zur Energiewende wissenschaftlich zu legitimieren.
Der dreiminütige Werbespot, mit dem man der Abzockerinitiative definitiv das Genick brechen wollte, ist dem Verband gar 300’000 Franken wert. Ein «Star»-Regisseur wie Michael Steiner hat seinen Preis. Auch wenn er sein Machwerk kostensparend, am Wirtschaftsplatz Schweiz vorbei, in Ungarn dreht. Ein Spitzenmann eben, ganz im Sinn von Economiesuisse, der weiss, wie man die eigene Gage optimiert. Und sich gleichzeitig als Retter des Vaterlands aufspielt.
Diesmal scheint die Rechnung allerdings nicht ganz aufzugehen: Der Film, so war in der Sonntagspresse zu lesen, mag den Auftraggebern nicht wirklich zu gefallen. Mit seiner Inszenierung von nach Deutschland flüchtenden Spitzenmanagern hat der «Spitzenregisseur» offenbar übers Ziel hinaus geschossen.
Ein weiteres Beispiel für etwas, das wir eigentlich schon lange wissen: Die Formel «je teurer desto besser» funktioniert nicht. Schon gar nicht, wenn es um die Bewertung von Arbeitsleistung und Engagement geht. Bei Spitzenverdienern und Boni-Abräumern wie den Herren Ospel oder Rohner stellt sich die Frage, ob der Schaden für Bank und Allgemeinheit, am Ende gar ihre «Verdienste» übertrifft.
Wirklich brillante Köpfe lassen sich nicht kaufen. Beispiele dafür gibt es zuhauf, auch wenn sie in der Regel keine Schlagzeilen machen. Wie der Beamte, der seine sichere und gut bezahlte Stelle beim Bund aufgegeben hat und nun bei der WOZ arbeitet, weil er nicht länger verwalten, sondern etwas bewirken will. Oder die Journalistin, die nach 20 Jahren SRG genug hat von zunehmender Boulevardisierung und Quotendruck, und das gute Gehalt gegen sinnvolle Arbeit bei einer NGO eintauscht.
Menschen wie sie sind der Beweis dafür, dass das Beste nicht für Geld zu haben ist. Während sich jene, die man mit Spitzenlöhnen und Boni eingekauft hat, im Nachhinein nicht selten als veritable Nieten erweisen.