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Viel Schatten und ein Hoffnungsschimmer

Die Bedin­gun­gen, unter wel­chen ein Gross­teil der Men­schen in Afgha­ni­stan lebt, kön­nen wir uns schlicht und ein­fach nicht vor­stel­len. Nach Jah­ren der Hoff­nung, sind es nun bald vier Jahre, dass die Tali­ban am Hin­du­kusch erneut die Allein­herr­schaft haben. Mit dra­sti­schen, ja töd­li­chen Fol­gen – beson­ders für Men­schen, die sich für Frauen- und Men­schen­rechte engagier(t)en.

Als west­li­che Sol­da­ten, Regierungsvertreter:innen und Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen im Som­mer 2021 hals­über­kopf Afgha­ni­stan ver­lies­sen, haben sie die afgha­ni­sche Bevöl­ke­rung im Stich gelas­sen. Wis­send, dass aus­ge­rech­net jene Men­schen, die mit ihnen zusam­men­ge­ar­bei­tet, sich für Gleich­be­rech­ti­gung und Men­schen­rechte ein­ge­setzt hat­ten, unter dem Tali­ban-Régime beson­ders gefähr­det sind.

Zur eige­nen Gewis­sens­be­ru­hi­gung ver­sprach man die­sen Men­schen, dass ihnen im Westen Asyl gewährt wer­den würde. Zumin­dest solange, bis eine Rück­kehr nach Afgha­ni­stan ohne Gefähr­dung der per­sön­li­chen Sicher­heit mög­lich ist.

Die Umset­zung des Ver­spre­chens kam jedoch nur schlep­pend voran. Anfang Jahr hoff­ten noch immer 200’000 gefähr­dete und zurück­ge­las­sene Afghan:innen, im Rah­men des von der US-Regie­rung ange­bo­te­nen CARE-Pro­gramms in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten aus­rei­sen zu kön­nen. Mit dem Amts­an­tritt von Donald Trump wurde diese Per­spek­tive bru­tal zer­stört, er hat das Pro­gramm umge­hend gestoppt.

Das Glei­che droht nun auch jenen Afghan:innen, die im Rah­men des Bun­des­auf­nah­me­pro­gramms BAP in Deutsch­land hät­ten Zuflucht fin­den sol­len. Statt wie ver­spro­chen monat­lich 1000 ver­folgte Men­schen aus Afgha­ni­stan auf­zu­neh­men, gelang­ten auf die­sem Weg in den letz­ten zwei Jah­ren nicht ein­mal 2000 gefähr­dete Per­so­nen nach Deutschland.

Aktu­ell war­ten in Paki­stan wei­tere 2600 Afghan:innen auf die Reise nach Deutsch­land. Sie alle ver­fü­gen über eine ver­bind­li­che Zusage von Sei­ten der bis­he­ri­gen deut­schen Regie­rung. Für die Abwick­lung der not­wen­di­gen For­ma­li­tä­ten und die von den deut­schen Behör­den auf­er­leg­ten dop­pel­ten Sicher­heits­checks muss­ten sie nach Paki­stan rei­sen, wo sie nun schon seit Mona­ten aus­har­ren, und immer wie­der von neuem hoffen.

Doch die Per­spek­ti­ven sehen düster aus: Von Sei­ten der CDU/​CSU wird Druck gemacht, das BAP umge­hend zu stop­pen und keine wei­te­ren Afghan:innen nach Deutsch­land zu flie­gen. Dies, obschon Deutsch­land gegen­über den ver­folg­ten Afghan:innen, die bereits eine Aus­reise-Zusage erhal­ten haben, damit wort­brü­chig würde.

Gestern Mitt­woch lan­dete nach län­ge­rer Pause end­lich wie­der ein Char­ter­flug aus Paki­stan in Leip­zig. An Bord, 140 gefähr­dete Afghan:innen, die im Rah­men des BAP in Deutsch­land Auf­nahme gefun­den haben. Im April sol­len noch zwei wei­tere Flüge durch­ge­führt wer­den. Diese wer­den aber, im Rah­men einer poli­tisch und medial getrie­be­nen Hetz­kam­pa­gne gegen Afghan:innen und die Auf­nahme von Flücht­lin­gen, ins­be­son­dere auch aus Krei­sen der CDU/​CSU, hef­tig kritisiert.

Die Situa­tion für Tau­sende in Paki­stan gestran­dete Afghan:innen, die dar­auf ver­traut haben, in die USA, nach Deutsch­land oder in ein ande­res siche­res Land im Westen aus­rei­sen zu kön­nen, ist dra­ma­tisch. Dies umso mehr, weil Paki­stan seit Ende März afgha­ni­sche Flücht­linge, die in ein Dritt­land wei­ter­rei­sen woll­ten und über kein gül­ti­ges Visum mehr ver­fü­gen, zurück nach Afgha­ni­stan deportiert.

Um dies wenig­stens für einige der am stärk­sten gefähr­de­ten Frauen zu ver­hin­dern, hat die däni­sche Men­schen­rechts­ak­ti­vi­stin Nadja Muller am 6. Februar 2025 auf change​.org eine Peti­tion gestar­tet, mit der die paki­sta­ni­sche Regie­rung auf­ge­for­dert wird, 60 afgha­ni­sche Frau­en­rechts-Akti­vi­stin­nen vor der dro­hen­den Abschie­bung zu retten.

Da man davon aus­ge­hen musste, dass sich die paki­sta­ni­sche Regie­rung von einer sol­chen Aktion nicht beein­drucken lässt, haben sich die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen Heart­Work, Avaaz, Udhara und Food for Thought Afgha­ni­stan zusam­men­ge­tan, um aktiv nach einer Lösung für die 60 bedroh­ten Frauen und ihre Fami­lien zu suchen.

Nach­dem ver­schie­dene Ver­su­che geschei­tert waren, Län­der wie Kanada, Däne­mark und wei­tere west­li­che Staa­ten zu einer Inter­ven­tion bei der paki­sta­ni­schen Regie­rung und zur Auf­nahme der Flücht­linge zu bewe­gen, rückte die Option einer Flucht nach Bra­si­lien in den Fokus: Seit dem 1. März gibt es dort ein neues Gesetz, das afgha­ni­schen Flücht­lin­gen die Ein­reise mit einem huma­ni­tä­ren Visum ermöglicht.

Dies unter der Vor­aus­set­zung, dass die Rei­se­ko­sten sowie der Unter­halt für das erste Jahr in Bra­si­lien finan­ziert sind. Auch das wer­den die unent­weg­ten Helfer:innen rund um Nadja Muller noch stem­men, wie erste gross­zü­gige Spen­den zei­gen, für die mitt­ler­weile eine Zusage vorliegt.

Das alles war kein Selbst­läu­fer, wie Muller in ihrem jüng­sten Update zur Not­hil­fe­ak­tion zusam­men­fasst: Unzäh­lige schlaf­lose Nächte, Feu­er­wehr­ak­tio­nen, um Dro­hun­gen abzu­weh­ren, Abschie­bun­gen zu ver­hin­dern – Chaos, Zusammenbrüche…

Allen Schwie­rig­kei­ten zum Trotz, zieht Nadja Muller gut zwei Monate nach der Lan­cie­rung ihrer Peti­tion eine posi­tive Bilanz: 60 afgha­ni­schen Men­schen­rechts­ak­ti­vi­stin­nen und ihren Fami­lien steht der Weg nach Bra­si­lien offen. Dies, dank gemein­sa­mem Enga­ge­ment von ver­schie­de­nen Basis­or­ga­ni­sa­tio­nen und zahl­rei­chen Helfer:innen, die sich für die Flücht­linge ein­ge­setzt haben.

Nadja Muller weiss aber auch, dass dies erst der Anfang war. Nun gehe es darum, die Frauen auch nach ihrer Ankunft in Bra­si­lien wei­ter zu unter­stüt­zen – bei der Inte­gra­tion, mit recht­li­cher Betreu­ung, bei der Ver­ar­bei­tung ihrer Trau­ma­tas, mit Lobbyarbeit…

Sie schliesst ihren Bericht mit einem Auf­ruf, der Mut macht:

Die Welt braucht nicht noch mehr Zuschauer.
Sie braucht Menschen, die bereit sind, das naheliegend Richtige zu tun.
Die sehen, was direkt vor ihnen ist - und ja dazu sagen.
Ja zu Freundlichkeit statt Rechthaberei.
Ja zum Mut, wenn Angst aufkommt.
Ja, um willkommen zu heissen, statt sich abzuwenden.
Ja dazu, Frieden zu schaffen, statt nur darüber zu reden.
Es ist möglich. Das ist der Beweis.

Der Link zur Peti­tion: https://​www​.change​.org/​p​/​s​a​v​e​-​6​0​-​a​f​g​h​a​n​-​w​o​m​e​n​-​l​e​a​d​e​r​s​-​f​r​o​m​-​i​m​m​i​n​e​n​t​-​d​e​p​o​r​t​a​t​i​o​n​-​s​a​v​e​a​fghanwomen

Und ein berüh­ren­des Por­trät über ein jun­ges afgha­ni­sches Paar, das auf Ret­tung hofft(e): 

Palmsonntag 2025: Mehr Trauer als Jubel

Der Palm­sonn­tag gilt als hoher christ­li­cher Fei­er­tag. Er erin­nert an den Ein­zug von Jesus in Jeru­sa­lem, wo ihm seine Anhänger:innen mit Palm­zwei­gen zuju­bel­ten. Nur wenige Tage spä­ter folg­ten Ver­rat, Fest­nahme und Hin­rich­tung. Der Palm­sonn­tag sei des­halb ein Tag «zwi­schen Jubel und Trauer», ist etwa auf der Web­site des Ver­eins swiss.cath. nach​zu​le​sen​.ch.

Am dies­jäh­ri­gen Palm-Wochen­ende gab es jedoch wenig Anlass für Jubel – dafür umso mehr Trauer. Trauer, Wut und Befrem­den – ins­be­son­dere beim Blick auf drei Kriegs­schau­plätze, wo Angriffe durch Bom­ben, Rake­ten und Boden­trup­pen Hun­derte von Zivi­li­sten töte­ten und Tau­sende ver­letz­ten und in die Flucht trieben.

Der rus­si­sche Rake­ten­an­griff auf die ost­ukrai­ni­sche Stadt Sumy, wo 35 Men­schen getö­tet und über Hun­dert ver­letzt wur­den, sorgte in den hie­si­gen Medien für dicke Schlag­zei­len. Fast durch­gän­gig wurde das Attri­but «Kriegs­ver­bre­chen» ver­wen­det, da die rus­si­schen Rake­ten gezielt auf Zivilist:innen abge­feu­ert wor­den seien.

Die Tat­sa­che, dass in Sumy zum Zeit­punkt des Beschus­ses eine mili­tä­ri­sche Ordens­ver­lei­hung statt­ge­fun­den hat, wurde von den Medien mehr­heit­lich unter den Tisch gewischt. Dies, obschon ein solch bri­san­tes Detail eigent­lich zur Bericht­erstat­tung gehört hätte – auch wenn es nichts daran ändert, dass der töd­li­che Angriff eine von unzäh­li­gen Kriegs­hand­lun­gen dar­stellt. Und im Krieg kommt die Zivil­be­völ­ke­rung auf allen Sei­ten als «Kol­la­te­ral­scha­den» unter Feuer. Unver­meid­lich, so will es die Kriegslogik.

Weit weni­ger pro­mi­nent und ohne Nen­nung von Opfer­zah­len, wurde über einen ähn­li­chen Angriff der israe­li­schen Streit­kräfte auf das Al-Ahli-Spi­tal in Gaza-Stadt berich­tet, sowie über wei­tere am sel­ben Tag von der IFD began­gene Mas­sa­ker. Die Schwei­zer Medien begnüg­ten sich damit, die immer­glei­chen Ver­laut­ba­run­gen der israe­li­schen Armee wei­ter­zu­ver­brei­ten, wonach sich im Spi­tal eine Hamas-Kom­man­do­zen­trale befun­den habe…

An die­sem Tag star­ben in Gaza, laut einer Mel­dung der west­li­chen Nach­rich­ten­agen­tur AP, ver­öf­fent­licht bei POLITICO, min­de­stens 41 Men­schen durch israe­li­sche Rake­ten und Bom­ben. Der in die USA geflüch­tete palä­sti­nen­si­sche Poet Mosab Abu Toha, der es sich zur Auf­gabe gemacht hat, dank sei­nes Netz­werks von zurück­ge­blie­be­nen Ver­wand­ten und Bekann­ten aus erster Hand über das Lei­den in Gaza zu berich­ten, hat auf Face­book eine Liste ver­öf­fent­licht, auf der er die Namen von 44 Men­schen auf­führt, die am Palm­sonn­tag durch die IDF getö­tet wurden.

Dies ist ein berüh­ren­des und über­prüf­ba­res Gegen­do­ku­ment zur kalt­schnäu­zi­gen Ver­laut­ba­rung durch die IDF, man habe am Palm­sonn­tag in Gaza «mehr als 90 Ziele ange­grif­fen.» Wäh­rend die in Gaza getö­te­ten Men­schen in unse­ren Medien weder erwähnt noch die Zahl der Opfer genannt wurde, stel­len Berichte wie jener von Poli­tico sowie die Namens­nen­nung der Ermor­de­ten durch Mosab Abu Toha klar, dass auch in Gaza Men­schen gezielt getö­tet wur­den. Ein Kriegs­ver­bre­chen wie in Sumy.

Damit nicht genug. Wei­tere, hor­rende Kriegs­ver­bre­chen wer­den aus dem Sudan ver­mel­det: Dort töte­ten die RSF-Mili­zen bei einem Angriff auf das Flücht­lings­la­ger Zamzam allein am Palm-Wochen­ende über 450 Men­schen. Laut dem UN-Büro für huma­ni­täre Hilfe (OCHA) grei­fen die Mili­zen das Flücht­lings­la­ger, wo eine halbe Mil­lion durch den Bür­ger­krieg intern ver­trie­bene Men­schen Zuflucht such­ten, seit Wochen immer wie­der an. Tau­sende von Fami­lien wur­den so erneut in die Flucht geschla­gen. Sol­da­ten der Regie­rung gibt es dort nicht, wohl aber eine bedau­erns­werte Zivilbevölkerung.

Ein Drama, das den Schwei­zer Medien wenig Erwäh­nung wert ist und hin­ter den gros­sen Sumy-Schlag­zei­len zurück­ste­hen muss. Immer­hin: In der Haupt­aus­gabe der Tages­schau vom 14. April war ein rund zwei­mi­nü­ti­ger Bericht der aktu­el­len Situa­tion in Nord­dar­fur gewid­met. Mit einem unmiss­ver­ständ­li­chen State­ment vom Ein­satz­lei­ter von «Ärzte ohne Gren­zen», Jean-Nico­las Arm­strong Dan­gel­ser: «Allein wir von Ärzte ohne Gren­zen haben seit Beginn des Kon­flikts mehr als 80 gewalt­tä­tige Angriffe auf unser Per­so­nal, unsere Gesund­heits­ein­rich­tun­gen, unsere Hilfs­gü­ter und unsere Ambu­lan­zen registriert.»

Kriegs­ver­bre­chen, aus­ser­halb der Ukraine, die hier­zu­lande ob der gros­sen Zahl abge­hakt und abge­legt werden.

Man fragt sich schon: Ist das Leben einer Suda­ne­sin, eines Palä­sti­nen­sers eigent­lich weni­ger wert als Men­schen­le­ben in der Ukraine? Die Ant­wort lau­tet: Nein und noch­mals Nein. Men­schen­rechte gel­ten für alle. Ohne Ausnahme.

Warum pran­gen Medien und Politiker:innen in der Schweiz wie auch in Deutsch­land und in wei­te­ren west­li­chen Län­dern ein­zig rus­si­sche Kriegs­ver­bre­chen als sol­che an? Warum schweigt man zu Gaza, zum Sudan – und zu den Krie­gen im Kongo, in Jemen, in Syrien???

Bücklinge für die Wirtschaft, Schweigen zu Gaza…

Seit Wochen hält Donald Trump mit sei­ner Hau­ruck-Poli­tik die Welt in Atem. Mit sei­nen stän­di­gen Neu­an­kün­di­gun­gen, beherrscht er den poli­ti­schen Dis­kurs – sowohl in den USA wie welt­weit. Politiker:innen, Wirt­schaft, Medien – alle fol­gen Trumps Dreh­buch und las­sen sich vom Weis­sen Haus ihre Agenda diktieren.

Beson­ders effek­tiv: Die als grosse Show insze­nier­ten Zoll­in­ter­ven­tio­nen, die seit Tagen die Schlag­zei­len beherr­schen. Sämt­li­che ande­ren The­men sind in den Hin­ter­grund gerückt – Trumps Zoll-Ansa­gen geben den Takt an, nach dem aktu­ell alle tan­zen. Auch in der Schweiz.

Trumps Ankün­di­gung, dass aus­ge­rech­net die Schweiz künf­tig mit einem Zoll­ham­mer von 31 Pro­zent – weit höher als die EU – bestraft wer­den solle, löste hel­les Ent­set­zen und grösste Auf­re­gung aus. Bis Bun­des­prä­si­den­tin KKS es schaffte, am letz­ten Mitt­woch 25 Minu­ten lang mit dem US-ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten zu telefonieren.

Sie habe mit ihm über die wich­tige Rolle von Schwei­zer Unter­neh­men als Inve­sto­ren in den USA sowie über den Stel­len­wert unse­rer Edel-Export­pro­dukte wie Rolex und Käse für Ame­rika gespro­chen, und man sei über­ein­ge­kom­men, im Gespräch zu blei­ben und bila­te­ral eine für beide Län­der posi­tive Lösung zu suchen, war über den Inhalt des Tele­fo­nats zu ver­neh­men. Nicht mehr und nicht weniger.

Kurz und bün­dig: Ein Tele­fon in eige­ner Sache, mit dem Ziel, die Tücher für die rei­che Schweiz mit­hilfe von Son­der­re­ge­lun­gen, einem Frei­han­dels­ab­kom­men ins Trockene zu brin­gen. So ver­steht unsere Bun­des­prä­si­den­tin ihre Rolle. Ganz nach Trumps Motto: Jeder muss ver­su­chen, für sich und sein Land den besten Deal her­aus­zu­schla­gen. In die­sem Fall also: Switzerland’s pro­fit first!

Der Clou: Kurz nach dem Tele­fo­nat mit der Schwei­zer Bun­des­prä­si­den­tin blies Trump zur (vor­läu­fi­gen) Kehrt­wende und ver­kün­dete, die Zoll­erhö­hun­gen für alle Län­der aus­ser China doch nicht sofort umzu­set­zen. Wor­auf die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­leute vom Depar­te­ment KKS mit Wohl­ge­fal­len fest­stel­len durf­ten, dass ver­schie­dene Schwei­zer Medien dem in letz­ter Zeit arg ram­po­nier­ten Image ihrer Che­fin neuen Glanz ver­lie­hen: Kaum war das Tele­fo­nat been­det, machte Ele­fant Trump eine Kehrt­wen­dung – angeb­lich, weil die Maus KKS

Die Schweiz könne welt­po­li­tisch etwas bewir­ken, hiess es dem­nach selbst­zu­frie­den. Eine drei­ste Selbst­über­schät­zung, oder viel­mehr ein Witz, der vom Gen­fer- bis zum Boden­see für Geläch­ter sorgt.

Trotz­dem: Offen­bar hat man im Bun­des­haus alle Hebel in Bewe­gung gesetzt, um sich bei Trump Gehör zu ver­schaf­fen und damit erreicht, dass auch die Schweiz mit von der Par­tie ist, beim gros­sen Bitt­stell-Schau­lau­fen beim Wel­ten­herr­scher in Washington.

Viel weni­ger aktiv – wenn über­haupt – ist man in Bun­des­bern lei­der, wenn es um andere The­men geht. Man stelle sich vor, unsere Bun­des­prä­si­den­tin und ihr Kol­le­gium wür­den sich ebenso ins Zeug legen für einen wirk­sa­men Kli­ma­schutz, das Ein­hal­ten der Men­schen­rechte oder die Wah­rung des Völ­ker­rechts und das Ver­hin­dern von Kriegsverbrechen.

Zwar trägt die Schweiz durch­aus Sank­tio­nen mit, wie etwa jene gegen Russ­land – auch wenn deren Nut­zen höchst umstrit­ten ist. Wenn es aber darum geht, völ­ker­rechts­wid­rige Gräu­el­ta­ten, wie sie Israel tag­täg­lich in Gaza und im West­jor­dan­land begeht, zu ver­ur­tei­len und auf Ein­hal­tung von gel­ten­dem Völ­ker­recht zu pochen, schwei­gen sowohl Schwei­zer Politiker:innen wie auch die Medien.

Weder Aus­sen­mi­ni­ster Igna­zio Cas­sis noch Bun­des­prä­si­den­tin Karin Kel­ler-Sut­ter oder ihre Vor­gän­ge­rin haben je auch nur einen Fin­ger gerührt, etwa um dem Schwei­zer UNRWA-Direk­tor Phil­ippe Laz­z­a­rini den Rücken zu stär­ken. Im Gegen­teil: Man hat ihm die Unter­stüt­zung ver­wei­gert, bis heute blei­ben die drin­gend benö­tig­ten UNRWA-Zah­lun­gen aus der Schweiz blockiert…

Der­weil nimmt der Hor­ror im Nahen Osten vor den Augen der Welt sei­nen Lauf. Es gibt wohl kaum ein Kriegs­ge­biet, das bes­ser und flä­chen­decken­der doku­men­tiert ist wie jenes in Gaza. Täg­lich errei­chen uns neue Bil­der und Berichte über aus­ge­bombte Fami­lien, getö­tete Zivilist:innen, Angriffe auf Flücht­lings­camps und Spitäler… 

Das jüng­ste Bei­spiel: Am Palm­sonn­tag hat die israe­li­sche Armee IDF das letzte noch funk­tio­nie­rende Spi­tal in Gaza-Stadt bom­bar­diert. Mit einer «Vor­warn­zeit» von gerade mal 10 Minu­ten, in der die Men­schen eva­ku­iert wer­den mussten.

Dar­über hin­aus hat die israe­li­sche Luft­waffe übers Wochen­ende nach eige­nen Anga­ben «über 90 wei­tere Ziele im Gaza­strei­fen» ange­grif­fen. Dass es sich bei die­sen «Zie­len» um Häu­ser, Flücht­lings­la­ger, fah­rende Autos und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen han­delt, wird in der Bericht­erstat­tung genauso wenig erwähnt wie die Tat­sa­che, dass dabei Men­schen getö­tet und ver­letzt wurden.

Weil sich die Bericht­erstat­tung in unse­ren Medien nach wie vor in erster Linie auf israe­li­sche Quel­len stützt, fin­det sich kein Wort über die Anzahl der Toten und Ver­letz­ten auf­grund der Bom­ben­an­griffe vom letz­ten Wochen­ende. Auch kein Wort dar­über, dass die IDF seit ihrem Bruch des Waf­fen­still­stands am 18. März schon wie­der über 1300 Men­schen in Gaza getö­tet hat. Geschweige denn ein Hin­weis, dass es sich hier­bei um Kriegs­ver­bre­chen und Völ­ker­mord handelt.

Das es auch anders geht, zeigt das Bei­spiel der Ukraine: Hef­tige Reak­tio­nen und Kom­men­tare, dass es nur so rauscht im Blät­ter­wald, nach dem rus­si­schen Angriff auf die ost­ukrai­ni­sche Stadt Sumy – eben­falls am Palm­sonn­tag. Die Medien hier­zu­lande berich­ten, gestützt auf unüber­prüfte Anga­ben der ukrai­ni­schen Ret­tungs­kräfte, es seien «min­de­stens 34 Men­schen getö­tet und wei­tere 117 ver­letzt wor­den, dar­un­ter 15 Kin­der.» Die Ver­ur­tei­lung die­ses Angriffs «auf die Zivil­be­völ­ke­rung» und des­sen Ein­ord­nung als «Kriegs­ver­bre­chen» folg­ten auf der Stelle.

So liess etwa die Schwei­zer Bot­schaft in der Ukraine auf X ver­lau­ten: «Unser Bei­leid gilt den Fami­lien der zahl­rei­chen unschul­di­gen Opfer und Ver­letz­ten des rus­si­schen Angriffs von heute Mor­gen in Sumy. Zivi­li­sten dür­fen nie­mals zur Ziel­scheibe wer­den. Das huma­ni­täre Völ­ker­recht muss respek­tiert werden.»

Kann sich jemand an eine ähn­li­che Stel­lung­nahme einer Schwei­zer Bot­schaft im Nahen Osten zu israe­li­schen Bom­ben­at­tacken auf Gaza erinnern? 

Die offi­zi­elle Schweiz zir­kelt genau ab, wann sie inter­ve­niert und wann nicht. Die hel­ve­ti­schen Leit- Medien tun dies ebenso. Des­halb heisst es in Bezug auf Gaza: Zuschauen, wie das Mor­den, das Aus­hun­gern und die Ver­trei­bung der palä­sti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung im Nahen Osten wei­ter­geht. Diplo­ma­tisch aktiv wer­den ist nicht ange­sagt, weil: No pro­fit for Switzerland.

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