Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und verschneite Hänge lassen mein Skifahrerinnenherz höher schlagen. Fast allein kurven wir an diesem wundervollen Freitag im Januar über sanfte Pisten. Wir gleiten über echten Naturschnee, zumindest mehrheitlich. Noch erfreuen uns die meisten Hänge auf der Belalp mit einer selten gewordenen vorindustriellen Jungfräulichkeit.
Hässliche Duschstangen, die zwecks Garantie von Schneesicherheit in schneearmen Zeiten andernorts zu Hunderten aus dem Boden schiessen, zieren hier erst den Rand einer einzigen Piste. Der dazugehörende Speichersee liegt wie eine frische Wunde in der Landschaft. Doch dies vermag unsere Euphorie nicht zu trüben. Von gemütlichen Schleppliften lassen wir uns in luftige Höhen befördern. Auf der Terrasse des 150jährigen Hotels Belalp löschen wir den Durst bei einem Glas Johannisberg, geniessen Ruhe und Aussicht. Die Sonne taucht das Panorama in verheissungsvolles Rot, bevor sie sich verabschiedet. Und wir unser lauschiges Zimmer in der Hamilton Lodge beziehen, auf 2100 Metern – hoch über dem Tal.
Langsam wird es Nacht. Funkelnde Sterne, ein strahlender Mond zum Greifen nahe. Wir sitzen im dampfenden Wasser unter freiem Himmel. Spa auf der Alp. Zugegeben, etwas dekadent – aber unendlich romantisch und entspannend. Die Welt ist nur noch Ruhe und Frieden. Über uns dieser weite Himmel – wir Teil der verschneiten Märchenlandschaft. Hier und da in der Ferne ein warmes Licht hinter vereisten Fenstern. Das Gefühl, eins zu sein mit dem Universum.Wir beglückwünschen uns, diese Perle gefunden zu haben, geniessen in vollen Zügen und beschliessen nach dreitägiger Auszeit, bald wieder zu kommen.
Auf diese Alp, wo der Tourismus sanft ist und noch nicht zerstört hat, was er verspricht. Zurück im Tal, holt uns die Realität bald wieder ein. Ein Blick ins Internet zeigt: Wollen wir noch einmal geniessen, müssen wir uns beeilen. Die Tage der Belalp, wie sie einmal war und ist, sind gezählt. Mit der Volksabstimmung vom 28. November 2010 haben die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Naters die Weichen definitiv gestellt und mit grossem Mehr grünes Licht gegeben für die Modernisierung der Tourismusdestination Belalp. Dazu gehören der Bau einer Reka-Feriensiedlung in Blatten sowie eine zweite Gondelbahn, die stündlich 2000 Personen befördern kann.
Damit wird die bisherige Förderkapazität mehr als verdreifacht. Das gibt Betrieb auf der Alp! Und welch ein Glück: Die neue Bergstation wird nur einen Steinwurf von der Hamilton Lodge entfernt zu stehen kommen. Der Blick vom Hot Tub aus gleitet dann auf die bunte Schar der ankommenden Passagiere, die abendliche Stille wird abgelöst durch das von metallischen Klängen begleitete Schauspiel der in die Garage gleitenden glänzenden 8er Gondeln. Weit weg das Universum – und unser Alptraum ein Albtraum.