Die von Christoph Blocher gegründete Auns – Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz – ist eine Organisation wie viele andere auch. Sie politisiert rechtsaussen, gefällt sich darin, zu provozieren und versteht es, damit viel Staub aufzuwirbeln.
Ihr aktueller Coup: Die angeblich um die Erhaltung des traditionellen Schweizertums so besorgte Bewegung, fliegt zu ihrer Jahresversammlung – nicht zum ersten Mal – eine Rednerin aus dem Ausland ein. Nachdem sich 2014 bereits der britische Rechtspopulist Nigel Farage bei der Auns feiern liess und damit schweizweit für Schlagzeilen sorgte, tritt dieses Wochenende die deutsche Rechtsaussen-Politikerin Frauke Petry als Promi-Gast auf.
Die Rechnung der Auns-Veranstalter ist wieder aufgegangen: Schon im Vorfeld konnten sie erste Schlagzeilen verbuchen, weil die ursprünglich in Bern geplante Veranstaltung wegen Protesten aus dem linksautonomen Lager ins Berner Oberland verlegt wurde. Sinnigerweise in den Mistery Park, der sich laut Wikipedia «der Präsentation unerklärlicher und doch real fassbarer Welträtsel widmet».
Noch bevor die Sonntagspresse aufspringen und ausgiebig über den samstäglichen Auftritt der Afd-Chefin berichten kann, hat sich bereits Radio SRF als flinke Trittbrettfahrerin und willfährige Multiplikatorin profiliert: Als Gast im Freitagstagesgespräch erhält Frauke Petry die einmalige Gelegenheit, sich dem Schweizer Publikum als nette, eloquente und besorgte Politikerin zu präsentieren, die mit Rechts und Rassismus nichts, aber auch gar nichts am Hut habe.
Moderatorin Susanne Brunner hat ihr journalistisches Werkzeug zuhause gelassen und fasst ihre Gesprächspartnerin nicht nur mit Samthandschuhen an – vielmehr ermöglicht sie Petry mit einer Reihe von wohlwollenden Steilpässen, ein Tor nach dem andern zu erzielen. Keine wirklich kritischen Fragen, schon gar kein Nachhaken – Brunner lässt Petry 20 lange Minuten kommentieren, relativieren, zurechtrücken.
Unwidersprochen darf die AfD-Chefin etwa behaupten, ihre Partei sei gegen Gewalt. Nachdem sie selber vor wenigen Wochen mit ihrer Forderung, Polizisten müssten notfalls an der Grenze gegen Flüchtlinge «auch von der Schusswaffe Gebrauch machen», europaweit für Empörung gesorgt hatte.
Bei Petrys Forderung nach einer «öffentlichen Diskussion über die Frage, ob Deutschland so viele Muslime wollte» müssten eigentlich alle Alarmglocken schrillen. Die Aussage, getarnt als Ruf nach mehr Demokratie, erinnert an Zeiten, als Deutschland Massnahmen ergriff, weil man nicht so viele Juden wollte… Doch Stichwortlieferantin Brunner zeigt empathisches Verständnis und geht weiter, zur nächsten Frage.
Ein öffentlich-rechtlicher Sender, der die Jahresversammlung einer politischen Randgruppe mittels eines naiv-unkritischen «Tagesgesprächs» mit einer führenden Rechtsaussenfigur aus Deutschland promotet, verspielt seine Glaubwürdigkeit und verdient die Höchststrafe: Schluss mit der Gebührenfinanzierung – so wie es sich die Auns und Frauke Petry wünschen.