«Ohne Medien keine Demokratie» – so lautet eine der Parolen, die für ein JA zum «Massnahmenpaket zugunsten der Medien» werben, über das wir am 13. Februar abstimmen. Es gehe um die «Grundpfeiler der Demokratie», steht in einer Rundmail, die ich kürzlich von einem ehemaligen SP-Parteisekretär erhalten habe. Und in einem Aufruf, der von zahlreichen Prominenten mitunterzeichnet wurde, wird behauptet: «Wer das Medienförderungspaket ablehnt, überlässt die freien Medien ein paar wenigen Milliardären, die sich Meinung kaufen können.»
Mit Verlaub, das ist Nonsens. Wer sich nämlich die Mühe nimmt, die Inhalte des Medienpäcklis etwas genauer anzuschauen, kommt schnell zum Schluss: Zurück an den Absender! Denn auf diesem Weg sind weder «die» Medien noch die Demokratie zu retten.
Oder glaubt tatsächlich jemand, mit der Subventionierung von Zeitungsverträger:innen könnten im 21. Jahrhundert die guten, alten Medien gerettet werden? Das Gleiche gilt für die zusätzlichen Vergünstigungen beim Versand von Vereins- und Verbandszeitschriften.
Menschen sind bereit, für Information und Medien zu bezahlen, wenn sie deren Bedeutung und Nutzen erkennen. So florierte etwa Anfang des 20. Jahrhunderts die linke Presse, weil Bildung und Information in sozialistischen Arbeiterfamilien hochgehalten wurden. Ihren Niedergang mangels Abonnent:innen erlebten die SP-Zeitungen zu einem Zeitpunkt, als sich die SP-Klientel ein Abonnement ohne Not hätte leisten können…
Keine Frage: Auch ich bin der Meinung, dass es um unsere Medienlandschaft nicht gerade gut bestellt ist. Subventionen per Giesskanne an alle, wie im Gesetz vorgeschlagen, sind aber der falsche Weg, um eine Wende zum Besseren zu bewirken. Profitieren würden in erster Linie die Grossen, die in bewährter Art und Weise die Erträge aus den lukrativen Bereichen ihrer Geschäfte einstecken, während die öffentliche Hand für qualitativen Journalismus und Zeitungsverträger:innen am Rande des Prekariats aufkommen soll.
Trotzdem fordern ausgerechnet jene Kreise, die sich gerne kritisch, links, grüngefärbt und progressiv geben ein JA an der Urne. Ohne Wenn und Aber. Denn alle ihre Leibmedien schauen dem Gaul nicht ins Maul, sondern machen ganz einfach die hohle Hand, um etwas von dem geschenkten Kuchen zu ergattern. Ob sie tatsächlich daran glauben, dass mit den vorgeschlagenen Massnahmen die Medienmisere in diesem Land aufgehalten, die Situation gar verbessert werden könnte?
Wohl kaum. Vielmehr hat es die Politik geschafft, auf kongeniale Art und Weise praktisch jedem Medientitel finanziell etwas zu versprechen, – so dass jetzt alle, die auf ein paar zusätzliche Brosamen hoffen, lautstark für ein JA zum Mediengesetz kämpfen.
Was dabei völlig vergessen geht, ist die alles entscheidende Frage: Ermöglicht dieses Päckli den Weg aus der Medienkrise? Sind die vorgesehenen Massnahmen die richtigen Instrumente, um Gegensteuer zu geben gegen den Qualitätsverlust und den zunehmenden Einheitsbrei der Medien?
Auf diese Frage gibt es leider eine klare Antwort: Nein!
Auch Daniel Binswanger reiht sich für einmal ein in die Einheitsfront für die Medien-Brösmeli, die auch seinem Brotgeber zugute kommen würden, und verkündet im online Magazin Die Republik: «Nichts könnte marktwirtschaftlicher sein als das neue Medienförderungskonzept.»
Genau da liegt der Hund begraben: Nichts braucht die Schweiz und ihre Demokratie weniger, als noch mehr marktwirtschaftlichen Unsinn! Früher haben echte Linke noch verstanden, wie die Akkumulation des Kapitals funktioniert. Heutzutage sind sie zu Hobbyornithologen geworden, die sich mit der Aussicht auf Spatzen in der Hand zufrieden geben.
Denn eine tatsächliche Stärkung von Kleinverlagen, Newcomern oder innovativen Formen journalistischer Wissensvermittlung gegenüber den «Grossen» und der kommerzialisierten Medienlandschaft ist absolute Illusion. Solange alles über Geld geregelt wird, werden die Finanzkräftigen immer die Nase vorn haben und den öffentlichen Diskurs bestimmen.
Unsere Gesellschaft, der Journalismus und die Demokratie verdienen und brauchen Besseres. Deshalb mit Überzeugung: NEIN zum absurden und kontraproduktiven Selbstbedienungs-Medienpäckli!
Liebe Gabriela
Danke für deinen klugen Artikel, das Beste, was ich bisher zum Thema gelesen habe. liebe Grüsse, Katharina Gerber-Eggimann