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Barista für Ratsuchende
und Beraterin für
Rüstungsinvestments

Der morgend­liche Newsbeitrag auf RTS vom 29. August lässt aufhorchen: Nicoletta della Valle, die ehemalige Chefin des Bundesamtes für Polizei, Fedpol, die Anfang Jahr zurück­ge­treten ist, sitzt neu im Beirat der israe­li­schen Investmentgesellschaft «Champel Capital».

Eine Firma mit Sitz in Jerusalem, die bei uns (noch) wenig bekannt ist. Gegründet wurde das Unternehmen 2017 vom schwei­ze­risch-israe­li­schen Doppelbürger Amir Weitmann, zusammen mit seinem Genfer Freund aus Kindheitstagen Arié Benguigui.

Weitmann ist vor über 20 Jahren in eine orthodoxe Siedlung auf besetztem palästi­nen­si­schem Boden ausge­wandert. Der Likud-Parteigänger ist ein bekannter Hardliner in Sachen israe­li­scher Expansions- und Apartheidpolitik und nimmt diesbe­züglich kein Blatt vor den Mund. Vor allem in den Westschweizer Medien ist der in Genf aufge­wachsene Extremist Weitmann immer wieder zu hören, doch auch auf geschäft­licher Ebene pflegt er seine Beziehungen zur Schweiz.

So lädt Champel Capital für die Lancierung eines neuen Funds mit Fokus auf die Bereiche «Sicherheit und Verteidigung» zum Pitching-Event am 9. September nach Zürich ins Gryffenberghaus an der Bahnhofstrasse, und am 10. September nach Genf. Laut NZZ wollen Weitmann und seine Mitstreiter 100 Millionen USD in diesen boomenden Sektor investieren.

In seinen Posts auf Linkedin beschreibt Amir Weitmann regel­mässig und mit deutlichen Worten, um was es dabei geht. Europas Rüstungsindustrie, frohlockt er zum Beispiel, wachse dreimal schneller als noch vor dem Ukrainekrieg, was diesen Sektor für Investoren besonders inter­essant mache.

Mit Blick auf Israels aktuelle Kriegsmanöver im Nahen Osten zeigt sich Weitmann optimi­stisch, dass auch seine Firma daraus Profit ziehen werde: «Wenn dieser Konflikt beendet ist, wird Israels deutlich verbes­serte Position in Bezug auf Strategie und Sicherheit eine Welle des Wachstums in der Wirtschaft sowie bei Finanzen und Investitionen auslösen – angesichts der heiklen globalen Situation insbe­sondere im Sicherheits- und Verteidigungssektor. Wir bei Champel Capital sind gut positio­niert, um diese einmalige Gelegenheit zu nutzen, da wir uns auf Investitionen im Verteidigungs- und Sicherheitssektor konzen­trieren werden.»

Im sechs­köp­figen Beirat, der die israe­li­schen Unternehmer bei der Wahl ihrer Investitionen im Rüstungssektor berät, sitzen neben Nicoletta della Valle der US-ameri­ka­nische Ex-Militär John W. Spencer, der als «weltweit führender Experte in städti­scher Kriegsführung» gilt, und der pensio­nierte Generalleutnant der United States Air Force Thomas J. Trask. Weiter dabei sind der Ex-IDF-Generalmajor Yoav Har-Even, der als Hardliner bekannte ehemalige israe­lische Polizeipräsident Kobi Shabtai und der Schweizer ETH-Ingenieur David Shapira, aktuell CTO bei der Firma Swiss Innovation Forces AG. Diese 2022 gegründete Aktiengesellschaft ist ein privat­wirt­schaftlich organi­siertes Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört und dessen Aufgabe es ist, «Innovationsprojekte für die Schweizer Armee anzustossen».

Mit anderen Worten: Ein aus Steuergeldern bezahlter Schweizer Ingenieur, der fürs VBS arbeitet, sitzt im Beirat eines israe­li­schen Unternehmens, das in grossem Stil in Kriegs- und Rüstungsindustrie investiert. Er tue dies, ist auf NZZ online nachzu­lesen, «in privater Funktion»…

Die ehemalige oberste Bundespolizistin Nicoletta della Valle, einzige Frau im Rüstungsfund-Beirat, gehöre «zu den erfah­rensten Schweizer Sicherheitsexpertinnen», ist auf der Website der Investmentgesellschaft zu lesen, und verfüge über «eine einmalige Kombination von juristi­schem Fachwissen, opera­tiver Führungskompetenz und Erfahrungen in grenz­über­schrei­tender Koordination, was sie zu einer strate­gi­schen Beraterin in den Bereichen nationale Sicherheit, Polizeiarbeit und staat­licher Gouvernanz macht».

Nicoletta della Valle macht also unver­froren ihre «Erfahrungen» im Fedpol zu Geld. Anfragen von RTS zu ihrem neuen Job liess sie mit dem Hinweis, es handle sich hier um eine Privatsache, unbeant­wortet. Aus früheren Medienberichten ist aller­dings bekannt, dass della Valle ein grosser Israel-Fan ist, was auch ihre Posts auf Social Media bestä­tigen. Dies dürfte ein weiterer Grund sein, weshalb sie offenbar keine Hemmungen hat, sich ihr Know-how von der von israe­li­schen Extremisten geführten Champel Capital vergolden zu lassen.

Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass im Berner «Bund» ein Artikel über die gleiche Nicoletta della Valle erschienen ist, für den sie mit ihren Auskünften wesentlich freigie­biger war: Im Porträt über die ehemalige Bundesbeamtin schwärmte die Barista Nicoletta von ihrem neuen Leben als Betreiberin einer Kaffeebar mit Beratungsangebot für Menschen, die Unterstützung brauchen, etwa beim Schreiben von Bewerbungen oder bei der Anmeldung bei der Gemeinde.

Ihr Gerechtigkeitssinn lasse sie nicht ruhen, begründet della Valle ihr Engagement und präsen­tiert sich der Zeitung als sozial mitfüh­lende Staatsbürgerin. «Aus meiner heute privi­le­gierten Position wollte ich etwas Nützliches zurück­geben», lässt sie sich im Bund zitieren und verriet der Journalistin auch, dass sie einiges an Geld in das Projekt investiert habe.

Das Bild der netten ehema­ligen Fedpol-Chefin, die zur sozial engagierten Kaffeebarbetreiberin mutiert, ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was Nicoletta della Valle in ihrem anderen, ohne Frage lukra­ti­veren neuen Job bei den israe­li­schen Kriegsinvestoren treibt.

Während sie sich in ihrem Berner Quartierlokal mit Beratungsecke als Philanthropin darstellt, hat sie keinerlei Skrupel, ihre im langjäh­rigen Dienst der Eidgenossenschaft erwor­benen Netzwerke und Kenntnisse in den Dienst einer von israe­li­schen Ultrarechten geführten Firma zu stellen. Eine Firma und deren Chefs, die den aktuellen Völkermord in den von Israel besetzten Gebieten massgeblich unter­stützen. Das jedoch war im halbsei­tigen Bund-Artikel kein Thema.

Eigentlich wäre dies aber ein klarer Fall für Sanktionen gegenüber israe­li­schen Unternehmen, wie sie die UNO-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese schon lange fordert. Statt dass man jedoch in der Schweiz Firmen wie Champel Capital mit Sanktionen oder gar einem Verbot von geschäft­lichen Aktivitäten belegt, profi­tieren die radikalen Israelis vom Know-how, das eine langjährige Geheimnisträgerin auf Staatskosten erworben hat, und lassen sich darüber hinaus auch noch von einem aktuell für die Schweizer Armee tätigen Ingenieur beraten.

Wo bleibt der Aufschrei? Der Ruf nach Sanktionen? Nach Boykott von israe­li­schen Investmentgesellschaften?

Während unsere Behörden im Juni mit aller Macht versuchten, die Auftritte der UNO-Beauftragten Francesca Albanese zu verhindern, schreit kein Schweizer Hahn danach, wenn eine israe­lische Investmentfirma ihr Business in Zürich und Genf an promi­nen­tester Adresse promotet.

Weil Frau della Valle im Beirat sitzt?


Nachtrag vom 21. September 2025:

Ein Augenschein auf der Website von Champel Capital zeigt: Die kritische Berichterstattung sowie ein diesbe­züg­licher politi­scher Vorstoss im Nationalrat haben gewirkt: David Shapira musste offenbar aus dem Beirat der israe­li­schen Investment Firma zurücktreten…

Nachtrag vom 9. Oktober 2025:

Das neuste Update der Champel-Capital Website zeigt: Auch Nicoletta della Valle sitzt nicht mehr im Beirat des Rüstungsfonds von Champel Capital! Offenbar musste auch sie dem Druck nachgeben – vermutlich, um ihr Berner Bar-Projekt, das am 18. Oktober starten soll, zu retten…. 

Das Fazit: Es lohnt sich, genau hinzu­schauen, aufzu­decken, Klartext zu schreiben! Immerhin sind Shapira und della Valle nun ausge­schieden – trotzdem gilt es weiterhin, bei den Geschäften von Champel Capital in der Schweiz genau hinzuschauen…

7 Antworten auf „Barista für Ratsuchende
und Beraterin für
Rüstungsinvestments“

  1. Ja das ist eine der unzäh­ligen vielen Adern und Aederchen die von Israel in die Schweiz reichen. Das meiste ist unter­ir­disch. Man vermutet bei vielen in Akademie und Wissenschaft und Finanz ähnliche verbandelungen.
    Mir wird dabei immer physisch übel.

  2. Danke für die wichtigen Erweiterungen zur Recherche von RTS! Als nächster Schritt müsste die ganze militä­rische Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Israel thema­ti­siert und abgestellt werden. Diese ist nichts weniger als völker­rechts­widrig. Die Schweiz ist in diesem “Geschäft” ein relativ kleiner Fisch. Aber wir sind angeblich “neutral” und “humanitär”. Ausserdem sind die israe­li­schen Drohnen nach zehn Jahren Bastelei immer noch eine Art Bodenroboter. Als Rasenmäher oder Staubsauger sind sie zu teuer.
    Wer noch bei Sinnen ist, kauft Drohnen heute in der Ukraine. Deren Drohnen fliegen und sind kampferprobt.

  3. Auch ich bin schockiert.
    Einmal mehr beleuchtet Dein Beitrag Abgründe, die sich für durch­schnitt­liche MedienkonsumentInnen in unserer täglichen Information unmöglich erfassen lassen.
    Danke für Dein Recherchieren und Publik Machen.
    Es wäre dringend nötig, dass die Informationen ein breitere Publikum erreichen könnten.
    Teilen wir Deinen Blog, wo wir können!

  4. Vielen Dank für die gute Recherche. Es handelt sich wohl nur um die Spitze des Eisbergs. Bringen wir ihn zum Abschmelzen.

  5. Ich bin schockiert. Wegen der – wie ich erst jetzt reali­siere – völlig unkri­ti­schen Berichterstattung in den Deutschschweizer Medien hätte ich Frau della Valle niemals so eine kriegs­trei­be­rische Rolle zugetraut. Es wäre an der Zeit, dass sich die Medien sämtlichen Verflechtungen der Schweiz mit der israe­li­schen Regierung, dem israe­li­schen Militär und der israe­li­schen Rüstungsindustrie widmen würden. Es nützt nicht viel, wenn Historiker/​innen in 50 Jahren beleuchten, wie sehr die offizielle Schweiz und Schweizer Politiker versagt haben. Jetzt muss es einen Aufschrei und einen Ruck geben durch alle Bevölkerungsschichten hindurch und den stärksten Ruck sollten wir von Bundesrat und Parlament erwarten. Ich bin absolut überzeugt, dass es im Sinne der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung wäre, die Zusammenarbeit mit Israel zu stoppen, um weitere Kriegsverbrechen zu verhindern. Der Bundesrat täuscht sich, wenn er meint, er handle im Interesse des Schweizer Volkes. Das Volk will nicht, dass es in 50 Jahren heisst, die Schweiz habe nur wirtschaftlich profi­tiert und sich nicht am Versuch beteiligt, einen Völkermord zu verhindern, obwohl die Mittel dazu vorhanden gewesen wären.

  6. Mir wurde beim Lesen dieses Artikels übel, die Schweiz ist sowas von schein­heilig. Danke für das Zusammentragen so wichtiger Informationen aus verschie­densten Quellen, das bekommt man sonst nirgends so zu lesen.

    Liebe Grüsse

    Caroline

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