Die Paradise Papers zeigen einmal mehr: Reiche und Mächtige wissen die globalen Vernetzungen für sich zu nutzen. Dadurch werden sie immer reicher und mächtiger. Was ihnen wiederum erlaubt, das System weiter zu ihren Gunsten zu optimieren und auszureizen. Sie tun dies schamlos. Und schamlos richten sie Stiftungen ein, aus einem Bruchteil ihres Vermögens, und plustern sich als Wohltäter für die Armen dieser Welt auf.
Viele der aktuell ans Licht gezerrten Geschäfte sind zwar nicht illegal, aber ethisch fragwürdig. Das wird weltweit so kommentiert, ausser im Neuen Zürcher Zentralorgan des Neoliberalismus. Wirtschaftsredaktor Peter A. Fischer im Originalton: «Ob des ganzen Medienrummels sollte aber nicht in Vergessenheit geraten, dass fast jedes noch so sinnvolle Instrument missbraucht werden kann. Das heisst in den seltensten Fällen, dass dieses Instrument deswegen grundsätzlich schlecht ist.»
Mit anderen Worten: Die Instrumente, die sogenannte «Steueroptimierungen» ermöglichen, sind nicht das Problem, sondern deren Missbrauch. Dieses Mantra hat man in ganz anderem Zusammenhang kürzlich wieder gehört. US-Präsident Donald Trump argumentiert in gleicher Weise, wenn es um Waffenverbote geht. Nach dem jüngsten Massaker, wo 26 Menschen in einer Kirche in Texas erschossen wurde, meinte er lakonisch, die USA hätte viele Probleme «mit geistiger Gesundheit», nicht aber mit Schusswaffen.
Stimmt. Eine Waffe, die nicht gebraucht wird, richtet keinen Schaden an. Daraus zu folgern, dass sie per se nicht schlecht sei, ist gewagt. Denn: Ziel und Zweck einer Schusswaffe ist und bleibt ihre Funktionstüchtigkeit. Das heisst, dass man damit töten kann. Und bei einer Schnellfeuerwaffe, dass man in kurzer Zeit möglichst viele weiche Ziele trifft.
Genauso verhält es sich mit Offshore-Angeboten: Sie sind darauf ausgelegt, die Lücken im globalisierten System auszunützen. Wäre das nicht ein so florierendes Geschäft, gäbe es keine Nachfrage nach illegitimen Machenschaften. Das Geschäftsmodell von Firmen wie Appleby oder Mossack Fonseca wäre längst implodiert.
Deshalb braucht es dringend starke Regulierungen und wirksame Kontrollen der internationalen Finanzströme. Genauso wie restriktive Waffengesetze. Dies gilt übrigens nicht nur für die USA, sondern auch für die Waffenhändler in der Schweiz: Deren Forderung nach einer Aufweichung der bestehenden Gesetzgebung, damit sie ihre mörderischen Produkte auch in Bürgerkriegsländer exportieren dürfen, ist an Zynismus kaum zu überbieten.