Minestrone oder das Haar in der Suppe

Mit­woch­mor­gen – Märit in Oer­li­kon! Der Nebel bricht auf, ein paar Son­nen­strah­len. Es gibt nichts schö­ne­res, als an der fri­schen Luft in Geh­di­stanz fri­sche Waren ein­zu­kau­fen. Um dann mor­gen oder über­mor­gen dar­aus eine feine Mine­strone zu kredenzen.

Ich achte dar­auf: Nur Gemüse aus loka­ler Pro­duk­tion: Zwie­beln, Lauch, Wirz, Kar­tof­feln, Stan­gen­sel­le­rie – direkt vom Bau­ern, aus hei­mi­schem Anbau. Ganz nach unse­rer Devise: Lokal und sai­so­nal – das ist gut und gesund für Mensch und Wirtschaft.

Dann bei Coop: Die Bor­lotti-Boh­nen schei­nen aus­ge­gan­gen, also greife ich nach einer Packung roter Kid­ney-Boh­nen – sogar in Bio­qua­li­tät! Auch das ent­spricht unse­ren Vor­sät­zen – sehr gut. Daheim dann aber das böse Erwa­chen: Ein zwei­ter Blick auf die Ver­packung zeigt – in klei­ner fei­ner Schrift, auf der Rück­seite, beim Ver­fall­da­tum steht: China.

Autsch! Das gibt es doch nicht! Boh­nen aus China – nein danke!

Sofort eine Inter­net­re­cher­che. Bei Google «Kid­ney-Boh­nen Schweiz» ein­ge­ben. An erster Stelle die Anzeige von Coop. Abge­bil­det genauso ein Pack Boh­nen, wie ich sie nach­hause gebracht habe. Und der Hin­weis: Pro­duk­ti­ons­land Schweiz – Roh­stoff­her­kunft (sprich: Red Kid­ney-Boh­nen) China.

Hallo?

Fest steht: Wir wol­len keine aus China impor­tier­ten Boh­nen – egal ob Bor­lotti oder Red Kid­ney! Also wei­ter recher­chiert: Damit ich beim näch­sten Mal weiss, ob und woher ich ein­hei­mi­sche oder zumin­dest euro­päi­sche Boh­nen bezie­hen kann.

Hier eine Zusam­men­fas­sung der Internetrecherche:

Coop führt in sei­nem Sor­ti­ment Bio-Bor­lotti-Boh­nen mit dem Ver­merk Pro­duk­ti­ons­land Schweiz. Kann man davon aus­ge­hen, dass damit auch die «Roh­stoff­her­kunft» gemeint ist? Wie auch immer – die Bor­lotti-Bio-Boh­nen waren in der Filiale, wo ich ein­ge­kauft habe, nicht ver­füg­bar. Die Büch­sen-Bor­lotti-Boh­nen – nicht Bio – von Coop kom­men aus Ita­lien, jene von Migros aus China.

Aus China kom­men auch die roten Bio-Boh­nen von Manor – ver­packt in Basel. Der Ayur­veda-Online­shop ver­kauft Red Kid­ney Boh­nen der Marke Cos­mo­veda aus Indien – laut Label aus Fair Trade Pro­jek­ten. Euro­päi­sche rote Boh­nen lies­sen sich auf die Schnelle keine fin­den. Was hin­ge­gen auf­fällt: Sowohl bei her­kömm­li­chen wie auch bei Bio-Boh­nen ist oft keine Her­kunfts­de­kla­ra­tion zu finden.

So fehlt etwa auch auf der Ver­packung der Red Kid­ney-Boh­nen des deut­schen Bio­un­ter­neh­mens Rapun­zel der Her­kunfts­hin­weis. Der «Ursprung der Haupt­zu­tat» für die Dosen-Vari­ante stammt aus «Nicht EU-Land­wirt­schaft» – was auf China deu­ten lässt. Her­ge­stellt wird das Pro­dukt – laut Inter­net­in­for­ma­tion – in Italien.

Die Neu­gier ist nun defi­ni­tiv geweckt: Woher stam­men diese nahr­haf­ten Boh­nen über­haupt? Die rote Bohne – ihrer Form und Farbe wegen bekannt unter den Namen Red Kid­ney-Bohne – stammt laut Wiki­pe­dia aus Peru. Von wo sie in der Kolo­ni­al­zeit den Weg nach Europa gefun­den habe. Für das Wachs­tum bevor­zuge sie ein feuch­tes Klima, «wes­halb die Bohne haupt­säch­lich in Ame­rika und Afrika ange­baut wird. Doch auch in China gibt es sie mitt­ler­weile häufig.»

Die Hei­mat der rot-weiss gespren­kel­ten Bor­lotti-Bohne hin­ge­gen ist Mit­tel- und Süd­ame­rika. 1528 wurde sie von Papst Cle­mens VII in Ita­lien ein­ge­führt, wo man sie bis heute als Zutat für zahl­rei­che ita­lie­ni­sche Spe­zia­li­tä­ten ver­wen­det. Des­halb fin­det man auch hier­zu­lande Bor­lotti-Boh­nen aus ita­lie­ni­scher Produktion.

Und ein­hei­mi­sche Pro­dukte? – Sowohl Red Kid­ney- wie Bor­lotti-Boh­nen könnte man in der Schweiz pro­blem­los anbauen. So hat der Bio-Saat­gut­pro­du­zent Sativa in sei­nem Sor­ti­ment sowohl Samen für rote Boh­nen – lusti­ger­weise unter dem Mar­ken­na­men Cana­dian Won­der – sowie vier (!) unter­schied­li­che Vari­an­ten von Borlotti-Bohnen.

Das Fazit des Fehl­kaufs von heute Vor­mit­tag bei Coop: Die Sache mit dem loka­len und sai­so­na­len Ein­kauf wird schnell kom­pli­ziert. Ent­we­der, wir zie­hen näch­stes Jahr auf dem Bal­kon sel­ber Bor­lotti- und Red Kid­ney-Boh­nen – oder wir müs­sen künf­tig auf Chili-Gerichte und Boh­nen in der Mine­strone verzichten.

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