Tüüfels-Chile statt Ostermarsch

Oster­mon­tag – ein strah­len­der Früh­lings­tag. Wir machen uns auf den Weg zum Bahn­hof. Für uns ist die­ses Jahr der Oster­marsch in Bern kein Thema. Weil er dies­mal defi­ni­tiv kein Marsch für den Frie­den im Gei­ste der Oster­marsch-Tra­di­tion ist. Leider.

Schon im Februar hatte das Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee rund um die GSoA mit ihrem Alters­di­ri­gen­ten Jo Lang die «Schwei­ze­ri­sche Frie­dens­be­we­gung» (SFB) von der Teil­nahme am dies­jäh­ri­gen Oster­marsch aus­ge­schlos­sen. Ohne vor­he­rige Dis­kus­sion oder Anhö­rung – ein­fach, weil die kon­se­quent pazi­fi­sti­sche Hal­tung der SFB dem Frie­dens-Zen­tral­ko­mi­tee nicht in den Kram passte.

Im Unter­schied zu den aktu­ell regie­ren­den Oster­marsch-Orga­ni­sa­to­ren sagt die Schwei­ze­ri­sche Frie­dens­be­we­gung mit aller Deut­lich­keit «JA zur Neu­tra­li­tät, NEIN zur Annä­he­rung an die NATO!» und for­dert kon­flikt­lö­sende Frie­dens­ver­hand­lun­gen statt Sanktionen.

Bereits anläss­lich des letzt­jäh­ri­gen Oster­mar­sches hatte ein Teil der GSoA – unter dem Ein­druck des Kriegs in der Ukraine – Grund­pfei­ler des Pazi­fis­mus wie die kate­go­ri­sche Ableh­nung von Waf­fen­lie­fe­run­gen jeg­li­cher Art, infrage gestellt. Jo Lang und sein Umfeld pro­pa­gie­ren seit­her ein «poli­tisch-prag­ma­ti­sches Vor­ge­hen», das eine Ver­wäs­se­rung der Pazi­fis­mus-Idee bis zur Unkennt­lich­keit zur Folge hat.

Mit der «Schwei­ze­ri­schen Frie­dens­be­we­gung» hat das Oster­marsch-Komi­tee aus­ge­rech­net jene Orga­ni­sa­tion kalt­ge­stellt, die seit den Anfän­gen der Oster­marsch­be­we­gung in den 1960er Jah­ren nicht nur aktiv an allen Oster­mär­schen teil­ge­nom­men hat, son­dern diese auch mit­trug und wesent­lich mitprägte.

Es erstaunt des­halb nicht, dass die­ses Jahr mit rund 500 Mit­mar­schie­ren­den nur gerade die Hälfte der letzt­jäh­ri­gen Teil­neh­men­den erreicht wer­den konnte. Statt wie frü­her von blau-weis­sen Frie­dens­tau­ben­pla­ka­ten beglei­tet, sind auf den Fotos bloss uni­forme Peace-Regen­bo­gen­fah­nen im Umzug aus­zu­ma­chen. Orga­ni­sa­tio­nen und Trans­pa­rente, wel­che die Sank­tio­nen der Schweiz gegen Russ­land aus guten Grün­den infrage stel­len und vom Dik­tat der Orga­ni­sa­to­ren abwi­chen, wur­den kur­zer­hand ausgegrenzt. 

Damit hat das Oster­marsch-Komi­tee die Frie­dens­be­we­gung gleich dop­pelt ver­ra­ten: Das Auf­ge­ben einer kon­se­quent pazi­fi­sti­schen Hal­tung wird zum neuen Pro­gramm, Viel­falt zu Einfalt.

Ganz anders die Bil­der vom dies­jäh­ri­gen Oster­marsch in Ber­lin: Dort wurde nie­mand aus­ge­schlos­sen, und die Stoss­rich­tung der Kund­ge­bung war klar: Gegen Kriegs­trei­ber und Waf­fen­lie­fe­ran­ten – Enga­ge­ment für Frie­den und Aussöhnung.

Obschon Medien und Politiker:innen die von Alice Schwar­zer und Sahra Wagen­knecht initi­ierte frü­here Frie­dens­kund­ge­bung mit der For­de­rung nach einem Stopp von Waf­fen­lie­fe­rung uni­sono ver­teu­fel­ten, haben dop­pelt so viele Men­schen wie im Vor­jahr am Ber­li­ner Oster­marsch teil­ge­nom­men. Im Fokus der Redner:innen stan­den die Kri­tik der kapi­ta­li­sti­schen Ver­hält­nisse, die Not­wen­dig­keit gesell­schaft­li­cher Uto­pie und Soli­da­ri­tät mit den Leid­tra­gen­den des Krie­ges auf bei­den Sei­ten der Front.

In Bern weist nichts dar­auf hin, dass Jo Lang und seine Mit­red­ne­rin­nen sich zu Waf­fen­lie­fe­run­gen an die Ukraine geäus­sert hät­ten. Viel­mehr wie­der­holte er sein Man­tra, wonach «Putin ohne die Aber­mil­lio­nen aus der Schweiz seine Kriegs­kasse nicht hätte fül­len können».

In eine ukrai­ni­sche Fahne gehüllt hatte der GSoA Grün­der­va­ter Lang anläss­lich der schwach besuch­ten «Frie­dens­kund­ge­bung» vom 22. Februar die­ses Jah­res in Bern die Waf­fen­frage bereits ähn­lich ele­gant umschifft.

GSoA ist bekannt­lich die Abkür­zung für Gruppe Schweiz ohne Armee. Es scheint, dass wir jetzt zur Kennt­nis neh­men müs­sen, dass es offen­bar einer Zusatz­be­zeich­nung bedarf: «GUmA/​GSoA – Gruppe für eine Ukraine mit Armee und eine Schweiz ohne Armee».

Diese (ver­strit­tene) Gruppe kann uns nicht mehr mobi­li­sie­ren. Wir zie­hen es vor, sol­chen «Frie­dens­de­mon­stra­tio­nen» fern­zu­blei­ben, die von eini­gen Weni­gen für ihre pri­vat­po­li­ti­schen Zwecke instru­men­ta­li­siert werden.

Des­halb sind wir am Oster­mon­tag nicht in Bern mar­schiert, son­dern zur Tüü­fels-Chile bei Koll­brunn und wei­ter berg­auf. Nach einem wun­der­ba­ren Tag sind wir hei­ter und beschwingt nach Hause zurück­ge­kehrt. Unsere Wut auf die GSoA (und den Rest des Schwei­zer Oster­marsch­ko­mi­tees) haben wir beim Tüü­fel depo­niert. Heim­ge­nom­men haben wir hin­ge­gen Mut und Lust, wei­ter­hin auf eige­nen Wegen für den Frie­den zu marschieren.

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