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GABRIELA NEUHAUS

35 Zeilen zum Lauf der Welt

35 Zeilen zum Lauf der Welt

Zerstörungswut

Und plötz­lich sind sie weg… Das Unheil kün­digt sich schon Monate, zuwei­len Jahre im Vor­aus an. In Form von Bau­pro­fi­len in Vor­gär­ten und auf Dächern von schmucken und statt­li­chen Stadt­häu­sern, bei deren Anblick nie­mand mit gesun­dem Men­schen­ver­stand auf die Idee kom­men würde, sie abzureissen.

In der Regel sind nach ein paar Wochen die Pro­file weg, das Leben geht wei­ter. Und dann Schlag auf Schlag: Das Krei­schen der Ket­ten­säge. Der Baum­be­stand im Gar­ten, wäh­rend Jahr­zehn­ten her­an­ge­wach­sen, wird innert Stun­den abgeholzt.

Und wei­ter geht es, immer nach der glei­chen Methode: Um das Gelände herum ein Bau­zaun, in der Regel ver­sperrt er Sicht und Weg weit über das Grund­stück hin­aus, bis in den Stras­sen­raum. Dahin­ter fah­ren die Bag­ger auf – innert kür­ze­ster Zeit zer­stö­ren sie mit hydrau­lisch-bar­ba­ri­scher Gewalt ein bewohn­ba­res Haus, das wäh­rend Jahr­zehn­ten prä­gen­der Bestand­teil des Quar­tiers war.

Jüng­stes Bei­spiel heute Mor­gen ent­deckt, auf dem dank Son­nen­schein etwas aus­ge­dehn­te­ren Heim­weg vom Sams­tags­markt. Schock und Wut: Anstelle der edlen Villa an der Regens­berg­strasse 156 klafft ein Loch – das Haus, das alles andere als eine in die Jahre gekom­mene Ruine war, ist nicht mehr…

Ange­kün­digt hatte sich die­ser Abriss bereits im Som­mer 2023, als im Vil­len­gar­ten plötz­lich Bau­pro­file stan­den. Die Stadt hat dem geplan­ten «Ersatz­neu­bau» (ein Ren­di­te­ob­jekt mit 15 Eigen­tums­woh­nun­gen auf 5 Stock­wer­ken) im zwei­ten Anlauf die Bau­be­wil­li­gung erteilt, mit der Fest­stel­lung, die Aus­nüt­zung sei um 40 m2 zu hoch.

Ein­spra­chen und Rekurse der Nach­bar­schaft haben nichts genützt: Die For­leo Immo­bi­lien und Ent­wick­lungs AG, wel­che Eigen­tü­me­rin der Par­zelle ist, hat von den Zür­cher Behör­den grü­nes Licht erhal­ten für die Zer­stö­rung der schö­nen Villa und den Bau eines neuen Blocks, der mit sei­ner Kuba­tur und Masse nicht ins Quar­tier passt und des­sen Charme zer­stört. Über diese Tat­sa­che kann auch die raf­fi­nier­te­ste Visua­li­sie­rung nicht hinwegtäuschen.

Hinzu kommt, dass mit der Aus­nüt­zung der gesam­ten Par­zelle bis auf den letz­ten Qua­drat­zen­ti­me­ter (und in die­sem Fall sogar noch dar­über hin­aus) wert­vol­ler Grün­raum ver­be­to­niert und ver­sie­gelt wird. Der einst gross­zü­gige Gar­ten der Villa ver­schwin­det auf alle Zeit.

Stadt­grün Zürich gibt Mil­lio­nen aus, um in der gan­zen Stadt neue Grün­flä­chen im Brief­mar­ken­for­mat anzu­le­gen und magere Bäum­chen in Asphalt­wü­sten zu stecken. Doch all die teu­ren Mass­nah­men kön­nen den Sub­stanz­ver­lust durch die vie­len zer­stör­ten Pri­vat­gär­ten nicht kom­pen­sie­ren. Die Abnahme der Kro­nen­flä­che in der Stadt Zürich betrug allein im Zeit­raum 2018 bis 2022 rund 94 Hektaren. Und es geht weiter…

Auf der Web­site des Pro­jekts an der Regen­bs­berg­strasse 156, mit der die Immo­bi­li­en­firma ihren Neu­bau anpreist, lässt des­sen Archi­tekt Andreas Gaba­t­huler ver­lau­ten, weil die Bau­ord­nung heute mehr Volu­men zulasse, sei es nicht ver­wun­der­lich, «dass ältere Lie­gen­schaf­ten mit ver­gleichs­weise gros­sem Grund­stück nicht mehr auf­wen­dig reno­viert wer­den, um die heu­ti­gen Anfor­de­run­gen zu erfül­len, son­dern durch Neu­bau­ten mit zeit­ge­mäs­sen Woh­nun­gen ersetzt wer­den. So ent­steht Stadt, wo frü­her ein Dorf war.»

Mit Ver­laub: Mit dem Abriss einer histo­ri­schen Stadt­villa wird hier ohne Not ein Stück Stadt ver­nich­tet. Die unge­brem­ste Zer­stö­rung von bestehen­der, soli­der Bau­sub­stanz und Grün­räu­men wider­spricht den heu­ti­gen Anfor­de­run­gen an kli­ma­ge­rech­tes Bauen – auch wenn pro­fit­ori­en­tierte Bau­herr­schaf­ten bis heute ohne rot zu wer­den das Gegen­teil behaupten.

Die Ver­mark­tungs­agen­tur Bla­ser und Grae­ni­cher wirbt der­zeit auf allen Kanä­len für den klot­zi­gen Neu­bau, dem man den Namen ORE ver­passt hat – wohl nicht zuletzt, um auch eine inter­na­tio­nale Kund­schaft anzu­spre­chen. Kurz nach Bau­be­ginn schal­tete sie das Inse­rat: «Im «ORE» – an bester Lage in Oer­li­kon – ent­ste­hen ins­ge­samt 15 fan­ta­sti­sche 2 ½ – 4 ½‑Zim­mer-Eigen­tums­woh­nun­gen. Noch sind ein paar Woh­nun­gen verfügbar.»

«ORE – Das bedeu­tet auch solide Bau­qua­li­tät und sinn­vol­ler Umgang mit Öko­lo­gie und Nach­hal­tig­keit. Freuen Sie sich auf ein Zuhause im Miner­gie-Stan­dard, mit Erd­son­den­hei­zung, Free­coo­ling, Pho­to­vol­taik und Park­plät­zen mit Anschluss­mög­lich­kei­ten für Lade­sta­tio­nen», ist auf der Promo-Web­site wei­ter zu lesen.

Eine sol­che «Traum­woh­nung an bester Lage in Oer­li­kon», wie es in der Wer­bung heisst, kommt aller­dings nur für Gut­be­tuchte infrage: Die Preise für die 2,5 und 3,5‑Zimmerwohnungen mit Grund­flä­chen von 79 bis 91 Qua­drat­me­tern, die aktu­ell noch zum Ver­kauf ste­hen, bewe­gen sich zwi­schen 1,68 und 1,9 Mil­lio­nen Franken.

Keine schöne Besche­rung! Wer aber meint, das sei es gewe­sen, an die­sem Sams­tag – weit gefehlt…

Am Nach­mit­tag, auf unse­rem zwei­stün­di­gen Spa­zier­gang über den Höng­ger­berg ent­decken wir, ohne danach gesucht zu haben, min­de­stens ein hal­bes Dut­zend wei­tere Wohn­ge­bäude, deren Lebens­dauer eigent­lich noch längst nicht abge­lau­fen wäre, deren Abriss aber ange­kün­digt oder bereits in vol­lem Gang ist…

Unwei­ger­lich stellt sich die Frage: Ist das nur in der Region Zürich so? Wo Woh­nungs­not vor­ge­scho­ben wird, um unge­hemmt zu zer­stö­ren und Ren­di­te­ob­jekte hoch­zu­zie­hen? – Das System ver­nich­tet ohne Ende unnö­tig graue Ener­gie und gebiert Zer­stö­rung. – Hoch lebe die Verschwendungswirtschaft!

Wünsche, Wirklichkeit und Widerstand

Glück, Erfolg, Erfül­lung, Gesund­heit… oder kurz und bün­dig: HAPPY NEW YEAR.

Fest­tags- und Neu­jahrs­grüsse ohne Ende – man­che ori­gi­nell und per­sön­lich, andere vor­ge­druckt, stan­dard­mäs­sig, copy paste. Ab Mitte Dezem­ber flat­tern sie in die Brief­kä­sten, immer öfter in die elek­tro­ni­schen. In Form von Bil­dern, Kar­ten, Film­chen – push the but­ton, und sie pras­seln her­ein – die letz­ten im Lauf der ersten Januarwoche…

Vor der all­jähr­li­chen Glück­wunsch­or­gie gibt es kein Ent­rin­nen. Wider bes­se­res Wis­sen kol­por­tie­ren wir damit die Hoff­nung auf bes­sere Zei­ten und hul­di­gen dem nai­ven Glau­ben, dass ein Jah­res­wech­sel am Welt­ge­sche­hen oder unse­rem Ver­hal­ten irgend­et­was ändern würde…

Obschon dies drin­gend nötig wäre. Die Tat­sa­chen spre­chen für sich. Bei­spiele dafür, dass es an der Zeit ist, end­lich zu han­deln, statt sich mit schö­nen Wor­ten und Wün­schen zu begnü­gen, gibt es genug.

2024 war das heiss­te­ste Jahr seit Kli­ma­da­ten gemes­sen wer­den. Es ist davon aus­zu­ge­hen, dass die­ser Rekord schon bald erneut gebro­chen wird. Die kata­stro­pha­len Fol­gen der Kli­ma­er­hit­zung wer­den wei­ter zuneh­men, Unwet­ter, Dür­ren, Mur­gänge und Über­schwem­mun­gen bedro­hen das Leben von Men­schen immer häu­fi­ger, welt­weit. Nur uns trifft es nicht, mei­nen wir.

Das Glei­che gilt auch in Bezug auf die Kriege im Sudan, in der Ukraine, in Gaza… und die welt­weite Auf­rü­stung, den Sie­ges­zug von Rechts­extre­men, den Res­sour­cen­ver­schleiss und die Zer­stö­rung unse­rer Lebensgrundlagen…

Wenn wir es wirk­lich ernst mein­ten mit dem Happy New Year und wir ver­hin­dern woll­ten, dass 2025 noch schlim­mer wird als 2024 war, müss­ten (oder müs­sen?) wir anpacken und han­deln. Daran führt kein Weg vor­bei. Weder krea­tive noch KI-Bild­chen, und auch keine scharf­sin­ni­gen Sprü­che und wohl­ge­mein­ten Zei­len kön­nen dar­über hinwegtäuschen. 

Und doch lasse auch ich mich allzu gerne durch die all­jähr­lich wie­der­keh­ren­den Grüsse und Wün­sche ver­füh­ren. Jede Karte in mei­nem Brief­ka­sten, die nun für ein paar Wochen mein Side­board ziert, jeder Mail- und Whats­app-Gruss von Kolleg:innen, Freund:innen und Ver­wand­ten ist ein Zei­chen. Ein Zei­chen der Ver­bun­den­heit, eine Erin­ne­rung daran, dass ich nicht allein bin, mit mei­nen Hoff­nun­gen und Ängsten.

Das tut irgend­wie gut. Auch wenn ich mit den mei­sten Men­schen, die mich mit ihren Wün­schen beglücken, und die ich mei­ner­seits bewün­sche, im All­tag kaum je zu tun habe. Umso will­kom­me­ner das Auf­pop­pen am Jahresende.

Ich suhle in Erin­ne­run­gen, gebe mich der Melan­cho­lie hin und trauere den Zei­ten nach, als ich noch an Fort­schritt, Gerech­tig­keit und Frie­den glaubte. Der­weil neigt sich das Jahr dem Ende ent­ge­gen. Es ist Sil­ve­ster, die Uhr zeigt schon fast Mit­ter­nacht. Ich öffne das Fen­ster – auch dies eine alte, liebe Gewohn­heit – um dem Glocken­ge­läut zu lau­schen, mit dem das ver­gan­gene Jahr aus- und das neue ein­ge­läu­tet wird.

Draus­sen dicker Nebel – und ohren­be­täu­ben­der Lärm. Feu­er­werk statt Besinn­lich­keit. Das neue Jahr beginnt, wie das alte auf­ge­hört hat. Nach dem Motto: Wir amü­sie­ren uns wei­ter zu Tode – auch wenn die Welt den Bach run­ter geht…

Ich greife zum Sekt­glas, wir stos­sen an. Und lang­sam kehrt die Kamp­fes­lust zurück, die Sen­ti­men­ta­li­tät weicht dem Trotz. Solange Ver­zicht und Ver­nunft Tabu­the­men sind, in unse­rer Gesell­schaft, solange in der Welt her­um­ge­jet­tet wird, was das Zeug hält (nota­bene nur von den reich­sten fünf Pro­zent der Erd­be­völ­ke­rung), solange Eigen­nutz und Bequem­lich­keit Vor­rang haben vor Soli­da­ri­tät und Acht­sam­keit, will ich wei­ter­hin schrei­ben und kämp­fen. Schwei­gen und Auf­ge­ben ist keine Option.

«Du hast keine Chance – aber nutze sie» – das geflü­gelte Wort von Her­bert Ach­ter­busch aus den 1970er Jah­ren gilt heute wie damals. Dran­blei­ben, nicht auf­ge­ben heisst die Devise.

Seit ein paar Tagen hängt über mei­nem Schreib­tisch ein neu erstan­de­nes Bild. «Sam­mel­stelle für Rest­hoff­nung» ist dar­auf zu lesen. Ein wun­der­schö­nes (Sprach)-Bild, kre­iert von der Aar­gauer Künst­le­rin Eva Kel­ler. Es ist gleich­zei­tig Inspi­ra­tion und Ver­pflich­tung – für ein wei­te­res Jahr des Widerstands.

Buffer Zone – heute vor 20 Jahren

Der 26. Dezem­ber 2004 ging in die Geschichte ein als Tag der gros­sen Tsu­nami-Kata­stro­phe in Süd­ost­asien. – Die­ser Tage sind prak­tisch in allen Medien Berichte erschie­nen, in wel­chen sich Men­schen aus unse­ren Brei­ten­gra­den an die dama­li­gen Ereig­nisse erin­nern, zurück­blicken, noch ein­mal Bilanz ziehen.

Agenda-Jour­na­lis­mus – eine bil­lige Form, Sen­de­zeit und Zei­tungs­spal­ten zu fül­len. In der Regel lasse ich die Fin­ger davon. Und doch hat diese Jah­res­tags-Unkul­tur auch ihre posi­ti­ven Sei­ten: Wer inter­es­siert sich in unse­ren Brei­ten­gra­den heute für Län­der wie Sri Lanka, Thai­land oder Indonesien? 

Was küm­mern die poli­ti­schen, sozia­len und wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen in Welt­ge­gen­den, fernab vom trau­ten Zuhause und den per­sön­li­chen bevor­zug­ten Feri­en­de­sti­na­tio­nen? Was uns schon vor über zehn Jah­ren, anläss­lich der Recher­chen und Dreh­ar­bei­ten in Sri Lanka zu unse­rem Dok­film Buf­fer Zone schmerz­lich bewusst gewor­den ist, gilt heute immer noch.

Mit unse­rem Doku­men­tar­film zeig­ten wir, dass der auf die Natur­ka­ta­stro­phe fol­gende gewal­tige Spen­den-Tsu­nami für die Mehr­heit der betrof­fe­nen Men­schen vor Ort nicht die erhoff­ten und ver­spro­che­nen Ver­bes­se­run­gen brachte. Im Gegen­teil: Viele arme Küstenbewohner:innen wur­den damals, auf Betrei­ben der sri-lan­ki­schen Regie­rung und mit tat­kräf­ti­ger Unter­stüt­zung der inter­na­tio­na­len Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen ins Hin­ter­land verbannt.

Ein Gross­teil der mit Spen­den­gel­dern aus aller Welt errich­te­ten Sied­lun­gen funk­tio­nierte zehn Jahre nach dem «Wie­der­auf­bau» nicht wirk­lich. Statt­des­sen wurde, ganz nach dem Gusto der sri-lan­ki­schen Regie­rung, die Tou­ris­mus­in­du­strie in den Küsten­re­gio­nen auf Kosten der loka­len Bevöl­ke­rung gepusht.

Und heute? Die poli­ti­sche und soziale Situa­tion in Sri Lanka hat sich in den letz­ten zehn Jah­ren nicht wirk­lich ver­bes­sert: Auch 15 Jahre nach dem offi­zi­el­len Ende des Bür­ger­kriegs unter­drückt die sin­gha­le­sisch-bud­dhi­sti­sche Regie­rung die tami­li­schen und mus­li­mi­schen Min­der­hei­ten im Nor­den und Osten des Landes.

2022 löste ein Staats­bank­rott eine schwere wirt­schaft­li­che Krise aus, Sri Lanka ist und bleibt ein Migra­ti­ons­land – Tau­sende Auswander:innen ver­die­nen den Lebens­un­ter­halt für ihre Fami­lien im Aus­land – die über­wie­gende Mehr­heit von ihnen in den Golf­staa­ten. Rund ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung in Sri Lanka lebt in Armut.

Die aus­län­di­schen Orga­ni­sa­tio­nen, die vor 20 Jahre die Wie­der­auf­bau- und Umsied­lungs­po­li­tik mit ihren Hilfs­gel­dern finan­ziert haben, sind längst wei­ter­ge­zo­gen und haben neue Betä­ti­gungs­fel­der gefun­den. Auch die Direk­tion für Ent­wick­lung und Zusam­men­ar­beit DEZA hat ihre Pro­jekte zum Wie­der­auf­bau nach Tsu­nami und Bür­ger­krieg im tami­li­schen Nor­den des Lan­des 2015 abgeschlossen.

2014 rela­ti­vierte der dama­lige DEZA-Pro­jekt­ver­ant­wort­li­che Mar­tin Stu­der die Per­spek­ti­ven für die neuen Sied­lun­gen in Jaffna: «Wenn hier mit­tel­fri­stig keine Arbeits­plätze kre­iert wer­den, und auch län­ger­fri­stig inve­stiert wird, sehe ich das nicht so opti­mi­stisch, dass die Leute dann auch wirk­lich hier oben (im Nor­den der Insel) bleiben.»

Ange­sichts der anhal­ten­den Mar­gi­na­li­sie­rung der tami­li­schen Regio­nen sowie der pre­kä­ren wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lung hat sich die Hoff­nung auf eine pro­spe­rie­rende Zukunft im Nor­den bis­lang nicht erfüllt.

Ähn­lich dürfte es aber auch in ande­ren Lan­des­tei­len aus­se­hen: Das von der deut­schen Dia­ko­nie Kata­stro­phen­hilfe gebaute öko­lo­gi­sche Muster­dorf «Ger­man Hari­tha Gama» hatte vor 10 Jah­ren immer wie­der weder Strom noch Was­ser, weil die Infra­struk­tur nicht funk­tio­nierte: Die Trink­was­ser­lei­tung war falsch berech­net, und die Solar­pa­nels waren gut gemeint, aber nicht zu gebrauchen.

Viele der ins­ge­samt 91 Häu­ser stan­den leer, weil die umge­sie­del­ten Küstenbewohner:innen im Hin­ter­land kein Aus­kom­men fan­den und der Bus nur unre­gel­mäs­sig fuhr. Viele ver­such­ten des­halb, ihr «geschenk­tes Haus» zu ver­kau­fen und wie­der in Küsten­nähe zu zie­hen. Das Fazit des sri-lan­ki­schen Sozio­lo­gen Nis­hara Fer­nando anläss­lich unse­res Besuchs 2014: Die deut­schen Geber sind mit dem Pro­jekt geschei­tert, weil sie an den Bedürf­nis­sen der Leute vor­bei­ge­plant haben.

Fer­nando und seine For­schungs­gruppe der Uni­ver­si­tät Colombo ver­fol­gen die Ent­wick­lung von Hari­tha Gama bis heute. Nach lan­gem Hin und Her ist das Dorf nun end­lich an die öffent­li­che Was­ser- und Strom­ver­sor­gung ange­schlos­sen, schreibt er auf meine Anfrage.

Viele Häu­ser ste­hen immer noch leer – und damit zer­fal­len sie wei­ter . Mehr als die Hälfte der Bewohner:innen seien an die Küste zurück­ge­kehrt oder hät­ten sich in der Stadt­re­gion von Galle nie­der­ge­las­sen, so Fer­nando weiter.

Seine Unter­su­chun­gen sind Teil einer inter­na­tio­na­len Stu­die über die lang­fri­sti­gen Aus­wir­kun­gen der Umsied­lun­gen nach dem Tsu­nami – die For­sche­rin­nen und For­scher vor Ort zumin­dest bemü­hen sich darum, aus den Feh­lern, die beim Wie­der­auf­bau nach dem Tsu­nami von 2004 began­gen wur­den, zu lernen.

Ob das die west­li­chen Hilfs­werke auch tun? – Wer weiss…

BUFFER ZONE – unser Dok­film von 2014 – auch 20 Jahre nach dem Tsu­nami noch von bren­nen­der Aktualität:

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