Jawoll – die Schweiz will weiterhin eine starke SRG! … und braucht künftig auch eine öffentlich-rechtliche SDA

Eigent­lich kann ich es nicht mehr hören, das Gejam­mer über die ach so hohen SRG-Gebüh­ren. Die Reduk­tion der gan­zen Geschichte auf das liebe Geld, liegt zwar im Zeit­geist, zielt aber am wirk­lich wich­ti­gen Thema vor­bei. Völ­lig unver­ständ­lich denn auch das 100-Mil­lio­nen-Spar­pa­ket, das SRG-gene­ral­di­rek­tor Gil­les Mar­chand noch am Abstim­mungs­abend in Aus­sicht gestellt hat. Genauso wie der vor­schnelle Ver­zicht auf «Online­texte ohne Sen­de­be­zug». Hallo? Dies am Abend eines Abstim­mungs­sonn­tags mit 71,6% Zustim­mung zur SRG und zum Prin­zip der öffent­lich-recht­li­chen Medien?

SP-Frak­ti­ons­chef Roger Nord­mann bringt es in sei­nem State­ment im Tages­an­zei­ger auf den Punkt, wenn er for­dert: «Nach die­sem Abstim­mungs­er­geb­nis heisst es jetzt: Schluss mit dem Zir­kus.» Die Poli­tik solle die SRG nun in Ruhe las­sen und statt­des­sen die Pro­bleme bei den pri­va­ten Medien angehen.

Doch diese befeu­ern wei­ter­hin die Gebüh­ren-Dis­kus­sion. Heute titeln die Tame­dia-Media-Blät­ter vom Tagi bis zum Bund, gestützt auf eine vom Kon­zern durch­ge­führte «Nach­be­fra­gung»: «Mehr­heit ist für Bil­lag-Gebühr von 200 Fran­ken». Kün­digt hier ein Medi­en­kon­zern bereits seine Unter­stüt­zung für die näch­ste, von der SVP ange­drohte, Initia­tive an?

Wie genau die Fra­gen lau­te­ten, steht nicht im Arti­kel. Liest man jedoch mehr, als nur den fet­ten Titel, wird das «Resul­tat» bereits rela­ti­viert: «62 Pro­zent unter­stüt­zen gemäss der Nach­be­fra­gung jeden­falls eine Sen­kung der Radio- und Fern­seh­ge­büh­ren auf 200 Fran­ken bestimmt oder eher.»

Zum Ver­gleich: Ein Jah­res­abo beim Tages­an­zei­ger kostet pro Jahr 568 Fran­ken – inklu­sive Sonn­tags­zei­tung gar 740 Fran­ken. Der Bund kostet 611 Fran­ken, die NZZ 748 Fran­ken. Ja, diese Abos sind «frei­wil­lig» – und ja, ich habe sie alle gekün­digt. Weil ich nicht län­ger gewillt bin, Kon­zer­nen Geld zu bezah­len, die auf dem Buckel von Jour­na­li­stIn­nen, Drucke­rIn­nen und Zei­tungs­ver­trä­ge­rIn­nen Gewinn machen.

Wir brau­chen neue, andere Wege, um die Viel­falt und Qua­li­tät unse­rer Infor­ma­tio­nen zu sichern. Ein schla­gen­des Bei­spiel dafür ist das Trau­er­spiel rund um die SDA: Sie gehört gröss­ten­teils den gewinn­ori­en­tier­ten pri­va­ten Medi­en­ver­la­gen – die sie nun tot­spa­ren wollen.

Infor­ma­tion ist ein zu kost­ba­res Gut, als dass man es dem Markt über­las­sen darf! Des­halb soll­ten auch kein Rap­pen öffent­li­cher För­der­gel­der in die Kas­sen von gewinn­ori­en­tier­ten Medi­en­un­ter­neh­men flies­sen. Wo Lob­by­grup­pen ihre Welt­an­schau­ung ver­brei­ten wol­len, fin­den sich auch die ent­spre­chen­den Mit­tel. Egal, ob links oder rechts.

Unab­hän­gige, mit Recher­chen belegte und kri­ti­sche Infor­ma­tion hin­ge­gen braucht eine andere Trä­ger­schaft, muss brei­ter abge­si­chert wer­den. Dazu braucht es «unab­hän­gige» – also öffent­li­che Gel­der. Nur so kann die soge­nannte Vierte Gewalt die ihr zuge­schrie­bene Funk­tion auch tat­säch­lich wahrnehmen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.