Humanitäre Schweiz — ein Auslaufmodell?

Aus der tür­kisch-grie­chi­schen Grenzregion errei­chen uns erschüt­tern­de Meldungen über den Einsatz von schar­fer Munition und aggres­si­vem Tränengas gegen ver­zwei­fel­te Menschen. Bilder zei­gen, wie Flüchtende in ihren klei­nen Booten aufs offe­ne Meer zurück­ge­stos­sen werden.

Das Timing hät­te per­fek­ter nicht sein kön­nen: Just in der Woche, als die «Festung Europa» ein­mal mehr auf bru­tals­te Art und Weise gegen Menschen auf der Flucht mobil macht, erscheint das neue DEZA-Magazin «Eine Welt».

Auf dem Cover zwei Grenzwächter in gel­ber Weste, die einen Güterzug nach ver­steck­ten Flüchtlingen absu­chen. Dazu in gros­sen Lettern der Titel «Sicherheit in Osteuropa. Wichtig für Europa, wich­tig für die Schweiz».

Wohlgemerkt, bei «Eine Welt» han­delt es sich um eine Publikation der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, auf deren Website steht: «Eine Welt ohne Armut und in Frieden, für eine nach­hal­ti­ge Entwicklung: Das ist das Ziel der IZA der Schweiz, wel­che ein fes­ter Bestandteil der Aussenpolitik des Bundesrats ist.»

Schweizer Entwicklungszusammenarbeit als Engagement im Kampf gegen Armut, die Menschen in pre­kä­ren Situationen hilft und für die Schwachen Partei ergreift. Ausgaben für Notleidende, ohne dass die rei­che Schweiz direkt pro­fi­tiert  – das war ein­mal. Seit Ignazio Cassis Aussenminister ist, gilt auch bei der Deza die unmiss­ver­ständ­li­che Devise: «Switzerland first».

Getreu die­sem Leitspruch pro­pa­giert das aktu­el­le Deza-Magazin auf nicht weni­ger als 14 Seiten den Einsatz von Entwicklungsgeldern für Sicherheits- und Grenzschutzmassnahmen in Osteuropa. Die Projektbeispiele rei­chen von der Ausstattung pol­ni­scher Grenzposten über Hochwasserschutzmassnahmen in Ungarn bis zur Unterstützung von Polizeireformen in Rumänien und Bulgarien. Alles finan­ziert mit Geldern aus dem Erweiterungsbeitrag der Schweiz an die neu­en Mitgliedstaaten der EU.

Bezeichnend für die zyni­sche Haltung der Deza-Oberen und ihrer Sprachrohre ist, dass bei der Bewertung der oben genann­ten Projekte nicht die Verbesserungen für die Menschen vor Ort im Zentrum steht, son­dern der Nutzen für die Schweiz und deren «Sicherheit».

Ein wei­te­rer  Artikel im glei­chen Heft bläst noch­mals ins glei­che Horn: Bei der Frage nach den Wechselwirkungen zwi­schen Migration und Entwicklung beschreibt die Autorin, wel­che Art von «Entwicklungshilfe» dazu bei­tra­gen kann, Migrationsbewegungen «ein­zu­däm­men».

Will da ein Bundesrat sein gros­ses Vorbild, den US-Präsidenten Trump kopie­ren? Dieser kürz­te die Unterstützung an die Zentralamerikanischen Staaten, um mehr Mittel in den Mauerbau und Grenzschutz zu pum­pen. Zynischer geht’s nimmer.

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