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Ultrarechter aus Israel sucht
Investoren an der
Zürcher Bahnhofstrasse

Ende August 2025 hat das Westschweizer Radio berichtet, dass die ehemalige Fedpol-Chefin Nicoletta della Valle neu im Beirat für Rüstungsinvestitionen der israe­li­schen Investmentgesellschaft Champel Capital* sitzt. Die Firma mit Hauptsitz in Jerusalem pflegt seit Jahren enge Beziehungen zur Schweiz, vor allem in Genf und Zürich (s.Nachtrag).

Am 9. September hat Champel Capital zu einem Pitching-Event nach Zürich an die Bahnhofstrasse einge­laden. Bereits vier Monate zuvor hatte dessen Gründer und Co-Chef Amir Weitmann anlässlich einer Veranstaltung der Schweizer Vernetzungsplattform Sphere im Baur au Lac in Zürich erklärt, weshalb seine Firma neu einen mit 100 Millionen USD dotierten Fund für «Sicherheit und Verteidigung» lanciert.

Das Kapital solle in israe­lische Firmen fliessen, mit Fokus auf innovative Technologien im sogenannten «Verteidigungssektor», gab der israe­lisch-schwei­ze­rische Doppelbürger bekannt. Israel sei in diesem Bereich weltweit führend, sagt Weitmann und begründet dies mit der allge­meinen Militärpflicht in Israel, die aufgrund der aktuellen Konfliktsituation dazu führe, dass künftige Firmengründer:innen und Unternehmer:innen aus eigener Erfahrung auf dem Schlachtfeld wüssten, wo die Probleme lägen und was es brauche…

«Dies ist der Grund, weshalb in den letzten 12 Monaten in Israel allein im Verteidigungssektor über 200 neue Firmen entstanden sind», so Weitmann weiter. Im Kontext des aktuellen Aufschwungs in der Rüstungsindustrie biete sich hier eine einmalige Gelegenheit – als Investoren hätten sie die Pflicht, diese zu nutzen.

In der Vergangenheit investierte Champel Capital in erster Linie in israe­lische Unternehmen aus dem Finanz- und Gesundheitssektor. Weil gegen­wärtig im Rüstungssektor aber mit Abstand am meisten Geld zu verdienen ist, setzen die israe­li­schen Investoren nun auf dieses neue, dritte Standbein.

Dafür holten sie den israe­li­schen Ex-General Giora Eiland, der mit seinem «Plan der Generäle» bereits kurz nach dem 7. Oktober 2023 für eine Vertreibung der palästi­nen­si­schen Bevölkerung aus dem Norden von Gaza und das Aushungern all derer, die nicht gehen wollten, plädiert hatte. Eiland ist Mitglied der Geschäftsleitung von Champel Capital und hat sich laut dem Tech Magazin Calcalist in den letzten Monaten mit insti­tu­tio­nellen Investoren in den USA und in Israel getroffen, um Gelder für den neuen Fund locker zu machen.

Im sechs­köp­figen Beirat sitzen, nebst der Schweizer Doppelvertretung Nicoletta della Valle und David Shapira (s. Nachtrag), der ehemalige IDF-Generalmajor Yoav Har-Even, der während 31 Jahren eine leitende Rolle in sämtlichen israe­li­schen Kriegsoperationen spielte und von 2016 bis 2024 CEO des israe­li­schen Rüstungskonzerns Rafael Advanced Defense Systems Ltd. war. Als weiterer «Big Shot» ist der ehemalige israe­lische Polizeipräsident Kobi Schabtai mit von der Partie, der für seine araber­feind­liche Haltung und seine Nulltoleranz-Politik gegenüber Antikriegsdemonstrationen nach dem 7. Oktober 2023 bekannt geworden ist.

Die beiden hochrangige US-Ex-Militärs im Beirat – John Spencer (laut Champel Capital weltweit führender Spezialist für «städtische Kriegsführung und moderne Konflikt-Umgebungen») und Thomas Trask (pensio­nierter Generalleutnant der US Air Force mit eigener Beratungsfirma im Verteidigungssektor) – dürften engagiert worden sein, um US-ameri­ka­ni­sches Kapital für den neuen Fund zu generieren, während die promi­nente und im «Sicherheitsbereich» gut vernetzte Nicoletta della Valle und der Zürcher Maschinenbauingenieur David Shapira mit ihren engen Beziehungen zur Schweizer Armee und zur Bundespolizei für eine wirkungs­volle Bearbeitung des Schweizer Markts einge­spannt sein dürften (s. Nachtrag).

Diese Liaison von Schweizer Geheimnisträger:innen, die offen­sichtlich dazu da ist, Schweizer Gelder (und wohl auch Know-how) in die israe­lische Kriegsindustrie zu lenken und die bereits bestehenden Verbandelungen mit dem israe­li­schen Militärsektor zu vertiefen, müsste eigentlich einen Aufschrei in den Medien und in der Öffentlichkeit zur Folge haben. Doch das Gegenteil ist der Fall: Die von RTS publik gemachte Geschichte über Nicoletta della Valles Beratungsmandat in fremden Diensten ist in der Deutschschweiz wenig bekannt. Sie wurde von anderen Medien kaum aufge­nommen, geschweige denn weiterverfolgt.

Dabei gäbe es über Champel Capital und dessen Verstrickungen in die israe­lische Genozidpolitik so einiges zu berichten. Insbesondere auch über Gründer und Managing Partner Amir Weitmann. Der in Genf aufge­wachsene Vermögensverwalter lebt seit über 20 Jahren vor den Toren Jerusalems in einer israe­li­schen Siedlung auf illegal besetztem palästi­nen­si­schem Boden und ist aktives Mitglied von Netanjahus Regierungspartei Likud.

Er äussert sich gerne und oft in den sozialen Medien, wo er auch eine grosse Zahl von Followern hat. Auf Linkedin wirbt er aktuell vor allem für den neuen Rüstüngsfund seiner Firma. So hat er sich vor den Pitchingmeetings in der Schweiz in seiner alten Heimatstadt Genf vor der Mauer der Reformatoren im Parc des Bastions ablichten lassen, um mit einem englisch­spra­chigen Post für sein Business zu werben.

Keine Stunde nach dem Ende der Veranstaltung in Zürich, setzte Weitmann schon das nächste Bild von sich ins Netz – mit dem Kommentar:

«Ich habe gerade eine Präsentation in Zürich beendet, 
bei der ich unseren «Champel Capital Defense & 
Security Fund»  Investoren und Interessenvertretern 
der Sicherheits- und Rüstungsbranche vorgestellt habe.
Wie ich zu vermitteln versucht habe, glaube ich, dass 
dies der richtige Zeitpunkt, die richtige Branche, 
das richtige Land und das richtige Team ist.
Die Verteidigungsbudgets explodieren, im Hinblick darauf, 
dass die NATO-Budgets innerhalb eines Jahrzehnts 5% 
des BIP der Mitgliedländer erreichen werden.
Wir müssen diese Situation nutzen.»

Auf Linkedin gibt Weitmann gerne den engagierten, weitsich­tigen Geschäftsmann. Seine Beiträge sind durchwegs in engli­scher Sprache, sachlich verfasst und an ein Business-Publikum gerichtet. Ganz anders das Profil von Amir Weitmann auf Facebook, wo er sehr oft und auf hebräisch postet. Hier erst wird klar, wie extre­mi­stisch und rassi­stisch der israe­lisch-schwei­ze­rische Geschäftsmann tatsächlich tickt.

So postete Weitmann zum Beispiel am 1. September eine Karte vom Gazastreifen mit den bereits erfolgten immensen Zerstörungen durch Israel – und dem Kommentar: «Ausgezeichnet! Aber man muss 100% des Streifens plattmachen.»**

Bereits einen Tag zuvor, am 31. August hatte er unver­blümt verkündet, wie seiner Meinung mit den Palästinenser:innen in Israel (gemeint ist damit Grossisrael – from the river to the sea…) zu verfahren sei:

«Palästinenser sollten die Gebiete des Landes nicht 
betreten dürfen. Überhaupt nicht. Auch nicht die 
Siedlungen in Judäa und Samaria. Sie sollten komplett 
ausgetrocknet und ihre Auswanderung gefördert werden.»

Am 8. September – einen Tag vor seiner Präsentation in Zürich – kommen­tierte Weitmann auf FB den Anschlag in Ostjerusalem, bei dem sechs Passant:innen und die beiden Angreifer erschossen wurden:

«Letztendlich handelt es sich um muslimisch-arabische 
Terroristen, die im Namen des Dschihad nach den Regeln 
dieser Barbaren handeln. Solange sie in Israel leben, 
wird es nicht aufhören. Es gab nie etwas Intelligentes 
über diese Bevölkerungsgruppe zu sagen, zumindest, 
solange sie weiterhin den Islam praktizieren, und es 
wird auch nie etwas geben. Das ist hart, aber es ist 
die Wahrheit.»

Diese extrem rassi­stische und menschen­ver­ach­tende «Wahrheit» von Amir Weitmann ist ein Kernelement auch seiner Geschäftstätigkeit. Dass er ihr in der Schweiz – unhin­ter­fragt und ungehindert – nachgehen kann, ist an sich schon ein Skandal. Noch empörender ist, dass er und seine Firma dabei von Schweizer:innen wie Nicoletta della Valle und David Shapira gegen gutes Honorar unter­stützt werden. Im Falle einer russi­schen Firma, hätte man diesem Gebaren längst einen Riegel geschoben. Zu Recht. – Doch, wenn es um Israel geht, gelten in der Schweiz besondere Regeln oder Auslegungen von Gesetzen.

Dies, obschon der vielzi­tierte Holocaust-Bonus für Israel angesichts des aktuellen israe­li­schen Vernichtungskriegs längst aufge­braucht ist. Statt Israel weiterhin mit samtenen Handschuhen zu behandeln, sollte sich die Schweizer Politik endlich auf das Völkerrecht besinnen und diesbe­züglich ihren Pflichten nachkommen. 

Nachtrag vom 9.10.2025:

Shapira und della Valle sind aus dem Beirat von Champel Capital ausge­schieden – zumindest lässt sich das vermuten, da sie auf deren Website nicht mehr aufge­führt sind.

*Die Firmenbezeichnung Champel Capital leitet sich vom Genfer Quartier Champel ab. – Weitmann ist als Zweijähriger mit seinen Eltern nach Genf und hat dort auch studiert.

** Alle hebräi­schen Texte mit Deepl übersetzt

3 Antworten auf „Ultrarechter aus Israel sucht
Investoren an der
Zürcher Bahnhofstrasse“

  1. Danke für diesen Artikel, den ich nur unter­stützen kann. Ich halte die Politik Israels für verbre­che­risch, ein Genozid und die Weltöffentlichkeit schweigt. Nicoletta della Valle hat wohl den Verstand verloren, in diesem Beirat zu sitzen. Eine Bande von Verbrechern, die offen­sichtlich auch Einfluss ausüben auf die Uni Bern. Man muss höllisch aufpassen, nicht zum Antisemiten zu werden…

  2. Informieren Sie doch die Zeitung BLICK über diese schockie­renden Aussagen. Die Fedpol-Chefin sollte von diesem Amt zurück­treten müssen. Raphael Rauch vom BLICK schrieb schon 2024 kritisch zum Israel-Engagement der Fedpol-Chefin. Es braucht eine Kampagne.

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