Von Käfern und Menschen

Kosten spa­ren, um jeden Preis. Dar­auf ist so man­cher Chef, so man­che Team­lei­te­rin stolz. Und merkt dabei nicht, dass der Preis fürs Spa­ren die ein­ge­spar­ten Kosten bei wei­tem über­trifft. Nicht nur im über­tra­ge­nen Sinn. 

Ver­rückt, was an einem ein­zi­gen Abend im Gespräch mit Freun­den an Geschich­ten zusam­men kommt. Da ist zum Bei­spiel die Spi­tal­di­rek­to­rin, die ihren Unter­ge­be­nen ver­bo­ten hat, in der Fach­buch­hand­lung ein­zu­kau­fen. Bücher dür­fen nur noch über Ama­zon bezo­gen wer­den. Obschon die Fach­li­te­ra­tur bei der Buch­händ­le­rin, wo man wäh­rend Jah­ren ein­ge­kauft hatte, kaum teu­rer ist. Und sie den bes­se­ren Ser­vice bie­tet – ganz abge­se­hen von der per­sön­li­chen Bera­tung: Bei der Fach­händ­le­rin kann man tele­fo­nisch bestel­len, und das Gewünschte wird innert 24 Stun­den geliefert.

Spa­ren ist auch im Film- und Fern­seh­busi­ness ober­ste Devise. Dabei füh­ren dra­sti­sche Spar­vor­ga­ben immer wie­der zu hor­ren­den Mehr­ko­sten. So zum Bei­spiel bei der Nach­be­ar­bei­tung von Fil­men und TV-Bei­trä­gen. Längst ist man im Fern­seh­all­tag dazu über­ge­gan­gen, den einst unver­zicht­ba­ren Ton­ope­ra­teur ein­zu­spa­ren. Statt­des­sen wer­den Inter­view­part­ne­rin­nen und –part­ner mit Ansteck­mi­kro­fo­nen bestückt und ver­ka­belt. Dies ist nicht nur auf­wän­di­ger, son­dern auch hei­kel, was die Qua­li­tät der Ton­auf­nah­men anbe­langt. Und hat zur Folge, dass immer öfter im Stu­dio nach­ge­bes­sert wer­den muss, was schnell ein­mal mehr kostet, als das ein­ge­sparte Hono­rar des Tonoperateurs.

Ob Bun­des­be­am­ter, Rechts­an­wäl­tin, Ver­mö­gens­ver­wal­ter oder Medi­en­schaf­fende: alle berich­ten dar­über, wie die Schraube lau­fend wei­ter gedreht und par­al­lel zum Spar- auch der Lei­stungs­druck erhöht wird. Was dazu führt, dass unüber­leg­ter Akti­vis­mus über­hand nimmt, und die Leute krank wer­den und aus­fal­len. Ent­wick­lun­gen, die uns als Indi­vi­duen wie auch die Gesell­schaft teuer zu ste­hen kommen.

Beson­ders deut­lich zeigt die Geschichte vom asia­ti­schen Laub­holz­bock­kä­fer, wie schnell eine Bil­lig­lö­sung zum Mil­lio­nen-Pro­blem wer­den kann. Der kleine schwarz­glän­zende Käfer mit den weis­sen Tup­fen ist 2011 erst­mals in der Schweiz auf­ge­taucht. Bäume, die er befällt, ster­ben meist innert kur­zer Zeit. Bereits sind hier­zu­lande ver­schie­dene Regio­nen betrof­fen, in Win­ter­thur muss­ten im letz­ten Som­mer 60 Bäume einer Allee gefällt und das Holz ver­brannt wer­den. Um den Scha­den in Gren­zen zu hal­ten, wur­den seit­her schweiz­weit Mil­lio­nen in Kon­troll- und Prä­ven­ti­ons­mass­nah­men inve­stiert. Zu befürch­ten ist aller­dings, dass sich der Schäd­ling wei­ter ver­brei­ten wird, da er in unse­ren Brei­ten­gra­den keine natür­li­chen Feinde hat.

Ursprüng­lich stammt der Laub­holz­bock­kä­fer aus Ost­asien. Ein­ge­schleppt wurde er mit Holz­ver­packun­gen, in denen Import­ware aus Asien nach Europa gelangt. So ent­deck­ten Such­teams mit Hilfe spe­zi­ell aus­ge­bil­de­ter Hunde wie­der­holt leben­dige Lar­ven in Ver­packungs­holz. Beson­ders pro­ble­ma­tisch sind die Holz­pa­let­ten, in denen bil­lige Gra­nit­steine aus China impor­tiert werden.

Trotz­dem wird das Geschäft mit den Bil­lig­im­por­ten wei­ter flo­rie­ren, und es wer­den auch keine Ton­ope­ra­teure mehr ein­ge­stellt. Weil jene, die mit ihrer Spar­wut die Mehr­ko­sten ver­ur­sa­chen, dafür nicht zur Kasse gebe­ten wer­den. Für das Pro­fit­zen­trum geht die Rech­nung auf – den Scha­den tra­gen andere…

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