Entwicklungshilfe fördert die Migration» – «Grüne Gentechnologie birgt keine Risiken» – «Bio-Produkte sind nicht gesünder». So einfache und klare Antworten erhält, wer die Wissenschaft befragt.
Die Migrations-Studie der Denkfabrik «foraus» liefert zwar eine differenzierte Analyse zur Frage, ob und wie Migration durch staatliche Massnahmen beeinflusst werde. Doch in die Medien schaffte es (in den allermeisten Fällen) bloss die oben genannte Verkürzung. Daraus wurden peppige Schlagzeilen kreiert, die markige Statements von PolitikerInnen provozierten.
Dies wiederum war ganz im Sinne der ehrgeizigen Jungforscher von »foraus»: Um ihrem Paper die erwünschte Aufmerksamkeit zu verschaffen, stellten sie dem Ganzen eine knackige Zusammenfassung voran, die dem Inhalt der Studie zwar nicht gerecht wird, aber brisante Interpretationen ermöglicht.
Wieviele derjenigen, die über die Studie schrieben und sich dazu äusserten, diese überhaupt gelesen haben, ist offen. Es dürfte eine Minderheit gewesen sein. Bei der sda zumindest, begnügte man sich offenbar mit der Lektüre der Zusammenfassung.
Auch bei der Berichterstattung über die Resultate des Nationalen Forschungsprogramms «Chancen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen» übernahmen die Medien praktisch unisono das von den Leitern des Programms kommunizierte simple und gentech-freundliche Fazit. Kein Wort davon, obschon allgemein bekannt, dass bereits die Vergabe der Forschungsaufträge höchst umstritten war und mit der Wahl der Projekte die Ausrichtung und damit das nun eingetretene Resultat vorgespurt wurden.
Einzig Marcel Hänggi erlaubt seinen LeserInnen in der WOZ einen differenzierten Blick hinter die Kulissen und zeigt auf, dass die Ergebnisse des NFP 59 viel weniger eindeutig sind, als dies vermittelt wurde. Je nachdem, wie man die vielschichtigen Projekte und ihre Ergebnisse gewichtet, können aus den nun vorliegenden Resultaten unterschiedliche Schlüsse gezogen werden.
So wies z.B. der Gentech-Befürworter und NFP-Forschungsleiter Dirk Dobbbelaere laut WOZ darauf hin, dass das Problem des Mutterkornbefalls beim Weizen seit Hunderten von Jahren bekannt sei und deshalb nicht der Gentechnologie angelastet werden könne. Sein Kollege, der die spezifischen Untersuchungen im Projekt durchgeführt hatte, hielt dem entgegen, dass diese Krankheit bei gentechnisch veränderten Weizensorten wesentlich häufiger aufgetreten sei, und deshalb als gentechspezifisches Risiko bewertet werden müsse.
Nicht nur (zu) simpel, sondern vor allem tendenziös sind auch Behauptungen wie «Bio wirkt vor allem im Kopf» oder «Der Bio-Bonus ist ein Märchen«, wie sie in der NZZ am Sonntag oder bei 20Minuten zu lesen waren. Zum einen, weil die zitierte Studie einzig auf den Aspekt der Auswirkung von Bio-Nahrung auf die menschliche Gesundheit fokussiert hatte und alle andern Vor- und Nachteile der Biolandwirtschaft aussen vor liess. Vor allem aber, weil auch hier mit vermeintlich wissenschaftlichen Fakten politisch Stimmung gemacht wird.