«Jetzt drohen Baustopps!», titelte der Blick am Samstag, 12. Juni. Weil es durch die Corona-Krise zu Verzögerungen in den Lieferketten kommt und insbesondere Bauholz wegen der riesigen Nachfrage immer knapper wird, sind die Preise für verschiedene Baumaterialien stark gestiegen. Laut Medienberichten könnte dies dazu führen, dass gewisse Bauvorhaben aufgeschoben oder gestoppt werden.
Aus Sicht der Nachhaltigkeit und auch einer gesunden Stadt- und Regionalentwicklung, ist das eine gute Botschaft: Wenn Bauen teurer wird, besteht die Hoffnung, dass sich zumindest ein Teil jener Investoren, die mit dem Bau und Besitz von Liegenschaften einen möglichst hohen Profit erzielen wollen, aus dem Geschäft zurückziehen.
Die Bauwirtschaft gehört weltweit zu den schlimmsten Klimatreibern. Ein Rückgang dieser überhitzten Branche und deren Umstrukturierung, im Sinne einer menschen- statt profitfreundlichen Entwicklung, wäre alles andere als bedauernswert.
Das gilt insbesondere auch für die Holzbranche. Laut NZZ am Sonntag klagt diese aktuell über die «akutesten Lieferprobleme, die sie je erlebt hat.» Sowohl die Preise für Massivholz und verleimte Hölzer wie auch jene für Span- und Massivholzplatten hätten sich um bis zu 35 Prozent verteuert. Manche Produkte seien kaum mehr erhältlich.
Der Grund: Die Schweiz baut vor allem mit Importholz. Da Bauen mit Holz gegenwärtig nicht nur hierzulande, sondern weltweit boomt, übersteigt die Nachfrage das Angebot. Laut dem Branchenverband Holzbau Schweiz kaufen insbesondere die USA und China den Weltmarkt leer.
Dabei gäbe es in der Schweiz genügend einheimisches Holz. Weil es aber immer günstiger wurde, vorverarbeitetes Holz aus dem Ausland zu importieren, gibt es hierzulande kaum mehr Sägereien, die unser Holz bearbeiten können. Hunderte kleiner und mittelständischer Betriebe mussten in den letzten Jahren Konkurs anmelden. Sie sind eingegangen, weil sie mit den Billig-Angeboten der Gross-Sägereien im Ausland nicht mehr mithalten konnten.
So ist es heute gang und gäbe, dass Rohholz aus Schweizer Wäldern zur Verarbeitung über Hunderte von Kilometern transportiert, im Ausland verarbeitet, und dann wieder in die Schweiz eingeführt wird. Auch das ein ökologischer Blödsinn.
Umso besser, wenn steigende Preise jetzt die masslose Bauwirtschaft bremsen. Wer weiss, vielleicht rechnet sich dank der drastischen Holzverteuerung auch die geplante Rendite-Holzimmobilie am Chaletweg 3 für die Investmentgesellschaft 3A Immobilien nicht mehr? Das wäre eine wirklich gute Nachricht.
Im Gegensatz zu anderen Bauherrschaften, ist dieser Investor ja schon glücklicher Besitzer eines Holzhauses. Statt das altehrwürdige Chalet – garantiert aus Schweizerholz – zu zerstören, könnte er es instandsetzen. Das wäre nicht nur kostengünstiger, er würde damit auch einen wesentlich wertvolleren Beitrag an die Bau- und Wohnkultur der Stadt Zürich leisten als mit den 14 geplanten Kleinstwohnung auf der historischen Parzelle.
Wagen sie es, Herr Friedli von 3A Immobilien – das ist Ihre Chance, sich einen Namen als Erhalter von Baukultur und Pionier einer nachhaltigen und ökologischen Quartierentwicklung zu machen!