Grosses Stelldichein der Vogelfreund:innen am ersten Oktoberwochenende: Anlässlich des Internationalen Zugvogeltags trafen sich Vogelschutzgruppen und Ornitholog:innen an zahlreichen Orten in Europa, um den aktuellen Vogelzug zu beobachten und um Vogelarten zu zählen. Bereits zum 29. Mal luden BirdWatch, die Ortsgruppe Waldshut-Tiengen des Naturschutzbundes und der Naturschutzverein Bachsertal gemeinsam auf den Wannenberg, an der deutsch-schweizerischen Grenze am Hochrhein gelegen.
Wir hatten zufällig von diesem Anlass erfahren und machen uns trotz regnerischem Sonntagvormittag auf den Weg. Zuerst mit der S‑Bahn nach Hüntwangen, von dort dem idyllischen Rheinufer entlang, dann über Wasterkingen durch Wald und Wiese hinauf auf den Wannenberg. Nach den angesagten Regengüsschen bricht die Sonne durch die Wolken – die Landschaft erstrahlt in warmem Licht, in den Bäumen rauscht der Wind.
Schon von weitem erkennen wir den bunten Infowagen und eine Menschengruppe, die sich auf dem Wannenberg eingefunden hat. Als wir den Treffpunkt erreichen, hält einer der Organisatoren gerade einen eindringlichen Vortrag über die schwindende Biodiversität und den Klimawandel, der auch die Vogelwelt bedroht. «Die Veränderungen gehen so schnell, dass die Evolution längst nicht mehr mithalten kann», konstatiert er und ergänzt: «Was wir aktuell erleben, ist nicht bloss Klimaerwärmung oder Klimawandel, sondern eine Klimakatastrophe…»
Vielsagendes Nicken bei den Zuhörenden. Nach dem letzten Hitzesommer, geprägt von Überschwemmungen und Dürren, dürften alle Anwesenden mit dem Fazit des Redners übereinstimmen: «Die Zeit drängt – wir müssen handeln!»
Ein wenig versöhnlich und hoffnungsvoll stimmt die anschliessende Zwischenbilanz der Zugvogelstatistik: Seit sich der Regen verzogen hat, wurden sogar einige Vögel gesichtet, die hier eher selten zu sehen sind. Bereits habe man an diesem Sonntag über 700 Zugvögel gezählt, sagt der für die Statistik zuständige Vogelbeobachter.
Tatsächlich ziehen, vom Rhein herkommend, gerade zahlreiche Rauchschwalben über unsere Köpfe. Sie kommen im Wind angetanzt, als wollten sie sich von uns verabschieden und sagen: «Wir kommen wieder, im nächsten Sommer…»
Während die Schwalben von ihren Flügeln getragen durch die Lüfte und gen Süden in ihr Winterquartier segeln – in Bezug auf das Klima quasi emmissionsfrei – dröhnen immer wieder Flugzeuge Richtung Anflugschneise zum Flughafen Kloten über den Wannenberg. Und auch die Naturfreund:innen der Gattung «Homo sapiens» haben in unübersehbarer Zahl ihre Motorfahrzeuge auf dem Wannenberg parkiert. Wir fragen uns, wann die Menschen endlich beginnen vom Reden und Nicken zum Handeln zu schreiten, statt zu motorfahren. Ohne Wenn und Aber.