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GABRIELA NEUHAUS

35 Zeilen zum Lauf der Welt

35 Zeilen zum Lauf der Welt

Das grosse Schweigen

Was aktu­ell auf der Welt abgeht, ist schwer zu ertra­gen. Pro­test und Wider­stand täten drin­gend Not – doch was tun wir? Empö­rung, Unver­ständ­nis und Kri­tik im klei­nen Kreis, unter Freund:innen – wenn es hoch kommt. Aber immer öfter die Reak­tion: Lass uns dar­über schwei­gen – die Poli­tik, das Klima – alles ist so schlimm, ich will gar nicht mehr davon hören, geschweige denn, dar­über reden…

Rück­zug, nach dem Motto: Was küm­mert mich das Elend die­ser Welt, wo ich ja doch nichts daran ändern kann? Augen zu und Ohren, auf dass die ver­stö­ren­den Nach­rich­ten das eigene pri­vate Glück nicht stören.

In der Schweiz kön­nen wir uns das (noch) lei­sten. Zumin­dest glaubt das eine Mehr­heit, wie der Blick auf die Abstim­mungs­re­sul­tate des letz­ten Wochen­en­des ver­rät: Ein wuch­ti­ges Nein zur Umwelt-Initia­tive. Abge­lehnt die Solar­in­itia­tive im Kan­ton Bern, die För­de­rung von Elek­tro­mo­bi­li­tät in Schaff­hau­sen, Vor­stösse zur Ein­füh­rung eines Min­dest­lohns in den Kan­to­nen Solo­thurn und Baselland.

Die Liste liesse sich belie­big fort­set­zen. Der all­ge­meine Tenor lau­tet: Bloss keine Ver­än­de­run­gen, schon gar nicht sol­che, wel­che die eige­nen Pri­vi­le­gien und den Wohl­stand auf irgend­eine Art und Weise beein­träch­ti­gen könnten.

Dies in einer Zeit, wo Tota­li­ta­ris­mus, Men­schen­ver­ach­tung und Ras­sis­mus wie­der Urständ fei­ern. Welt­weit und vor allem auch in Europa, wäh­len immer mehr Men­schen Par­teien, die ein­fa­che Lösun­gen ver­spre­chen und den Glau­ben ver­mit­teln, der Füh­rer oder die Füh­re­rin werde es schon rich­ten. Auch hier­zu­lande fin­den sie immer mehr offene Unterstützer:innen und Bewun­de­rung. «Nie wie­der» – das war einmal…

Jüng­stes Bei­spiel dafür ist der scham­lose Soli­da­ri­täts-Gruss von Ex-Bun­des­rat Ueli Mau­rer an seine «Freun­din» Alice Wei­del («Hoi Alice!💌»), die AfD-Kanz­ler­kan­di­da­tin in Deutsch­land. Der Miss­brauch der Schwei­zer Fahne und des Titels eines (Ex)-Bundespräsidenten unse­res Lan­des für eine offi­ziös ver­packte Unter­stüt­zungs­bot­schaft an die rechts­extreme AfD hätte mei­nes Erach­tens min­de­stens einen Ver­weis von Sei­ten der offi­zi­el­len Schwei­zer Poli­tik erfor­dert. Doch nichts geschah.

Rech­tes und ras­si­sti­sches Gedan­ken­gut ist längst wie­der salon­fä­hig, auch in der Schweiz. So ver­lieh das Libe­rale Insti­tut in Zürich dem argen­ti­ni­schen Prä­si­den­ten Javier Milei, bekannt nicht nur für seine liber­täre Poli­tik des Kahl­schlags, son­dern auch für seine Hetzte gegen Frauen und alles, was er als «woke» bezeich­net, im Januar 2025 den «Röpke-Preis für Zivilgesellschaft».

In den CH-Media-Postil­len publi­zierte der Direk­tor des besag­ten Insti­tuts einen Arti­kel unter dem Titel «Javier Milei: Der Roger Fede­rer der Poli­tik». Eine kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit des­sen frag­wür­di­gen, men­schen­ver­ach­ten­den Metho­den, die die Ärm­sten in sei­nem Land wei­ter ins Elend trei­ben? Fehl­alarm. Auch von Roger Fede­rer keine Reaktion.

Ähn­lich das Ver­hal­ten der Medien und der hie­si­gen Politiker:innen in Bezug auf das Wüten von Donald Trump und sei­ner mil­li­ar­den­rei­chen Entou­rage. Auf die völ­ker­rechts­wid­rige, men­schen­ver­ach­tende Ankün­di­gung, die USA wür­den Gaza über­neh­men und in eine «Riviera des Nahen Ostens» ver­wan­deln, reagier­ten ein­zig einige ara­bi­sche Staa­ten mit einer schar­fen Pro­test­note. In der Schweiz: Das grosse Schweigen.

Weit­ge­hende Funk­stille auch letzte Woche, als Elon Musk und seine Boys der ame­ri­ka­ni­schen Ent­wick­lungs- und Not­hil­fe­or­ga­ni­sa­tion USAid kur­zer­hand den Stecker zogen. Schlim­mer noch: Nicht wenige applau­die­ren Trump für seine ras­si­sti­schen und ver­fas­sungs­wid­ri­gen Rund­um­schläge. Allen voran Rechtsaussen-Politiker:innen von Gior­gia Meloni über Vic­tor Orban bis zu Alice Wei­del und der SVP in der Schweiz.

Wer dage­gen hält, wird wüst beschimpft. Werte wie Gerech­tig­keit, Soli­da­ri­tät, Chan­cen­gleich­heit – ja sogar der Anstand sol­len auf dem Müll­hau­fen der Geschichte schleu­nigst ent­sorgt wer­den. Der 47. Prä­si­dent – nota­bene mit deut­schem Migra­ti­ons­hin­ter­grund – will nicht nur Ame­rika ein für alle Mal auf­räu­men, son­dern die ganze Welt. Ein gol­de­nes Zeit­al­ter ver­spricht er voll­mun­dig. Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zucker­berg klat­schen sich auf die Schenkel.

Ver­hält­nisse, sagen man­che, die an die Zeit des Faschis­mus Anfang der 19030er Jah­ren erin­nern. Histo­ri­sche Ver­glei­che sind immer schwie­rig. Aber Hand aufs Herz, eigent­lich ist die Situa­tion ver­dammt ähn­lich – wenn nicht sogar bedrohlicher:

Wie­der domi­nie­ren zuneh­mend tota­li­täre, popu­li­sti­sche Füh­rungs­fi­gu­ren das Gesche­hen – von Russ­land über China, Indien bis hin zu den USA. Da will auch Europa nicht hint­an­ste­hen: Rechts­extrem, c’est chic.

Regie­run­gen und Regimes rund um den Erd­ball spen­die­ren sich immer raf­fi­nier­tere, immer teu­rere Waf­fen­ar­se­nale. Auf Pump und Kosten ihrer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger. Die Mit­tel- und Unter­schich­ten zah­len die Zeche. Für eine reine Müll­pro­duk­tion, die der Gesell­schaft kei­ner­lei Nut­zen bringt, son­dern Res­sour­cen in viel­fa­cher Mil­li­ar­den­höhe ent­zieht, die anderswo dann fehlen.

5 Pro­zent des BIP sol­len die NATO-Ver­bün­de­ten für Waf­fen aus­ge­ben, so die For­de­rung des Rat­ten­fän­gers im Oval Office, die sich dank vor­aus­ei­len­dem Gehor­sam wohl schon bald erfül­len dürfte.

Welt­weit geht die Auf­rü­stung mun­ter wei­ter. – In einer Zeit, wo wir mehr denn je alles dar­an­set­zen müss­ten, die wei­tere Erwär­mung des Kli­mas sofort zu stoppen.

Das alles wis­sen wir – und trotz­dem schweigt die grosse Mehr­heit. Aus Angst vor Ver­än­de­rung. Und weil sie Angst davor hat, sozial abzu­stei­gen. Des­halb beschränkt man sich lie­ber auf die Pflege des eige­nen Wohl­erge­hens («wei­ter so wie bis­her») und kon­zen­triert sich dar­auf, die klei­nen Pri­vi­le­gien zu sichern.

Das kann nicht gut gehen. Auch das wis­sen wir eigentlich… 

Immer mehr, immer absurder – immer besser?

Mitte Januar 2025 hal­ten sich die Schnee­men­gen in den Schwei­zer Alpen in Gren­zen. Die Rede ist hier selbst­ver­ständ­lich nicht von den mit viel Was­ser und Ener­gie künst­lich pro­du­zier­ten kost­ba­ren Schnee­kri­stal­len. Beschneit wurde und wird näm­lich, wo immer es geht, auf Teu­fel komm raus.

Trotz­dem blie­ben in den letz­ten Wochen einige Pisten in höhe­ren Lagen geschlos­sen. Weil die mick­rige Schnee­decke im fel­si­gen Hoch­ge­birgs­ge­lände nicht aus­reichte, und künst­li­che Beschnei­ung halt doch nicht ganz über­all funktioniert…

Ein Bei­spiel dafür ist die Lag­alb ob Pont­resina, wo es vom 9. bis 26. Januar viel Son­nen­schein, aber keine Nie­der­schläge gab. Der obere Teil der Pisten könne nicht beschneit wer­den, hiess es von Sei­ten der Betrei­ber­ge­sell­schaft, weil der Boden im Per­ma­frost­ge­biet liegt und die für die Beschnei­ung not­wen­di­gen Was­ser­lei­tun­gen dort gesprengt würden.

Wäh­rend des «Janu­ar­lochs» war der Aus­fall der Lag­alb-Pisten offen­bar ver­kraft­bar. In die­ser Zeit blieb man aller­dings nicht untä­tig: Die Schnee­ka­no­nen in den unte­ren Lagen lie­fen auf Hoch­tou­ren und pro­du­zier­ten, was das Zeug hielt. Mit Pisten­fahr­zeu­gen wurde der Kunst­schnee dann den Berg hin­auf­ge­scho­ben – ein Rie­sen­auf­wand mit einer Ener­gie- und Was­ser­ver­schwen­dung ohne­glei­chen. Für eine Tou­ris­mus-Indu­strie, deren Aus­bau immer absur­dere For­men annimmt.

Immer­hin: Auf der Lag­alb schaffte man es, trotz feh­len­der Nie­der­schläge und einem früh­lings­haf­ten Föhn­ein­bruch das Ski­ge­biet pünkt­lich auf das letzte Janu­ar­wo­chen­ende und den Beginn der ersten Sport­wo­chen im Unter­land in Betrieb zu neh­men. Auf dass die anspruchs­vol­len Kund:innen beim Pisten­ver­gnü­gen auf ihre Kosten kom­men – und der Win­ter­tou­ris­mus wei­ter­hin brummt.

Die Lag­alb ist kein Ein­zel­fall. Schweiz­weit pro­du­zie­ren Beschnei­ungs­an­la­gen, wann immer es die Tem­pe­ra­tu­ren erlau­ben, Tag für Tag Ton­nen von Schnee. Ohne Kunst­schnee­pro­duk­tion könnte heut­zu­tage längst kein Ski­ge­biet mehr auf­ma­chen, liess Mar­kus Moser, Chef der Betrei­ber­ge­sell­schaft im Enga­din gegen­über TA-Media verlauten.

Damit nicht genug. Der Auf­wand, den die Win­ter­sport­orte betrei­ben, um ihre Kund:innen bei Laune zu hal­ten, ist immens: Jeweils am spä­ten Nach­mit­tag, sobald der Bahn­be­trieb ein­ge­stellt ist und die letz­ten Skifahrer:innen die Pisten ver­las­sen haben, rückt eine Armada von Pisten­fahr­zeu­gen aus, um in nächt­li­cher Schwer­ar­beit die Pisten wie­der auf Vor­der­mann zu brin­gen, auf dass am näch­sten Tag wie­der auf tadel­lo­sem Unter­grund geglit­ten und gerast wer­den kann.

Zuge­ge­ben: Auch ich gehöre noch zur Gilde der Skifahrer:innen und geniesse am Mor­gen jeweils die frisch prä­pa­rier­ten Pisten, wo sich Schwung an Schwung reiht, ohne dass man viel dazu bei­tra­gen muss. Gleich­zei­tig denke ich vol­ler Nost­al­gie an die Buckel­pi­sten zurück, an wel­chen wir uns einst abge­rackert haben; an die Fahr­ten über Stock und Stein, in unprä­pa­rier­tem Gelände…

Die­ser Tage sind es 70 Jahre, dass sich meine Eltern beim Ski­fah­ren in Arosa ken­nen­ge­lernt haben. Ein Leben lang haben sie von ihren dama­li­gen Erleb­nis­sen geschwärmt und uns ihre Liebe zu Ber­gen und Schnee weitergegeben.

Aller­dings war es eine andere Zeit – nichts ist mehr ver­gleich­bar. Damals gab es in Arosa gerade mal vier Ski­lifte – die Gon­del­bahn aufs Weiss­horn nahm ihren Betrieb erst zwei Jahre spä­ter auf. Um auf den Gip­fel zu gelan­gen, schnallte man sich damals noch Felle unter die Skier.

Auch prä­pa­rierte Pisten, wie sie heute gang und gäbe sind, gab es nicht. Die Skifahrer:innen sorg­ten mit ihren eige­nen Bret­tern dafür, dass mit der Zeit so etwas wie eine Piste ent­stand. Und wenn es geschneit hatte, leg­ten sie fri­sche Spu­ren in den Schnee – ein ganz beson­de­res Vergnügen.

Natür­lich waren es damals nicht diese Mas­sen an Ski­fah­ren­den, wie wir sie heute ken­nen und auch brau­chen, damit sich das Ganze rech­net und die Tou­ris­mus­in­du­strie wei­ter­hin flo­riert. Damit aller­dings, ist im Ver­gleich zu Anno dazu­mal auch viel ver­lo­ren gegan­gen. Oder, wie es mein damals 90jähriger Vater vor ein paar Jah­ren for­mu­liert hat : «Man war ein­fach draus­sen, in der Natur. Fröh­lich und aus­ge­las­sen. Die­ser ganze Kom­merz – den gab es damals noch nicht. Der spielte keine Rolle.»

Schaue ich heute dem Trei­ben auf den Ski­pi­sten zu, komme ich zum Schluss: Die Men­schen kön­nen immer noch fröh­lich und aus­ge­las­sen sein – der Kom­merz ist dabei kein Hin­der­nis. Aller­dings ver­drän­gen wir dabei allzu gerne, dass auch die Zeit des aktu­el­len Skirum­mels bald abge­lau­fen ist.

Auch wenn die Touristiker:innen in unse­ren Alpen­de­sti­na­tio­nen nach alt­be­kann­ter Vogel­strausspo­li­tik den Kopf in den Sand stecken und ihre Resorts stän­dig wei­ter aus­bauen: Der Tag wird kom­men, an dem das Was­ser zu knapp, die Tem­pe­ra­tu­ren zu hoch sein wer­den, um den Ski­tou­ris­mus län­ger am Leben zu halten,.

Mög­li­cher­weise schon bald: Je mehr Ener­gie in die fehl­ge­lei­tete Tou­ris­mus­ma­schine gesteckt wird, desto schnel­ler schau­felt sie sich ihr eige­nes Grab.

PS:
Aktu­ell mel­det Berg­fex für das Ski­ge­biet Dia­vo­lezza – Lag­alb eine Schnee­höhe von 95 Zen­ti­me­ter – das ist fast ein hal­ber Meter mehr als noch letzte Woche. Trotz­dem sind die Pisten heute geschlos­sen, die Bahn trans­por­tiert nur Fussgänger:innen. Der Grund: Lawinengefahr…

Überraschende Zusammenhänge

Wie­der musste ich auf unse­rem Nach­mit­tags­spa­zier­gang mein Handy zücken. Dies­mal keine erhal­tens­werte Stadt­villa, die dem Erd­bo­den gleich­ge­macht wer­den soll – nein, heute ist eine ganze Wohn­sied­lung an der Reihe. Vom Typus Genos­sen­schafts­sied­lung aus den 1950er Jah­ren. Mini­mal unter­hal­ten, wohl um deren Abriss und die Errich­tung von ver­dich­te­ten «Ersatz­neu­bau­ten» zu rechtfertigen.

Aber hoppla: Hier han­delt es sich nicht um eine Genos­sen­schafts­sied­lung, die Wohn­häu­ser gehö­ren einer Pen­si­ons­kasse. Diese will sämt­li­che 250 Woh­nun­gen dem Erd­bo­den gleich­ma­chen. Alle Mieter:innen erhiel­ten die Kün­di­gung, sie haben bis Sep­tem­ber 2025 Zeit, sich eine neue Bleibe zu suchen.

Die geplante Neu­über­bau­ung mit dem idyl­li­schen Namen «Gar­ten­stadt Köschen­rüti» soll Ende 2028 bezugs­be­reit sein und 300 Woh­nun­gen umfas­sen. Die Mie­ten «wer­den sich im Rah­men der Markt­mie­ten in Zürich See­bach bewe­gen», stellt die Bau­herr­schaft in Aussicht.

Im Klar­text: Die heute ver­gleichs­weise gün­sti­gen Woh­nun­gen wer­den durch teu­ren Wohn­raum ersetzt. In der Über­bau­ung ist nicht ein­mal ein mini­ma­ler Pro­zent­satz an Woh­nun­gen zur Kosten­miete vor­ge­se­hen – die pri­vate Bau­herr­schaft hat freie Hand zur Profitmaximierung…

Viel mehr als ein paar nichts­sa­gende Visua­li­sie­run­gen nach alt­be­kann­tem Strick­mu­ster ist bis­lang über die Neu­bau­ten nicht in Erfah­rung zu brin­gen. Für deren Archi­tek­tur zeich­net das Büro Fie­der­ling Haber­sang Archi­tek­ten ver­ant­wort­lich – zwei Archi­tek­ten aus Deutsch­land, die sich in Zürich nie­der­ge­las­sen haben.

Laut Bau­ge­such sol­len auf dem gut 2,5 Hektar gros­sen Areal neun Wohn­häu­ser mit zwei Tief­ga­ra­gen für 112 Autos sowie 21 Auto­ab­stell­plät­zen im Freien erstellt wer­den. Ein­ge­reicht wurde das Bau­ge­such von der All­real AG, einem Unter­neh­men, des­sen Wur­zeln auf den Bührle-Rüstungs­kon­zern zurückgehen.

Auch die Bau­herr­schaft sel­ber hat enge, sogar aktu­elle Bande zum Kriegs­ge­schäft: Das gesamte Areal mit den Wohn­häu­sern gehört der Pen­si­ons­kasse Rheinmetall.

Die Schwei­zer Toch­ter des deut­schen Rüstungs­gi­gan­ten, des­sen Gewinne seit dem Ukrai­ne­krieg durch die Decke gehen, hat ihren Haupt­sitz an der Birch­strasse 155 in Oer­li­kon, gerade mal 1,5 Kilo­me­ter von der Köschen­rüti-Sied­lung ent­fernt – mit­ten in der Stadt. Dort, wo einst Bührle seine Kano­nen­fa­brik gebaut hat, die seine Erb:innen 1999 an den deut­schen Rüstungs­kon­zern ver­kauft haben.

Noch vor ein paar Jah­ren war die Rede davon, dass Rhein­me­tall die Stadt Zürich ver­las­sen wolle und das gesamte Kriegs-Indu­strie-Areal frei werde für eine Umnut­zung zu attrak­ti­vem Wohn- und Lebensraum.

Das Gegen­teil ist ein­ge­tre­ten: Das rie­sige Areal an der Kreu­zung Birch­strasse-Binz­müh­le­strasse dient wei­ter­hin der Rüstungs­pro­duk­tion – mehr noch: Diese wird jetzt sogar noch hoch­ge­fah­ren! Allein im ver­gan­ge­nen Jahr hat die Rhein­me­tall Air Defence AG 300 neue Stel­len geschaf­fen Das Spek­trum rei­che von der Buch­hal­te­rin bis zum Inge­nieur, wie deren CEO Oli­ver Dürr gegen­über der NZZ erklärte.

Grund dafür ist der aktu­elle Ver­kaufs­schla­ger, den die Schwei­zer Rhein­me­tall-Toch­ter in Oer­li­kon ent­wickelt hat: Der «Sky­ran­ger 30» ist das jüng­ste Kind der «Sky­ran­ger-Fami­lie – die All-in-Online-Lösung für die drin­gen­den Bedürf­nisse von heute», wie es auf der Kon­zern­web­site heisst .

Die High-Tech-Kriegs­ge­räte wer­den aber nicht nur mit­ten in Oer­li­kon pro­du­ziert, Rhein­me­tall miss­braucht – ganz in alter Bührle-Tra­di­tion – auch den Namen unse­res Stadt­teils als Label für ihr Kriegs­ge­rät «OERLIKON SKYRANGER®».

Die Schlag­kraft des «Sky­ran­ger 30» wurde im Herbst 2024 anläss­lich einer Promo-Ver­an­stal­tung einer hand­ver­le­se­nen inter­na­tio­na­len Kund­schaft vor­ge­führt – auf «neu­tra­lem» Schwy­zer (Ochsen-)Boden. Das idyl­lisch gele­gene Gebiet – 1952 vom VBS an die Bührle-Kano­nen­schmiede ver­kauft – dient heute der Rhein­me­tall als Test­ge­lände für deren Kriegs­ma­schi­nen. «Die Begei­ste­rung war rie­sig, viele Natio­nen sind am Sky­ran­ger inter­es­siert und wol­len bestel­len», liess sich der Schwei­zer Rhein­me­tall-CEO Dürr in der NZZ zitie­ren. Als erstes habe Öster­reich einen Seri­en­auf­trag erteilt, gefolgt von Deutsch­land und Dänemark.

Auf­grund der Mil­li­ar­den-Auf­träge soll die Pro­duk­tion in Oer­li­kon nun wei­ter hoch­ge­fah­ren wer­den: Der «Sky­ran­ger 30» habe Seri­en­reife erlangt, erklärte der Lei­ter Mon­tage, Inte­gra­tion und Test der Rhein­me­tall Air Defence AG im Novem­ber 2024 gegen­über der NZZ. Das Ziel sei, ab Ende 2025 Sky­ran­ger-Flug­ab­wehr-Türme im Wochen­rhyth­mus aus­zu­lie­fern. Bei einem Stück­preis von über einer hal­ben Mil­lion Euro ein Riesengeschäft.

Im Gleich­schritt mit der Ver­kaufs- und Pro­duk­ti­ons­ab­tei­lung rüstet auch die Schwei­zer Rhein­me­tall Pen­si­ons­kasse ihre Per­for­mance auf: 2023 lag sie mit einer Gesamt­ren­dite von 7,4 Pro­zent deut­lich über dem Schwei­zer Durch­schnitt. Mass­geb­lich zu die­sem Ergeb­nis bei­getra­gen haben «die Lie­gen­schaf­ten mit einer Ren­dite von 8,4 Pro­zent», wie im Jah­res­be­richt 2023 nach­zu­le­sen ist.

Mit ihren 300 neuen Miet­woh­nun­gen in der «Gar­ten­stadt Köschen­rüti» wird die Pen­si­ons­kasse künf­tig noch höhere Pro­fite ein­fah­ren: Die Markt­mie­ten in Zürich stei­gen unge­bremst wei­ter – nicht zuletzt «dank» dem brum­men­den Kriegs­ge­schäft von Rheinmetall…

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